Terminsuche bei Ärzten mehr und mehr online? Von Sascha Meyer, dpa

Wenn man für einen Termin bei der Praxis nicht durchkommt, können
Buchungsportale ein praktischer Weg sein. Verbraucher- und
Patientenschützer mahnen, dass es nicht der einzige werden sollte.

Berlin (dpa) - Schnell an Arzttermine zu kommen, ist für
Kassenpatienten oft nicht leicht. Losgehen kann das schon bei der
Anfrage, wenn in der Praxis das Telefon dauernd besetzt ist oder nur
der Anrufbeantworter anspringt. Teils lassen sich Termine per E-Mail
vereinbaren. Und Gesundheitseinrichtungen setzen zusehends auch auf
externe Portale. Die Verbraucherzentralen warnen aber vor einem
generellen Verlagern von Terminbuchungen zu kommerziellen
Internet-Anbietern. Auch Krankenkassen und Ärzte machen sich dafür
stark, flexible Terminsuchen für Patientinnen und Patienten weiter
auszubauen. 

Online-Terminportale für Arzttermine würden populärer und brächten

auch einen echten Mehrwert in der Versorgung, erläuterte der
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einem aktuellen
Marktcheck. Denn sie ermöglichten Buchungen jederzeit, auch wenn
Praxen gerade geschlossen oder telefonisch nicht erreichbar sind.
Problematisch werde es aber, wenn Patienten gezwungen seien,
kommerzielle Portale zu nutzen, um überhaupt an Termine zu kommen.

«Der Zugang zur ärztlichen Versorgung muss frei von wirtschaftlichen
Interessen bleiben», forderte der Gesundheitsexperte des Verbands,
Thomas Moormann. Die künftige Bundesregierung müsse daher
Mindeststandards für kommerzielle Portale festlegen und für
nicht-kommerzielle Alternativen sorgen.

Probleme bei Terminen per Telefon

Laut einer Umfrage im Auftrag des vzbv unter Menschen, die das
Internet nutzen, hatten 38 Prozent nach eigenem Bekunden in den zwölf
Monaten zuvor einen Termin über eine Online-Plattform gebucht. Etwa
die Hälfte dieser Befragten gab an, dass eine Terminvereinbarung per
Telefon grundsätzlich nicht möglich oder die Praxis telefonisch nicht
erreichbar gewesen war. Befragt wurden den Angaben zufolge 1.000
Internetnutzerinnen und -nutzer ab 16 Jahren vom 23. bis 29. Oktober
2024 vom Marktforschungsinstitut Eye square.

Konkret fordern die Verbraucherzentralen, die Terminservicestellen
der Kassenärztlichen Vereinigungen mit der bundesweiten Hotline 116
117 zu einem flächendeckend funktionierenden Angebot auszubauen. Und
für private Buchungsplattformen seien weitere Vorgaben erforderlich.
So sollten Patientinnen und Patienten etwa kein Kundenkonto eröffnen
müssen. 

Unabhängiges Terminportal für alle? 

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV)
erklärte, es brauche beides - telefonische Erreichbarkeit und
ergänzend eine verpflichtende digitale Terminvereinbarung für alle
Arztpraxen. «Dann könnten Termine unbürokratisch auch außerhalb von

Öffnungszeiten vereinbart werden», sagte Sprecher Florian Lanz. Das
würde Versicherte wie Praxispersonal entlasten.

«Wir fordern eine gesetzliche Verpflichtung für alle Arztpraxen,
freie Termine tagesaktuell einem unabhängigen Onlineportal zur
Verfügung zu stellen», sagte Lanz. Daraus könnten gesetzliche Kassen,

Kassenärztliche Vereinigungen und daneben auch kommerzielle Anbieter
freie Termine vermitteln. Mit einheitlichen Regeln für alle Anbieter
sei zu gewährleisten, dass es beim Zugang zu Praxen keine Vorauswahl
nach finanziellen statt nach medizinischen Aspekten gibt. 

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) betonte, das System rund
um die Nummer 116 117 biete multimediale Möglichkeiten für
Terminbuchungen an. Im vergangenen Jahr seien darüber 2,7 Millionen
Termine von niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen eingestellt
worden, sagte KBV-Chef Andreas Gassen. Mit einer Option zu
medizinischen Ersteinschätzungen biete die 116 117 gute
Voraussetzungen, um Patienten in die richtige Versorgungsebene zu
steuern. 

Wer finanziert einen Ausbau von Terminangeboten?

«Diese Dienste verfolgen keine kommerziellen Interessen», erläuterte

Gassen. Und darüber könnten auch Lösungen entwickelt werden, die
«klassische» Terminvereinbarungen mit Praxen über Telefon oder
persönlichen Kontakt ermöglichten und so auch für nicht so digital
affine Menschen funktionierten. Damit erfülle die 116 117 dann
eindeutig eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und müsse auch
gesamtgesellschaftlich finanziert werden. Alleine von den Praxen wie
bisher sei das im Falle eines Ausbaus dann nicht mehr zu stemmen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, niedergelassene
Praxen zu erreichen, werde offenkundig immer schwieriger. Die
gesetzlichen Instrumente von Bund und Ländern reichten nicht aus.
«Vor allem sind die Menschen in den Blick zu nehmen, für die
Terminbuchungen über ein Online-Portal keine Option sind», sagte
Vorstand Eugen Brysch. «Betagte, pflegebedürftige und chronisch
kranke Menschen sind in dieser Terminschlacht die Verlierer.» 

Die Frage nach der Versicherungsart 

Wenn die künftige schwarz-rote Koalition glaube, dies allein mit mehr
Steuerung der Patienten hinzubekommen, werde sie an der prekären Lage
nichts ändern, warnte Brysch. GKV-Sprecher Lanz sagte, egal, auf
welchem Weg jemand suche: «Wer echte Gleichbehandlung will, sollte
dafür sorgen, dass bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt
werden darf, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist.»

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