Pandemievertrag: So will die WHO besser vor Krisen schützen Von Christiane Oelrich, dpa

Chaotische Zustände wie bei der Corona-Pandemie sollen sich nicht
wiederholen. Mehr als 190 Länder haben jetzt einen Pandemievertrag
verabschiedet. Wichtige Details sind aber noch offen.

Genf (dpa) - Die Weltgemeinschaft will Panik und Chaos wie während
der Corona-Pandemie im Fall einer neuen großen Gesundheitsnotlage
verhindern. Dazu haben die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) in Genf einen Pandemievertrag verabschiedet. Eine neue Pandemie
ist nur eine Frage der Zeit, warnt WHO-Chef Tedros Adhanom
Ghebreyesus: «Die nächste Pandemie ist keine Frage des "ob«, sondern

des "wann»». Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was wird mit dem Vertrag anders?

Prävention: Länder verpflichten sich, ihre Gesundheitssysteme und die
Überwachung des Tierreichs so zu stärken, dass Krankheitsausbrüche
schnell entdeckt und möglichst im Keim erstickt werden.

Lieferketten: Alle Länder sollen Zugriff auf Schutzmaterial,
Medikamente und Impfstoff haben. Gesundheitspersonal soll weltweit
zuerst versorgt werden.

Technologietransfer: Pharmafirmen sollen ihr Know-how teilen, damit
auch in anderen Ländern Medikamente und Impfstoffe produziert werden
können.

Forschung und Entwicklung: DNA-Sequenzen von Pathogenen - also etwa
Viren, Bakterien oder anderen Mikroorganismen - sollen für die
Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen frei zur Verfügung
gestellt werden. Im Gegenzug sollen Impfstofffirmen der WHO zehn
Prozent ihrer Produktion zur Verteilung in ärmeren Ländern spenden
und weitere zehn Prozent zu günstigen Preisen abgeben - das
sogenannte Pabs-System. 

Sind alle Erwartungen erfüllt worden? 

Unterm Strich ja - aber in den gut dreijährigen Verhandlungen waren
zahlreiche Kompromisse nötig. Europäer wollten zum Beispiel stärk
ere
Auflagen bei der Prävention: Regierungen sollen das
Krankheitsgeschehen in der Tierwelt enger überwachen, weil Erreger
von dort sich an Menschen anpassen können. Ärmere
Länder verwiesen auf die hohen Kosten. Die afrikanischen
Länder wiederum hätten gerne strengere Auflagen im Pabs-System und

beim Technologietransfer gesehen sowie klare Finanzierungshilfen zur
Stärkung der Gesundheitssysteme.

Warum warnen Populisten vor dem Vertrag? 

Verschwörungstheoretiker behaupten vor allem in sozialen Netzwerken,
die WHO könne nun bei der nächsten Pandemie Zwangsmaßnahmen anordnen.

Auch die konservative Schweizer Wochenzeitung «Weltwoche» haut in
diese Kerbe: «Die WHO würde mit dem neuen Vertragswerk faktisch zur
mächtigsten Behörde der Welt, zu einer Behörde, die über den
Ausnahmezustand entscheidet», schreibt sie.

Das ist falsch. In Artikel 22 des Pandemievertrags steht
ausdrücklich, dass weder die WHO noch ihr Generaldirektor
innerstaatliche Maßnahmen anordnen, Reisebeschränkungen verhängen,
Impfungen erzwingen oder Lockdowns anordnen können. Der Vertrag gilt
nur in Ländern, die ihn ratifizieren. In dem Vertrag sind keine
Strafmaßnahmen vorgesehen, wenn ein Land seinen Verpflichtungen nicht
nachkommt.

Wie geht es weiter?

Die Modalitäten des Pabs-Systems wurden in einen Anhang ausgelagert,
der noch ausgehandelt werden muss. Das dürfte ein weiteres Jahr
dauern. Dann erst kann der Vertrag den Regierungen zur Ratifizierung
vorgelegt werden. Er tritt erst in Kraft, wenn 60 Länder ihn
ratifiziert haben. Die WHO hat derzeit noch 194 Mitgliedsstaaten, die
USA und Argentinien haben jedoch ihren Austritt angekündigt. 

Was lief bei der Corona-Pandemie schief? 

Als sich 2020 das Coronavirus Sars-Cov-2 von China aus in der ganzen
Welt verbreitete, reagierten viele Länder mit Panik. Masken und
Schutzmaterial waren knapp. Regierungen machten sich gegenseitig
Bestellungen streitig, viele verhängten Ausfuhrsperren für solches
Material, auch Deutschland. Als endlich Impfstoff da war, horteten
Länder die Impfdosen, die USA und Indien stoppten sämtliche
Ausfuhren. Und während in reichen Ländern schon die dritte Impfung
verabreicht wurde, warteten Menschen in ärmeren Ländern noch auf die
erste Lieferung. 

Die Folgen: schätzungsweise 36 Millionen Tote weltweit - durch eine
Infektion oder weil sie wegen anderer Krankheiten in der Pandemie
nicht behandelt werden konnten. Die Wirtschaft brach weltweit ein,
Millionen von Kleinunternehmen gingen pleite.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite