Schattenseiten der Sonne: Der richtige Schutz vor Hautkrebs Von Sebastian Fischer, dpa

Sonnencreme schützt vor UV-Strahlen. Trotz höherer Achtsamkeit beim
Sonnenbad gibt es weiterhin eine hohe Zahl an Hautkrebsfällen. Ein
Grund dafür liegt Jahrzehnte in der Vergangenheit.

Berlin (dpa) - Die ultravioletten Strahlen der Sonne sind weder zu
sehen noch zu fühlen. Sie sind wichtig für die körpereigene Bildung
von Vitamin D, können aber gleichzeitig Haut und Augen schwer
schädigen. Je intensiver und häufiger der Körper der UV-Strahlung
ausgesetzt ist, desto höher ist das Risiko für Hautkrebs. 

Braucht man den Schutz schon im Frühling?

Ja, schon an den ersten heiteren Tagen im Jahr ist Sonnenschutz
wichtig. Denn nur, weil es vielleicht noch kühl ist, heißt das nicht,
dass die Strahlung nicht gefährlich sein kann. Das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) rät daher, den UV-Index im Auge zu behalten.

Viele Wetter-Apps weisen auf den Index hin, der Werte auf einer Skala
von 1 bis 11+ angibt. Ab einem Wert von 3, der durchaus schon früh im
Jahr in bestimmten Regionen zur Mittagszeit erreicht werden kann,
sollten Augen und Haut abgeschirmt werden. Lange Kleidung,
Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen und Sonnencreme halten intensive
Strahlung ab. Zusätzlich hilfreich: Schatten suchen.

Wie funktionieren Sonnencremes?

Die Mittel enthalten Substanzen, die die UV-Strahlung filtern. In den
meisten Cremes werden organisch-chemische und mineralische Filter
kombiniert. Erstere wandeln das auftreffende Sonnenlicht in Wärme um,
letztere reflektieren die Strahlen. Rein mineralische Sonnenfilter,
die physikalische Filter wie Titandioxid oder Zinkoxid verwenden,
ziehen nicht in die Haut ein, sondern hinterlassen eine Schutzschicht
auf der Oberfläche.

Menschen mit empfindlicher Haut oder allergischen Reaktionen auf
chemische Inhaltsstoffe greifen häufig zu dieser Variante.
Verschiedene Untersuchungen von Warentestern haben allerdings
gezeigt, dass es nur schwer bis gar nicht möglich ist, allein mit
Zinkoxid einen zuverlässigen UV-Schutz zu garantieren.

Sind Sonnencremes gefährlich für die Gesundheit?

In sozialen Medien taucht immer wieder die Behauptung auf, die
Sonnencreme selbst begünstige Hautkrebs. Dem tritt das Bundesinstitut
für Risikobewertung (BfR) entschieden entgegen: «Gesundheitliche
Beeinträchtigungen sind bei Sonnenschutzmitteln, die in der
Europäischen Union erhältlich sind, nicht zu erwarten», heißt es im

Sommer 2024. Es gebe keine wissenschaftlichen Studien, die
gesundheitliche Beeinträchtigungen durch UV-Filter in den Cremes
vermuten ließen.

In manchen Produkten wurde in der Vergangenheit der Weichmacher
DnHexP (Di-n-hexylphthalat) entdeckt. Er hat
fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften. Das Mittel ist als
Inhaltsstoff in kosmetischen Mitteln verboten, kann aber als
Verunreinigung in die Produkte gelangen. Wegen der geringen Mengen
sind aber nach BfR-Einschätzung gesundheitliche Beeinträchtigungen
nicht zu erwarten.

Aus Sorge sollte also niemand auf Sonnencreme verzichten. Die Gefahr,
sich ungeschützt der Strahlung auszusetzen, ist deutlich größer. Und

auch bei der Menge ist nicht zu sparen, damit der angegebene
Lichtschutzfaktor vollständig wirken kann. Empfohlen wird, dass eine
200-Milliliter-Flasche schon nach etwa fünfmaligem Eincremen des
ganzen Körpers eines Erwachsenen geleert ist.

Wie sieht es mit den Auswirkungen auf die Umwelt aus?

Es gibt Hinweise, dass Substanzen in Sonnencremes für
Wasserorganismen wie Korallen schädlich sein und das hauptsächlich
durch den Klimawandel verursachte Korallensterben verschärfen
könnten.

Nach Angaben der US-Ozeanbehörde Noaa könnten die chemischen Stoffe
auch das Wachstum von Grünalgen beeinträchtigen, bei Muscheln zu
Defekten der Jungtiere führen sowie das Immun- und
Fortpflanzungssystem von Seeigeln schädigen. Bei Delfinen könnten
sich die Substanzen im Zellgewebe ansammeln und auf die Jungtiere
übertragen werden, während bei Fischen die Fruchtbarkeit reduziert
und Veränderungen im Erbgut ausgelöst werden könnten.

