BKA: Erfolgreiche «Operation Endspiel» gegen Cyberkriminelle
Internationaler Schlag gegen Cybercrime: Etliche Seiten werden
abgeschaltet und Hintermänner enttarnt, vor allem in Russland. Mit
einer neuen Strategie sprechen die Ermittler die Szene direkt an.
Wiesbaden (dpa) - Im Kampf gegen die weltweite Cyberkriminalität
melden Ermittler einen Erfolg mit zahlreichen Enttarnungen von Tätern
und mit etlichen internationalen Haftbefehlen. Dank der «Operation
Endgame (Endspiel)» seien im Laufe dieser Woche die derzeit
einflussreichsten Schadsoftware-Varianten vom Netz genommen und die
dahinterstehenden Täter identifiziert worden, teilte das
Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mit.
Von den 37 identifizierten Akteuren werden nun 20 mit internationalen
Haftbefehlen gesucht, darunter mutmaßliche Mitglieder der
Gruppierungen «Trickbot» und «Qakbot», wie es weiter hieß. Es han
dele
sich vor allem um russische Staatsangehörige.
Ein Vorwurf: «Mitgliedschaft in krimineller Vereinigung im Ausland»
Den aktuellen Maßnahmen gingen laut BKA aufwendige Ermittlungen in
den beteiligten Staaten voraus. In Deutschland werden die
Ermittlungen demnach unter anderem wegen des Verdachts der banden-
und gewerbsmäßigen Erpressung sowie der Mitgliedschaft in einer
kriminellen Vereinigung im Ausland geführt.
Laut BKA-Präsident Holger Münch steht Deutschland im besonderen Fokus
von Cyberkriminellen. Mit der Operation habe sich erneut gezeigt:
«Unsere Strategien wirken - auch im vermeintlich anonymen Darknet.»
Angesichts der Bedrohungslage wolle und werde das BKA seine
Aktivitäten gegen Cybercrime weiter ausbauen. «Wir sind noch lange
nicht am Ende», betonte Münch.
Ein neuer Ansatz sei dabei die direkte Ansprache von Tätern mit
Kurzvideos auf den Internetseiten der Polizei in verschiedenen
Staaten, zu finden etwa unter operation-endgame.com - zur
Verunsicherung von Cyberkriminellen: «Wir wissen, wer ihr seid, und
wir werden nicht nachlassen», erläuterte der BKA-Chef. Erste
Reaktionen zeigten bereits: «Auch diese Botschaften kommen an.» Ziel
sei hier zudem, Zeugenhinweise aus der Szene zu bekommen.
International koordiniertes «Endspiel» der Ermittler
Bei der internationalen «Operation Endgame» haben die
Sicherheitsbehörden in dieser Woche weltweit
* 37 Akteure identifiziert
* 20 internationale Haftbefehle erlassen
* rund 300 Server dem Zugang der Täter entzogen, davon 50 in
Deutschland
* Kryptowährung (Bitcoin) im Gesamtwert von derzeit umgerechnet 3,5
Millionen Euro sichergestellt
* Rund 650 Domains unschädlich gemacht
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main - Zentralstelle zur
Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) - und das BKA arbeiteten
bei der Aktion den Angaben zufolge mit Strafverfolgungsbehörden aus
den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Kanada und
den USA sowie mit Europol und Eurojust zusammen.
Ziel der «Operation Endgame» ist es, die relevantesten
Schadsoftware-Varianten unschädlich zu machen, die Täter als
Türöffner von IT-Systemen etwa von Firmen, Kliniken und Bürgern
nutzen - um das Nachladen von weiterer krimineller Software zu
ermöglichen. Diese soll dann nach den Angaben beispielsweise geheime
Daten ausspähen - oder Systeme verschlüsseln für die Erpressung von
Lösegeld für die Entschlüsselung.
Abschöpfung von kriminell erlangtem Geld
ZIT-Chef Benjamin Krause betonte, dass die internationale
Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung von
Cybercrime funktioniere, ständig weiterentwickelt werde - und
alternativlos sei. «Denn nur mit gemeinsamen Maßnahmen wie der
Beschlagnahme krimineller IT-Infrastruktur, der Abschöpfung kriminell
erlangter Finanzmittel und internationalen Fahndungsmaßnahmen können
die Verantwortlichen von global tätigen Cybercrime-Gruppierungen
effektiv verfolgt werden», erläuterte Krause.
Die Täter lebten oft im Ausland. Dennoch würden Haftbefehle erwirkt,
«um den Druck aufrechtzuerhalten», ergänzte der Oberstaatsanwalt.
Auch russische Strafverfolgungsbehörden seien an Fahnder-Netzwerke
angeschlossen. «Ob die kooperieren, müssen wir sehen», sagte Krause.
Wie funktioniert die Kooperation mit US-Ermittlern in Trump-Zeiten?
Und die Zusammenarbeit mit US-Ermittlern in der bewegten zweiten
Amtszeit von Präsident Donald Trump? Bislang funktioniere sie
weiterhin gut, auf polizeilicher und rechtlicher Ebene, versicherten
Münch und Krause.
Laut dem BKA erzielte die «Operation Endgame» in der Vergangenheit
bereits mehrere Erfolge gegen die «Underground-Economy». Im Mai
vergangenen Jahres richteten sich demnach die ersten Maßnahmen gegen
die personelle, finanzielle und technische Infrastruktur der derzeit
einflussreichsten sechs Schadsoftware-Familien. Weitere Maßnahmen
folgten den Angaben nach im vergangenen September sowie im April
dieses Jahres.
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