Essstörungen nehmen stark zu - vor allem unter Mädchen Von Thomas Strünkelnberg, dpa

Der Drang zum perfekten Körper - auf Social Media kann man dem Trend
kaum entgehen. Das Ideal: oft unerreichbar, dafür drohen Essstörungen
wie Magersucht. Vor allem in einer Gruppe.

Hannover (dpa) - Alles für den angeblich makellosen Körper:
Insbesondere der Trend zur Selbstoptimierung auf
Social-Media-Plattformen führt einer Krankenkasse zufolge zu massiv
steigenden Zahlen von Essstörungen vor allem unter Mädchen und jungen
Frauen. Besonders unter 12- bis 17-jährigen Mädchen stieg die Zahl
der Fälle von Magersucht, Bulimie und Binge Eating - krankhaften
Essanfällen. Sie kletterte hier vom Vor-Corona-Jahr 2019 bis 2023 von
101 auf 150 Fälle je 10.000 Versicherte, wie die KKH Kaufmännische
Krankenkasse mitteilte. Das sei ein Plus von fast 50 Prozent - in
keiner anderen Gruppe sei der Anstieg derart deutlich. 

Die boomende Selbstoptimierung-Szene und fragwürdige Ideale könnten
besonders bei Heranwachsenden zu einem verminderten Selbstwertgefühl
und sogar zu psychischen Erkrankungen wie Essstörungen führen, warnte
die Kasse.

Übersteigerte Ansprüche können zur Belastung werden

«In einer Lebensphase, in der die eigene Identität noch nicht
gefestigt und das Selbstwertgefühl oft nur schwach ausgeprägt ist,
können solche übersteigerten Ansprüche an das eigene Aussehen zu
einer großen Belastung werden», sagte die KKH-Psychologin Franziska
Klemm. Sie warnte: «Je intensiver die Nutzung sozialer Medien ist,
desto größer ist auch das Risiko für eine Unzufriedenheit mit dem
eigenen Körper und damit verbundene Essstörungen.»

Für die Untersuchung wertete die Krankenkasse die Daten eigener
Versicherter aus den Jahren 2019 bis 2023 aus. Basis seien rund 1,66
Millionen KKH-Versicherte im Jahr 2023, darunter seien rund 90.300
Mädchen und
Jungen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Die KKH hat nach eigenen
Angaben derzeit rund 1,5 Millionen Versicherte.

Besonders Mädchen anfällig

Besonders anfällig sind nach Einschätzung der Psychologin Mädchen -
die von derartigen Videos nicht nur direkt angesprochen würden,
sondern sich auch mehr mit sich selbst beschäftigten als Jungen. Sie
verglichen sich häufiger in sozialen Medien und verspürten einen
höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen. Außerdem sei vielen

nicht bewusst, dass das Leben auf Social Media in der Regel
inszeniert sei. Und doch: Während Stars wie Supermodels oder
Hollywood-Schauspieler ohnehin unerreichbar schienen, herrsche in
sozialen Medien «eine gewisse Nahbarkeit». 

Bei den gleichaltrigen Jungen dagegen stagnierte den Angaben zufolge
die Zahl der Betroffenen beinahe - registriert wurde ein Plus von gut
vier Prozent oder ein Anstieg von 34 auf 36 Fälle je 10.000
Versicherte. 

Unter den 18- bis 24-jährigen Frauen stellte die Kasse einen Anstieg
um 25,1 Prozent fest, insgesamt stieg die Zahl der betroffenen Frauen
um 10,4 Prozent. Laut Hochrechnung der Versicherung hatten 2023 fast
460.000 Menschen in Deutschland eine diagnostizierte Essstörung - 7,5
Prozent davon waren Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. 

Schauen, wie die Menschen wirklich sind

In zahllosen Videos erzählten schlanke Frauen von ihrer «Reise zum
Idealkörper», gleichzeitig prangere eine «virtuelle Beauty-Polizei»

Schönheitsmakel wie runde, volle Gesichter («Cortisol Face») oder gar

übergewichtige große Zehen («Toebesity») an, warnte die Kasse.
«Aufklärung allein hilft da nicht», betonte Klemm. Wirksamer sei es,

ein positives Selbstbild zu fördern und den kritischen Umgang mit
Schönheitsidealen zu stärken: «Das alles schützt nachweislich vor d
er
Entwicklung einer Essstörung.»

Neben der Teilnahme an Präventionsprogrammen könnten Jugendliche
selbst viel tun, sagte Klemm: «Wichtig ist, sich der Diskrepanz
zwischen geschönten Online-Darstellungen und der Realität bewusst zu
werden. Ganz konkret heißt das, rauszugehen und zu schauen, wie die
Menschen wirklich sind.» Und: Eine Strategie sei ein sensiblerer
Umgang mit sozialen Netzwerken - also: weniger Zeit damit verbringen
und Social-Media-Pausen einlegen.

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