Prozess um Vierfachmord: Weitere Brandstiftung?
Im Prozess um den Vierfachmord von Solingen bringt die Nebenklage den
Angeklagten mit einem vierten Feuer in Verbindung. Er habe Bezüge zu
dem betroffenen Wohnhaus in Wuppertal.
Wuppertal (dpa/lnw) - Im Prozess um den Vierfachmord von Solingen ist
der Angeklagte mit einem weiteren, vierten Feuer in Verbindung
gebracht worden. Es habe im Keller eines Wohnhauses in Wuppertal am
5. Januar 2022 gebrannt, sagte Nebenklage-Vertreterin Seda
Ba?ay-Y?ld?z. Bewohner hätten mit einer Drehleiter gerettet werden
müssen.
In diesem Haus habe nicht nur die Freundin des Angeklagten früher
gewohnt, sondern auch ein Mann, mit dem der Angeklagte Streit gehabt
und sich sogar einmal geprügelt habe.
Die Auswertung der Festplatten habe ergeben, dass der Angeklagte noch
in der Brandnacht versucht habe, über die Suchmaschine Google etwas
zum Feuer in Erfahrung zu bringen. Die Anwältin beantragte, den
damaligen Kontrahenten des Angeklagten, einen Marokkaner, als Zeugen
zu hören zum Hintergrund des Streits. Zudem sollten die Ermittler
prüfen, ob es Parallelen bei der Brandlegung zu den bereits
gestandenen Taten gebe.
Im Laufe des Prozesses hatte die Anwältin zahlreiche Hinweise auf
eine etwaige rassistische Motivation des geständigen Angeklagten
zutage gefördert. So waren ein rassistisches Gedicht aus der Garage
des Angeklagten, NS-Literatur, ein rassistischer Chat mit seiner
Freundin, 166 Dateien mit rechtsextremem Inhalt auf einer Festplatte
und ein Polizeivermerk aufgetaucht, wonach es sich um eine
rechtsextrem motivierte Tat gehandelt haben könnte.
Die Polizei sah sich harter Kritik ausgesetzt und ist derzeit damit
befasst, umfangreich nach zu ermitteln.
Richter: «Darf nicht passieren»
Auch der Vorsitzende Richter Jochen Kötter hatte sich erstaunt
gezeigt: «Ich könnte da auch aus der Haut fahren, wenn ich das sehe»,
hatte er gesagt. «Ich muss Ihnen zugestehen, dass das nicht passieren
darf.»
Die Ermittler hatten argumentiert, das Meiste sei dem Angeklagten
nicht eindeutig zuzuordnen und deswegen aussortiert worden.
Wuppertals Polizeipräsident hatte nach der Festnahme des geständigen
Angeklagten gesagt, dass es keine Hinweise auf einen rechtsradikalen
Hintergrund gibt.
Die Anwälte der Angehörigen hatten darauf hingewiesen, dass in den
vom geständigen Angeklagten angezündeten Häusern fast ausschließlic
h
Menschen mit Migrationshintergrund gelebt hätten. Eine der
Brandstiftungen sei am Jahrestag der Pogromnacht gewesen.
Bei dem tödlichen Feuer starben zwei kleine Kinder und die Eltern
Der mutmaßliche Mörder und Brandstifter hat bereits gestanden. Bei
dem tödlichen Feuer am 25. März 2024 starb in Solingen eine
bulgarische Familie im Dachgeschoss - die 28 und 29 Jahre alten
Eltern und ihre beiden Töchter im Alter von drei Jahren sowie wenigen
Monaten. Als Motiv gab der Angeklagte «Stress mit der Vermieterin»
an. Ihm war wegen Mietrückständen gekündigt worden.
Der deutsche Angeklagte gestand neben mehreren Brandlegungen auch
eine Macheten-Attacke, bei der er einen Bekannten lebensgefährlich
verletzte. Der 40-Jährige muss sich in Wuppertal wegen vierfachen
Mordes und zahlreichen Mordversuchen vor Gericht verantworten. Ein
Psychiater hatte ihn als hochgefährlich eingestuft.
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