Was hilft wirklich dabei, mit dem Rauchen aufzuhören? Von Antje Kayser und Sandra Trauner, dpa

Schluss mit dem Rauchen: Der Weg dahin ist für viele hart.
Eingefahrene Rituale können ein größeres Problem sein als die
Nikotinabhängigkeit an sich, sagen Expertinnen. Das bietet
Ansatzpunkte.

Frankfurt/Berlin (dpa) - Nikotinpflaster, ein starker Wille, das
soziale Umfeld - was hilft entscheidend dabei, mit dem Rauchen
aufzuhören? Fachleuten zufolge sind oft mehrere Versuche nötig - und
Unterstützung aus dem Umfeld. Statistisch gesehen sei eine
Kombination aus Nikotinersatztherapie und Unterstützung - in
speziellen Gruppen oder auf andere Weise - das erfolgversprechendste,
sagt Marina Hinßen von der Berliner Charité. 

Das Frankfurter Institut für Suchtforschung hatte 2022 knapp 6.200
Raucher und Ex-Raucher befragt. Auf die Frage, was ihnen beim
Abgewöhnen half, nannten über 2.000 Teilnehmer ihre Willenskraft. Auf
Platz zwei lag die Unterstützung des sozialen Umfelds. Eine
Nikotinersatztherapie war nur für gut 1.000 Befragte der
Gamechanger. 

Was motiviert Aussteiger?

Der Umfrage zufolge benötigten diejenigen, die mit dem Rauchen
aufgehört hatten, im Mittel etwa vier ernsthafte Rauchstopp-Versuche.
Der Wendepunkt war demnach oft eine Krankheit oder bei Frauen eine
Schwangerschaft. Manche hörten auch für die Kinder, Enkelkinder oder
Partner auf. Eine häufig genannte Motivation war «schlechter
Geruch». 

Was hilft beim Durchhalten?

Der erste Schritt sei ein Rauchstopp-Datum, sagt Gertraud Stadler von
der Berliner Charité. Bedingungen wie ein anstehender Urlaub mit
Ortswechsel seien hilfreich. «Alles was hilft, Gewohnheiten zu
brechen.» 

Die ersten Tage könnten von starken Entzugserscheinungen geprägt
sein. Soziale Unterstützung, Ermutigung, Lob seien wichtig in dieser
Zeit, erklärt Stadler. Auch für den Partner sei das keine einfache
Zeit, die rauchende Person sei sehr irritierbar und zeige auch
körperliche Symptome wie Schwitzen. 

Ablenkung und Spaziergänge seien hilfreich. Nikotinpflaster und
-kaugummis können helfen, die Gewohnheit vom Verhalten zu entkoppeln
und das Nikotin auszuschleichen, wie Stadler sagt. 

Viele Teilnehmer der Frankfurter Studie fanden Ersatzhandlungen
hilfreich: Neben Essen und Sport wurden zum Beispiel «fünf
Liegestütze, wenn ich das Verlangen habe, zu rauchen» und «am
Aschenbecher riechen» genannt. 

Was erschwert das Abgewöhnen? 

Gemeinsames Rauchen ist schwer zu ersetzen. Häufig wurden von
Studienteilnehmern Rituale genannt, die mit dem Griff zur Zigarette
verbunden sind: Rauchpausen am Arbeitsplatz oder das Treffen mit
anderen Rauchern in der Kneipe zum Beispiel. 

In der Frankfurter Analyse heißt es, «dass verhaltensbezogene
Aspekte, insbesondere langjährig eingeübte Gewohnheiten und
Situationen mit Triggerfunktion, eine deutlich höhere Bedeutung für
die Aufrechterhaltung von Rauchgewohnheiten haben als manifeste
Abhängigkeitssymptome».

Sind die Chancen in der Summe also eher gering?

Nein, wie Hinßen, sagt: Fast jeder schaffe es irgendwann, mit dem
Rauchen aufzuhören. «Wenn ich wirklich mental frei und unabhängig
sein will, dann funktioniert das natürlich darüber, dass ich das
Ganze positiv ersetze und dass ich wirklich meine Strukturen und
Gewohnheiten verändere.» Verhaltensbezogene Ansätze seien wichtiger
als der Fokus auf die Nikotinabhängigkeit. 

Dabei spielen auch offizielle Regelungen eine Rolle. In Australien
zum Beispiel darf an vielen öffentlichen Orten nicht geraucht und es
muss Abstand zu Eingängen gehalten werden. «Diese sozialen Maßnahmen

sind eigentlich am wirksamsten», sagt Stadler. Für Raucher sei es
dann leichter, im öffentlichen Raum weniger zu rauchen und rauchfrei
zu werden.

Helfen E-Zigaretten, mit dem Rauchen von Zigaretten aufzuhören? 

Eine eindeutige Antwort darauf gebe es nicht, sagt Hinßen,
Teamleiterin des Rauchpräventionsprojektes «nachvorn». Zwar seien die

Erfolgschancen statistisch betrachtet etwas höher als ohne, wenn man
mit einer nikotinhaltigen E-Zigarette aufhöre, Tabakzigaretten zu
rauchen. Ein großer Teil bleibe dann aber bei der E-Zigarette und
habe seine Sucht im Grunde nur verlagert: Die Nikotinabhängigkeit
besteht weiter. Und: Auch E-Zigaretten haben ersten
Studienergebnissen zufolge gesundheitliche Folgen.

Was ist über die Risiken von E-Zigaretten bekannt?

Zwar seien die Schadstoffmengen in E-Zigaretten insgesamt geringer
als in Tabakzigaretten, sie beeinträchtigten aber trotzdem die
Atemwege und belasteten das Herz-Kreislauf-System, sagt Hinßen. Zudem
gebe es beim Verdampfungsprozess freiwerdende Stoffe, über deren
gesundheitliche Auswirkungen noch wenig bekannt sei - weil es bisher
an Langzeitstudien mangelt. 

Die Belastung der Umgebung sei beim Vapen geringer, ergänzt Stadler.
Man erwarte auch, dass durch die geringere Menge krebserregender
Stoffe weniger Lungenkrebs und weniger andere Krebsarten sowie
weniger Herzkreislauf-Belastung resultierten. Gleichzeitig wisse man
aber eben nicht, ob es zugleich durch andere Stoffe erhöhte Risiken
gebe. «Bei der Verharmlosung von E-Zigaretten sollte man schon ein
ganz großes Fragezeichen machen.»

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