Beratungsnetzwerk für Glücksspielsüchtige wächst

Es kann eine nette Beschäftigung zwischendurch sein, bei anderen
führt das Glücksspiel in den finanziellen Abgrund. Betroffene können

sich Hilfe holen. Nur in einer Region ist es schwierig.

Magdeburg/Stendal/Halle (dpa/sa) - Das Beratungsnetz für
Glücksspielsüchtige und ihre Angehörigen in Sachsen-Anhalt wächst,

ist aber immer noch nicht flächendeckend. Zum 1. Mai wurde die
Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht besetzt. Sie kam zu vier
Schwerpunktberatungsstellen in Magdeburg, Stendal, Dessau-Roßlau und
Halle hinzu. 

«Die Koordinierungsstelle ist ein wichtiger Baustein», sagte die
Leiterin der Landesstelle für Suchtfragen, Helga Meeßen-Hühne.
«Moderne Aufklärung und Prävention gehören zu ihren Aufgaben. Dazu

richtet sich der Blick auch in andere Bundesländer.» Mit Blick auf
das Landesnetz fehlt weiter die Schwerpunktberatungsstelle für
Glücksspielsüchtige mit Sitz in Halberstadt.

Viele Betroffene mit erheblichen finanziellen Problemen

In Dessau-Roßlau gibt es seit Februar vergangenen Jahres eine
Beratungsstelle für pathologisches Glücksspiel. Nach Einschätzung von

AWO-Projektleiterin Jana Teske hat sich das Angebot in der Stadt und
der Umgebung gut etabliert. Es habe 239 Beratungskontakte gegeben. 

Die individuelle Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen sei
zentral. Betroffene treffen sich auch in einer offenen Gruppe. Bei
den Beratungen sei es oft um Schulden und deren Bewältigung gegangen,
viele Betroffene hätten erhebliche finanzielle Probleme, so Teske. 

In der regionalen Schwerpunktberatungsstelle der Caritas in Stendal
haben sich die Zahlen der direkt Betroffenen auf 42 und die der
Angehörigen auf 22 verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr. Der
Leidensdruck sei zum Teil sehr hoch, viele hätten sich schon selbst
sperren lassen für Spiele und auch die Schuldnerberatung in Anspruch
genommen, sagte der Sprecher des Caritasverbands für das Bistum
Magdeburg, Stefan Zowislo. Die Betreuung sei sehr eng, teils kämen
die Betroffenen jede Woche.

Online-Beratung und Präventionsarbeit 

Für den Süden des Landes ist die Beratungsstelle in Halle zuständig.

Auch dort steigt die Nachfrage, sagt Expertin Janine Teubner. Nach
dem Start im April 2023 habe es 30 Anfragen von Betroffenen und
Angehörigen gegeben. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Klienten
auf 52 gestiegen, sagte Teubner. Weil die Wege teils sehr lang sein
könnten, aber auch, weil den Betroffenen selbst das Geld für einen
Fahrschein fehle, sei eine Online-Beratung aufgebaut worden. Zudem
treffe sich jede Woche eine Gruppe, um sich über Probleme,
Lösungsansätze und Erfahrungen auszutauschen. Die
Glücksspielsüchtigen fühlten sich gesehen, so Teubner weiter. Sie
will zudem die Präventionsarbeit in Schulen ab Klasse acht ausbauen. 

Spieler suchen Hilfe, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist

In der ältesten Beratungsstelle für Glücksspielsüchtige im Land in

Magdeburg stagnierten die Zahlen zuletzt, sagte Suchtberater Daniel
Krause. 2024 seien 83 Klientinnen und Klienten beraten worden, alles
in allem habe es 379 Beratungskontakte gegeben, 2023 seien es noch
443 Kontakte gewesen. Die Zahl der Menschen, die sich meldeten, sei
schwankend. Es gebe ruhige Phasen und Stoßzeiten, so Krause. Das
liege auch daran, wie groß der Leidensdruck der Spieler sei, die oft
ihre ganze Familie ins finanzielle Verderben stürzten.

«Es gibt nach wie vor die klassischen Spielhallenspieler, die machen
in der Beratung aber einen geringen Anteil aus», sagte Krause. Wegen
der permanenten Verfügbarkeit und den Bezahlvarianten seien für viele
Spieler Sportwetten und Online-Casinos einfach und verlockend - diese
Spielsüchtigen machten den Großteil der Hilfesuchenden aus. 

Bei den Spielsüchtigen kommt oft mehr zusammen 

Und oft komme noch etwas dazu: Betroffene investierten in
Kryptowährungen und betrieben Day-Trading, schnelles Kaufen und
Verkaufen in der Hoffnung auf Gewinne. Es griffen die gleichen
Mechanismen wie beim Glücksspiel, sagte Krause. Es seien aber keine
Sperrvermerke oder Limits möglich. Dem stehe man oft hilflos
gegenüber.

Problematisches Glücksspielverhalten macht sich beispielsweise
deutlich in immer höheren Spieleinsätzen, entzugsähnlichen
Erscheinungen wie Unruhe oder Reizbarkeit, im Zwang, Verluste
auszugleichen, in Schulden oder im Belügen von Angehörigen oder
anderen Bezugspersonen. 

Im jüngsten Glücksspielatlas Deutschland 2023 hieß es, etwa jeder 13.

Glücksspieler entwickele durch die Teilnahme an Automatenspielen,
Sportwetten und anderen Glücksspielen gesundheitliche, finanzielle
oder auch soziale Probleme. In vielen Fällen seien diese so stark,
dass Familien zerstört und Existenzen vernichtet würden.

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