Stadt-Begrünung könnte Zahl der Hitzeopfer deutlich senken
Mit der Erderwärmung steigt die Hitzebelastung - vor allem in
Städten. Eine Studie zeigt, wie sehr Menschen von Grünflächen
profitieren könnten. Das gilt vor allem für Bewohner zweier
Kontinente.
Melbourne/London (dpa) - Mehr Pflanzen in Städten könnten die Zahl
der Hitzeopfer deutlich senken. Würde die Vegetation in städtischen
Arealen weltweit um 30 Prozent steigen, so würde die Zahl der
hitzebedingten Todesfälle einer Studie zufolge um etwa ein Drittel
abnehmen. Besonders stark von dem Grün profitieren könnten
Stadtbewohner in Süd- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien,
schreibt das internationale Forschungsteam um Yuming Guo von der
australischen Monash University im Fachjournal «The Lancet Planetary
Health».
Mit der zunehmenden Erderwärmung steigt das Risiko für hitzebedingte
Gesundheitsprobleme - insbesondere für Kinder und Senioren.
Stadtbewohner gelten als besonders gefährdet, weil sich Städte
tagsüber stärker aufheizen und nachts langsamer auskühlen. Erst
kürzlich hatte eine deutsche Studie für Karlsruhe ergeben, dass eine
Erhöhung des Baumbestandes um mindestens 30 Prozent dort die
jährliche Zahl der extremen Hitzestunden um fast zwei Drittel
verringern könnte.
Besonders stark würden Europa und Asien profitieren
In der aktuellen Modellierungsstudie für den Zeitraum von 2001 bis
2019 simulierte das Team, wie sich eine stärkere Begrünung auf mehr
als 11.000 städtische Areale weltweit auf die Mortalität ausgewirkt
hätte. Die hitzebedingte Sterblichkeit hängt von vielen Faktoren ab,
unter anderem von der Klimazone, dem Grünflächenanteil und
demografischen Faktoren wie etwa dem Alter der Menschen. Das Team
nutzte Informationen von 830 Orten in 53 Ländern - darunter waren 15
deutsche Städte. Für die Berechnung des Anteils der Vegetation in den
Städten nutzte es satellitengestützte Daten.
Den Simulationen zufolge hätte eine Zunahme der Vegetation um 30
Prozent in dem Zeitraum bis zu 1,16 Millionen Leben gerettet - das
entspräche knapp 37 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle in
Städten während des Sommers. Davon wären der Studie zufolge knapp
400.000 auf Europa entfallen und knapp 530.000 auf Asien, im
Vergleich zu rund 70.000 in Nordamerika und 36.000 in Afrika.
Begrünung von Dächern und Fassaden als Option
«Diese Resultate zeigen an, dass der Erhalt und die Ausdehnung von
Grünflächen mögliche Strategien sein könnten, um die Temperatur zu
senken und die gesundheitlichen Folgen von Hitze zu mildern», sagte
Studienleiter Guo. Insgesamt - also weltweit und nicht nur auf Sommer
und Städte begrenzt - sterben demnach pro Jahr etwa 500.000 Menschen
an Hitze; das entspreche etwa 0,9 Prozent aller Todesfälle, heißt
es.
Dieser Anteil könnte bis Ende des Jahrhunderts - je nach
Klimaszenario - deutlich ansteigen. Um dies zu verhindern, empfiehlt
das Team vor allem, die Grünflächen in Städten auszudehnen, auch
durch eine Begrünung von Dächern und Fassaden.
Hitze-Check für deutsche Städte
Insbesondere Bäume kühlen das Stadtklima im Sommer und haben zudem
weiteren Nutzen: Sie spenden Menschen, Tieren und anderen Pflanzen
Schatten, kühlen Asphalt und Beton, erhöhen durch Verdunstung die
Luftfeuchtigkeit, nehmen Feinstaub auf, mildern Lärm und bieten
Lebensraum für viele Tiere wie Vögel und Insekten.
Zur Situation in Deutschland hatte die Deutsche Umwelthilfe im
vergangenen Jahr in einem Hitze-Check die Flächenversiegelung und
Grünausstattung aller 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern
verglichen. Ergebnis: 24 Städte fielen in beiden Kategorien durch,
weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer Kategorie schlecht ab.
Allerdings verteilte die Umwelthilfe auch 84 grüne Karten an Städte
mit vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendem Grün.
Besonders schlecht schnitten Städte im Süden Deutschlands ab, etwa
Ludwigshafen, Heilbronn, Regensburg und Worms. Als vorbildlich stufte
die Umwelthilfe unter anderem Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena
ein. Auch Berlin schnitt vergleichsweise gut ab - deutlich besser als
München oder Frankfurt am Main.
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