Drohnen übernehmen Labortransporte
Drohnen statt Autos: Wie das Zollernalb Klinikum Laborproben
schneller und günstiger transportiert - und warum das Risiko höher
ist als gewöhnlich.
Albstadt/Balingen (dpa/lsw) - Erstmals in Baden-Württemberg werden
Laborproben mit Drohnen zwischen Klinikstandorten geflogen - von
einem Piloten in Berlin ferngesteuert und über bewohntem Gebiet. Der
Echt- und Routinebetrieb sei jetzt zwischen dem Zollernalb Klinikum
Albstadt und dem Labor in Balingen angelaufen, sagte Klinikleiter
Gerhard Hinger. Die beiden Standorte liegen etwa 20 Kilometer
voneinander entfernt.
Die unbemannten Luftfahrzeugsysteme - so heißen Drohnen im Fachjargon
- kommen zum Einsatz, wenn zum Beispiel eine Patientin in Albstadt
Blutkonserven braucht, ihre Blutgruppe aber nicht bekannt ist. Dann
nimmt das Personal eine Probe und lässt diese in Balingen auswerten.
Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) hatte die Labordrohnen im vergangenen
August genehmigt. «Da das Unternehmen, welches den Drohnenbetrieb für
das Zollernalb Klinikum durchführt, seinen Sitz in Berlin hat, ist
das LBA für die Erteilung der Betriebsgenehmigung zuständig», sagte
eine Behördensprecherin.
Höchste Risikoklasse
Der Drohnen-Betrieb beim Klinikum Zollernalb fällt laut dem
Luftfahrt-Bundesamt wegen der besonderen Umgebungsbedingungen in die
Risikoklasse Sail III. «Der Gesetzgeber geht bei einem
Sail-III-Betrieb davon aus, dass das Risiko für Unbeteiligte um das
10-fache höher ist als bei einem Sail-II-Betrieb», sagte eine
Behördensprecherin.
Das Niveau Sail III stellt demnach besonders hohe Anforderungen an
den Betreiber und die Technik. Sie ermögliche auch im urbanen und
städtischen Gebiet automatische Drohnenflüge außerhalb der
Sichtweite. Für die Erteilung einer Betriebsgenehmigung in der
Betriebskategorie «speziell» sei dagegen die Luftfahrtbehörde des
Landes zuständig. Dies ist im Falle von Baden-Württemberg das
Regierungspräsidium Stuttgart.
Früheres Projekt nicht umgesetzt
Eine bereits im April 2023 erteilte Genehmigung sei vom Betreiber
bisher aber nicht umgesetzt worden, heißt es im Regierungspräsidium
Stuttgart. Es handelt sich demnach um Pläne des Klinikbetreiber
Helios, der RKH Regionale Kliniken Holding mit Sitz in Ludwigsburg
sowie dem Unternehmen German Copters, das die Flüge ausführen
wollte.
Dabei sollte der Flugverkehr zunächst in zwei Regionen des Landes
beginnen: zum einem im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald auf der
Strecke zwischen den Helios-Kliniken Breisach und Müllheim. Außerdem
sollen die RKH-Kliniken Ludwigsburg, Markgröningen und Mühlacker per
Drohnen-Netzwerk verbunden werden. Die Strecken sind alle ungefähr 30
Kilometer lang. Nach damaligen Angaben von
German-Copters-Geschäftsführer Holger Schulze wollte das Konsortium
bis zu 70 Strecken bedienen.
Für weitere Projekte dieser Art wurden beim Regierungspräsidium
Stuttgart bisher keine Genehmigung beantragt.
Ähnliche Projekte auch anderswo
Auch die Asklepios Kliniken in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) und
Selent (Kreis Plön) setzen beim Transport von Laborproben seit Kurzem
auf Drohnen. Nach Angaben von Asklepios sind Drohnenflüge zwischen
den beiden Standorten nach Testflügen und Genehmigung durch das
Luftfahrt-Bundesamt erstmals in Deutschland in den Linienflugbetrieb
gegangen. Die Drohnen fliegen zwischen der auf Psychiatrie
ausgerichteten Asklepios Privatklinik Blomenburg in Selent und der
Klinik in Bad Oldesloe, die über ein modernes Labor verfügt.
Mit Drohnen Kosten senken
Klinikleiter Hinger rechnet vor: Durchschnittlich werden die Drohnen
pro Tag siebenmal eingesetzt - an sieben Tagen pro Woche. «Das sind
für uns Kosten in Höhe von 75.000 Euro pro Jahr.» Mit Fahrzeugen habe
man vorher jährlich zwischen 180.000 Euro und 220.000 Euro rechnen
müssen. Allerdings sei das Genehmigungsverfahren sehr langwierig
gewesen.
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