Auch Nanopartikel in mineralischen Cremes, die den weißen Film auf
der Haut nach dem Eincremen verhindern sollen, haben Nachteile.
Spanischen Forschern zufolge könnten sie Kleinstlebewesen im Meer
schädigen.

Taugen alle Sonnenbrillen etwas?

Wer seine Augen nicht vor der kurzwelligen UV-B-Strahlung schützt,
riskiert bleibende Schäden an Hornhaut und Netzhaut. Unmittelbar kann
das zu Hornhaut- oder Bindehautentzündungen führen, langfristig zu
einer Linsentrübung (Grauer Star/Katarakt) oder sogar Augenkrebs. Die
Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, ab einem UV-Index-Wert von 3
eine Sonnenbrille zu tragen.

Diese sollte groß genug sein, damit kein Licht von der Seite ans Auge
gelangt. Die Tönung der Gläser sagt nichts über den Schutz aus. Gute

Brillen tragen die Angaben «UV-400», «100 Prozent UV» oder das
«CE»-Zeichen. Die Gefahr bei dunklen Gläsern ohne UV-Schutz: Dahinter

öffnen sich die Pupillen, und es gelangt sogar noch mehr schädliche
Strahlung auf die Netzhaut.

Wie hoch sind die Zahlen bei Hautkrebs?

Die UV-Strahlung der Sonne ist ein bedeutender Risikofaktor für
Hautkrebs. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte für 2020 in
Deutschland 23.560 Neuerkrankungen mit Schwarzem Hautkrebs (malignes
Melanom), der schnell in tiefere Gewebeschichten vordringen kann.
Wird er nicht frühzeitig erkannt, besteht eine hohe Gefahr für die
Ausbreitung in andere Organe. Zudem meldete das RKI für 2020 rund
209.000 Neuerkrankungen mit hellem Hautkrebs. Insgesamt 4106 Menschen
starben 2021 demnach an einer der beiden Erkrankungen. Das
gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm sieht für Männer und Frauen
ab 35 Jahren alle zwei Jahre eine Hautuntersuchung vor.

Vor allem schwere Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend führen im
Alter zu Hautschäden. Besonders betroffen ist aktuell die Generation
der Babyboomer. Das führt etwa ein Report der Krankenkasse Barmer
darauf zurück, dass in deren Kindheit weniger auf Schutz geachtet
wurde und Sonnencremes nicht so gut waren wie heute. Die Hoffnung
ist, dass bei den nach 1980 geborenen Kindern achtsamer mit der
prallen Somme umgegangen wurde und wird.

Ist die UV-Bedrohung über die Jahre stärker geworden?

Zieht man die Ergebnisse einer Studie aus Deutschland und Belgien von
2024 heran, dann lautet die Antwort: ja. Demnach hat sich die
UV-Strahlung in Teilen Mitteleuropas unerwartet stark erhöht.
Zwischen 1997 und 2022 sei sie in der Region um Dortmund um deutlich
mehr als 10 Prozent gestiegen, im Raum Brüssel sogar um fast 20
Prozent, so das Bundesamt für Strahlenschutz, das die Studie mit zwei
anderen Institutionen ausarbeitete.

Auch in einem Papier des Robert Koch-Instituts von 2023 ist davon die
Rede, dass sich die UV-Belastung in Deutschland im vergangenen
Jahrzehnt (2010 bis 2019) im Vergleich zum langjährigen Mittelwert
(1983 bis 2019) signifikant erhöht hat - hauptsächlich durch weniger
Bewölkung in Frühjahr und Sommer.

Wie sieht die Zukunft aus?

Die Wissenschaft prognostiziert, dass klimatische Umstände die
Situation verschärfen und die Menschen künftig noch mehr der Sonne
ausgesetzt sein könnten. So ist durch den Klimawandel eine weniger
starke Bewölkung und eine längere Sonnenscheindauer auf der Erde zu
erwarten. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat sich
die Anzahl an Sonnenscheinstunden aufs Jahr gesehen zwischen 1951 und
2022 um fast 162 Stunden (etwa 10 Prozent) erhöht.

Auch die Erderwärmung könnte ihren Anteil haben: Bei etwas höheren
Temperaturen könnten sich die Menschen häufiger im Freien aufhalten
und leichter kleiden, sodass mehr Hautfläche den Strahlen ausgesetzt
ist. Bei sehr starker Hitze wiederum besteht die Tendenz, Aufenthalte
im Freien oder in der Sonne zu meiden, was Hautkrebs vorbeugen würde.

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