Prozess um Maradonas Tod muss neu aufgerollt werden
Eine Richterin soll ohne Genehmigung eine TV-Doku über den Fall
gedreht haben. Nach Befangenheitsanträgen tritt sie zurück. Das hat
Folgen.
San Isidro (dpa) - Der Strafprozess gegen das medizinische Team der
argentinischen Fußball-Legende Diego Maradona ist geplatzt. Weil eine
Richterin der dreiköpfigen Kammer sich nach Befangenheitsanträgen aus
dem Fall zurückgezogen hat, muss das Verfahren nun neu aufgerollt
werden. Der bisherige Prozess wurde von den beiden verbliebenen
Richtern für nichtig erklärt, berichtete der Fernsehsender TN.
Zuvor war die Richterin Julieta Makintach wegen ihrer Mitarbeit an
einem nicht genehmigten Dokumentarfilm für 90 Tage vom Dienst
suspendiert worden. Zuletzt war bekanntgeworden, dass die Juristin
ohne Genehmigung und Wissen ihrer Kollegen eine TV-Dokumentation über
den Prozess gedreht hatte. In lokalen Medien tauchte ein Trailer und
der Entwurf für eine erste Episode der Doku auf. Die Anwälte der
Angeklagten, der Nebenkläger und die Staatsanwaltschaft warfen der
Richterin daraufhin Befangenheit vor, worauf sie sich aus dem
Verfahren zurückzog.
«Richterin Makintach hat nicht unparteiisch gehandelt. Ihr Verhalten
hat sowohl der Staatsanwaltschaft als auch der Verteidigung
geschadet», zitierte die Zeitung «La Nación» den Richter Maximilian
o
Savarino.
Beweise und Zeugenaussagen müssen erneut vorgelegt werden
Nun muss eine neue Strafkammer bestellt werden. Alle Beweise und
Zeugenaussagen aus den bislang 21 Verhandlungstagen müssen erneut
vorgelegt werden. «Ich wünsche allen viel Glück und dass ihnen die
Gerechtigkeit widerfährt, die sie verdienen», sagte Richterin
Verónica Di Tommaso.
Seine Mandantinnen seien sehr enttäuscht, sagte Anwalt Fernando
Burlando, der Maradonas Töchter Dalma und Gianinna vertritt, im
Fernsehen. Medienberichten zufolge brachen sie bei der Verkündung der
Entscheidung in Tränen aus. «Um die Fehler zu bereinigen, müssen drei
neue Richter bestellt und sollte so schnell wie möglich eine neue
Verhandlung angesetzt werden», sagte Burlando.
Angeklagten drohen bis zu 25 Jahre Haft
Seit März stehen in San Isidro nördlich von Buenos Aires sieben Ärzte
und Pfleger von Maradona vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft
Maradonas Leibarzt Leopoldo Luque, seiner Psychiaterin Agustina
Cosachov und einem Psychologen, einem weiteren Arzt, der
medizinischen Koordinatorin der Krankenversicherung und zwei Pflegern
Totschlag vor. Alle Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück. Im Falle
einer Verurteilung drohen ihnen Freiheitsstrafen von bis zu 25
Jahren.
Maradona war am 25. November 2020 in einer privaten Wohnanlage im
Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Wenige Wochen
zuvor hatte er sich einer Gehirnoperation unterzogen. Nach
Einschätzung der Ermittler waren bei der häuslichen Pflege des
gesundheitlich schwer angeschlagenen Weltmeisters von 1986 massive
Fehler gemacht worden.
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