Krankenkasse warnt vor Beitragssteigerungen in der Pflege
Bei der Pflege kennt die Entwicklung des Finanzbedarfs nur eine
Richtung: Er wächst. Eine große Krankenkasse sieht neue
Milliardenkosten auf die Beitragszahler zukommen.
Berlin (dpa) - Die Finanzprobleme der Pflegeversicherung drohen sich
nach Einschätzung der Kranken- und Pflegekasse DAK-Gesundheit weiter
zu verschärfen. Nach der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden
DAK-Berechnungen steuert die Pflegeversicherung in diesem Jahr auf
ein Defizit von 1,65 Milliarden Euro zu.
2026 werde sich das Milliardenloch voraussichtlich auf 3,5 Milliarden
Euro vergrößern. Ohne neue Finanzmittel sei spätestens zum
Jahreswechsel 2026 eine Beitragserhöhung um mindestens 0,3
Beitragssatzpunkte unvermeidlich, sagte DAK-Vorstandschef Andreas
Storm. Für ein Kassenmitglied beispielsweise mit einem Kind werden
heute 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens fällig.
Beiträge erhöht
In ihrer Prognose sieht die Hamburger Versicherung die Pflegefinanzen
heute noch etwas kritischer als der GKV-Spitzenverband vor einigen
Wochen. Der Verband hatte die Prognose eines Defizits von rund einer
halben Milliarde Euro öffentlich gemacht. Im Laufe des Jahres dürften
wohl weitere Pflegekassen auf kurzfristige Unterstützung zur
Sicherung ihrer Liquidität angewiesen sein, so Verbandschefin Doris
Pfeiffer im März.
Bereits im vergangenen Jahr war die Pflegeversicherung mit 1,54
Milliarden Euro ins Minus gesackt. Zur finanziellen Stabilisierung
wurde die Pflegebeiträge zu Jahresbeginn um 0,2 Prozentpunkte
angehoben.
Kassen fordern von Politik Beitragsdämpfung
Storm forderte Schritte zur Vermeidung von Beitragssatzerhöhungen.
Bei seiner Forderungen nach Strukturreformen sieht sich der
Kassenchef einig mit einer in einer Umfrage ermittelten
Bevölkerungsmehrheit: Laut einem neuen DAK-Pflegereport sehen fast 80
Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger einen
grundlegenden Reformbedarf in der Altenpflege.
Bereits der Kranken- und Pflegekassen-Verband hatte verlangt, dass
der Bund die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige
übernimmt und den Pflegekassen Ausgaben aus der Corona-Krise
erstattet. Entsprechend äußerte sich nun auch Storm.
7,6 Milliarden Pflegebedürftige in Deutschland?
Der neue Pflegereport zeigt anhand weiterer Studienergebnisse auf,
was auf die Pflegeversicherung zukommt: Von heute etwa 5,6 Millionen
Menschen, die Leistungen aus der staatlichen Pflegeversicherung
erhalten, dürfte sich die Zahl der Gepflegten in den nächsten beiden
Jahrzehnten um über ein Fünftel erhöhen. 2055 - so offizielle
Prognosen - sollen es zwischen 6,8 Millionen und 7,6 Millionen sein.
Wirtschaftsweise Grimm fordert Leistungskürzungen
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm plädiert angesichts der
Finanzprobleme für Leistungskürzungen und eine höhere
Selbstbeteiligung der Pflegepatienten. Die Beiträge zur
Pflegeversicherung stiegen zu stark. «Das wird nicht durchhaltbar
sein», sagte sie in einem «Bild»-Interview. Das bedeute, dass man die
Ausgestaltung wahrscheinlich anpassen müsse: «also weniger
Leistungen, die dann mit realistischen Beiträgen gezahlt werden
müssen».
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