Fast jede fünfte Frau weltweit hat als Kind sexuelle Gewalt erlebt
Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein globales Problem. Etwa jeder
siebte Mann und jede fünfte Frau sind betroffen. Wie steht
Deutschland im internationalen Vergleich da?
Seattle (dpa) - Fast jede fünfte Frau und rund jeder siebte Mann auf
der Welt sind als Minderjährige Opfer sexueller Gewalt geworden. Das
geht aus einer globalen Studie hervor, die im Fachjournal «The
Lancet» veröffentlicht wurde. Demnach lag der Anteil von Frauen, die
vor ihrem 18. Lebensjahr sexuelle Gewalt erlebt haben, im Jahr 2023
global bei durchschnittlich knapp 19 Prozent, bei Männern bei knapp
15 Prozent. Die Zahlen seien seit 1990 weitgehend unverändert
geblieben.
In Deutschland sind der Studie zufolge mit fast 20 Prozent noch mehr
Frauen, mit knapp 14 Prozent aber etwas weniger Männer betroffen.
Generell war der Anteil der Betroffenen in reicheren Ländern mit
hohen Einkommen mit knapp 24 Prozent bei Frauen und 15 Prozent bei
Männern sogar höher als im globalen Schnitt.
Vermutlich hohe Dunkelziffer
In der Studie wird allerdings auch auf vermutlich besonders hohe
Dunkelziffern in ärmeren Ländern hingewiesen, wegen fehlender Daten
oder schwacher Erhebungsinstrumente. Doch auch in reicheren Ländern
könne es eine hohe Dunkelziffer geben, beispielsweise durch
Erinnerungslücken, Scham oder traumabedingte Amnesie. Alle Daten
haben gewisse Unsicherheitsintervalle, können also in einem
bestimmten Spielraum auch höher oder niedriger sein.
Die Länder mit dem höchsten Anteil bei Frauen waren die Salomonen mit
fast 43 Prozent sowie die Elfenbeinküste mit 32 Prozent, Chile, Costa
Rica und Indien liegen bei rund 31 Prozent.
«Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist ein weit verbreitetes
Menschenrechts- und Gesundheitsproblem und die Welt schafft es
eindeutig nicht, ihr ein Ende zu setzen», sagte die leitende Autorin
Emmanuela Gakidou, Professorin am Institute for Health Metrics and
Evaluation (IHME) an der University of Washington School of Medicine
in Seattle. Die Zahlen seien «zutiefst besorgniserregend und wir
brauchen dringend Maßnahmen von allen Ländern, um Gesetze,
Richtlinien und die Reaktionsweise von Experten zu verbessern.»
Betroffene mit höherem Risiko für zahlreiche Krankheiten
Co-Autorin Luisa Flor, Assistenzprofessorin am IHME, betonte:
«Überlebende sexueller Gewalt gegen Kinder haben ein höheres Risiko,
Depressionen, Angstzustände, Drogenmissbrauch, sexuell übertragbare
Infektionen und sogar Asthma zu entwickeln.» Sexuelle Gewalt gegen
Kinder könne sich auch auf ihre soziale Entwicklung, ihren
Bildungserfolg und ihren wirtschaftlichen Erfolg auswirken.
Die Forscher nutzten Daten aus 460 Quellen, darunter internationale
Datenbanken wie der Global Health Data Exchange und die WHO-Datenbank
zu Gewalt gegen Frauen. Berücksichtigt wurden nur
bevölkerungsrepräsentative Studien aus den Jahren 1980 bis 2023. Um
Unterschiede zwischen den Datensätzen auszugleichen, passte das Team
verschiedene Definitionen sexueller Gewalt an und schätzte die
Prävalenz in 204 Ländern mit Hilfe eines statistischen
Modellierungsverfahrens.
Als sexuelle Gewalt galten unerwünschte sexuelle Kontakte (auch
Berührungen, nicht nur Geschlechtsverkehr) vor dem 18. Lebensjahr
gemäß internationalen Standards der Vereinten Nationen. Nicht gezählt
wurden Online-Missbrauch oder -Ausbeutung, da Informationen darüber
in der Regel separat erfasst werden.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.