Hessen will Frauen auch gesundheitlich gleichstellen
Tee und Hormone als Allheilmittel, «ansonsten müssen Sie halt da
durch. Das ist bei Männern so ganz normal», sagt Nadine Gersberg
(SPD) ironisch. Ihre Fraktion fordert Gleichstellung in der Medizin.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Frauen werden oft medizinisch benachteiligt -
der hessische Landtag möchte dies ändern. «Eine Frau zu sein, ist in
unserer Gesellschaft eine gesundheitliche Falle», sagte etwa Nadine
Gersberg (SPD), als es im Landesparlament in Wiesbaden um das Thema
Frauengesundheit ging.
Die Regierungsfraktionen von CDU und SPD hatten einen Antrag für die
Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Frauen eingereicht,
der einstimmig beschlossen wurde. Darin geht es um bessere
Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung.
Abgetan statt ernst genommen
«Viele Leiden und Erkrankungen von Frauen werden nicht ernst genommen
und teils sogar belächelt und abgetan», sagte Gesundheitsministerin
Diana Stolz (CDU). Die Symptome von beispielsweise Endometriose seien
keine Lappalien. Bei der chronischen Krankheit wächst Gewebe, welches
der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter.
Typische Symptome sind etwa starke Schmerzen, Verdauungsstörungen und
unregelmäßige Blutungen, so die Endometriose Vereinigung Deutschland.
Über Erkrankungen wie Endometriose sowie Lipödem und Osteoporose, die
überwiegend Frauen betreffen, soll künftig mehr informiert werden. In
diesem Zusammenhang verwies Stolz auch auf einen Artikel des
«Tagesspiegels», wonach kleinere und vermeidbare gynäkologische
Erkrankungen bei Frauen zwischen 15 und 49 Jahren eine größere
Belastung als Malaria, Tuberkulose und HIV zusammen verursachen.
Dennoch erhielten sie nur ein Prozent der weltweiten
Forschungsinvestitionen.
Mehr Impfungen gegen Krebs
Auch die HPV-Impfung solle häufiger durchgeführt werden, so Stolz.
«Viele wissen nicht, dass diese Impfung vor Gebärmutterhalskrebs und
anderen Krebsarten schützen kann.» Um dies zu erreichen, solle das
hessische Kindervorsorgezentrum künftig dazu einladen.
Im Hessischen Kindervorsorgezentrum sollen zudem auch 12- bis
14-Jährige auf ihren Impfstatus geprüft und über die HPV-Impfung
aufgeklärt werden. Der Impfschutz senkt das Risiko zu erkranken
deutlich.
Ausbildung von Hebammen und Ärzten
Neben vielen weiteren Themen ging es im Landtag auch um die
Förderungen von Hebammen, die junge Mütter unterstützen.
Gesundheitsministerin Stolz hob hervor, dass Hessen gezielt in die
Ausbildung dieser Fachkräfte investiere und bis Ende des Jahres mehr
als 400 Fachkräfte ausgebildet habe.
Die Universitäten in Gießen, Frankfurt und Marburg hätten zudem
Programme entwickelt, die dafür sorgen sollen, dass zukünftige
Ärztinnen und Ärzte ein tieferes Verständnis für die spezifischen
Gesundheitsbedürfnisse von Frauen entwickeln. Gendermedizin soll in
Zukunft verpflichtend in das Medizinstudium und die Gesundheitsberufe
integriert werden. Erste-Hilfe-Kurse sollen etwa auch mit weiblichen
Übungspuppen ausgestattet und Erkrankungen in Kliniken enttabuisiert
werden.
Ob Baby oder Abbruch - selbstbestimmt entscheiden
Für schwangere Frauen ist zudem der Ausbau spezifischer
Unterstützungsangebote rund um Schwangerschaft, Geburt und
Wechseljahre geplant. «Zum ersten Juni kommt endlich der Mutterschutz
nach einer Fehlgeburt», erinnerte Stolz. Bundesweit sollen Frauen mit
einem solchen Schicksal ab der 13. Schwangerschaftswoche eine
gesetzlich garantierte Regenerationszeit erhalten.
Ebenso soll laut Stolz in Hessen die Versorgung bei
Schwangerschaftsabbrüchen verbessert und flächendeckend gewährleistet
werden. Kritik gab es dafür aus Reihen der AfD-Fraktion. Deren
Abgeordnete Sandra Weegels kritisierte den entsprechenden Absatz im
Antrag und forderte eine Anpassung. «Hier darf nicht der Eindruck
entstehen, dass man zukünftig im Vorbeigehen ein Kind wegmachen
lassen kann», sagte sie.
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