Elektronische Patientenakte: Tipps und Hilfen für Senioren Von Bernd Glebe, dpa
Wie funktioniert die elektronische Patientenakte? Wie richte ich die
App ein? Was kann ich dort speichern? Für ältere Menschen kann die
Digitalisierung im Gesundheitssystem eine Herausforderung sein.
Mainz (dpa/lrs) - Die elektronische Patientenakte soll gerade älteren
Menschen mit regelmäßigen Arztbesuchen einen besseren Überblick übe
r
ihre Befunde, Röntgenbilder, Diagnosen und unterschiedlichen
Medikamente liefern. Genutzt wird sie digital über eine App der
jeweiligen Krankenversicherung. Senioren sind jedoch mit der Nutzung
von Handys, Laptops und Apps nicht immer vertraut und sicher im
Umgang. Hürden abbauen und helfen beim Einrichten und Bedienen der
elektronischen Patientenakte (ePA) sollen in Rheinland-Pfalz künftig
dafür extra ausgebildete Trainer.
Zusammen mit der Medienanstalt Rheinland-Pfalz als Trägerin des
Vorhabens hat die Landesregierung das Projekt ePA-Coaches ins Leben
gerufen. Im Ehrenamt sollen diese Trainer Seniorinnen und Senioren
dabei unterstützen, ihre Gesundheitsdaten sicher und selbstbestimmt
digital zu verwalten. Das Sozial- und das Gesundheitsministerium sind
dabei für das Land federführend.
Wie soll konkret geholfen werden?
- Begleitung bei der Einrichtung der elektronischen Patientenakte:
Die älteren Menschen werden dabei unterstützt, ihre digitale
Patientenakte einzurichten und die grundlegenden Funktionen zu
verstehen.
- Alltagstaugliche Nutzung: Die Coaches helfen dabei, die ePA im
Alltag effektiv zu nutzen und Vertrauen in die neue Technologie
aufzubauen.
- Technische Hilfestellung: Es wird Unterstützung bei technischen
Fragen geben und dafür gesorgt, dass die Nutzung der elektronischen
Patientenakte problemlos gelingt.
- Förderung von Vertrauen: Indem die Coaches Vorteile der ePA
erklären, schaffen sie eine vertrauensvolle Basis zur Nutzung der
digitalen Anwendung.
Gibt es Vorbilder für das Projekt?
Mit dem Projekt ePA-Coaches knüpft das Land nach Angaben von
Sozialministerin Dörte Schall (SPD) an die Erfahrungen mit den
Digital-Botschafterinnen und -Botschaftern an, die ältere Menschen im
Rahmen eines Ehrenamts kostenlos und niedrigschwellig auf ihrem Weg
in die digitale Welt unterstützen. Das Vorhaben ist in zwei Stufen
angelegt:
Zunächst bietet das Projekt Angebote, die zur elektronischen
Patientenakte informieren, sensibilisieren und motivieren. Im zweiten
Schritt folgt die freiwillige Zusatzqualifizierung von
Digital-Botschaftern zu zertifizierten Coaches, die ältere Menschen
bei der Einrichtung und Nutzung der ePA fundiert unterstützen.
Langfristig soll nach Angaben der Sozial- und
Digitalisierungsministerin ein multiprofessionelles Beratungsnetzwerk
aufgebaut werden. An dem Netzwerk wird sich nach der Ankündigung der
Landesmedienanstalt auch die Verbraucherzentrale als Beratungsstelle
beteiligen. Rund 100 Digital-Botschafter haben sich bereits für die
Zusatzqualifizierung angemeldet.
Helfen die Trainer auch bei medizinischen Fragen?
Nein. Es geht nur um eine Begleitung bei technischen Fragen. Eine
medizinische Beratung leisten die ePA-Coaches nicht.
Was kostet das Vorhaben?
Die rheinland-pfälzische Landesregierung fördert das Projekt für eine
Dauer von zwei Jahren mit insgesamt 250.000 Euro.
Welche Informationen werden in der ePA gespeichert?
Die elektronische Patientenakte soll Versicherte ein Leben lang
begleiten. In dem digitalen Speicher sollen etwa Arztbriefe, Befunde,
Laborwerte und verordnete Medikamente gesammelt werden. Zugriff
bekommen Praxen, Kliniken und Apotheken, wenn die Versicherten ihre
Krankenkassenkarte in deren Lesegerät stecken.
Über die Smartphone-App ihrer Krankenkasse können die Versicherten
Zugriffsrechte widerrufen oder selbst festlegen, welche Mediziner wie
lange Einsicht bekommen sollen. Auf diese Weise können sie auch
selbst Dokumente in die E-Akte hochladen, zum Beispiel selbst
geführte Blutdruck-Tagebücher oder wichtige Diagnosen aus der
Vergangenheit.
Welche Vorteile bietet die elektronischen Patientenakte?
Fachleute sind überzeugt, dass die elektronische Patientenakte die
Behandlung verbessern kann. Dadurch könnten Mediziner Befunde von
anderen Ärzten sehen und müssten diesen nicht mehr hinterherrennen.
Das soll Zeit sparen und Doppel-Behandlungen verhindern. Das könne
zum Beispiel auch helfen, gefährliche Wechselwirkungen zwischen
Medikamenten zu verhindern.
Wann geht es in Rheinland-Pfalz los mit der ePA?
Die elektronische Patientenakte soll ab Ende April in ganz
Deutschland genutzt werden können und ab Oktober in Arztpraxen und
Kliniken verpflichtend werden. Für die Patientinnen und Patienten ist
die Nutzung freiwillig - nach dem Motto: Alle bekommen eine E-Akte,
außer man widerspricht aktiv.
Seit 15. Januar haben 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich
Versicherten in ganz Deutschland eine ePA von ihrer Krankenkasse
angelegt bekommen. Das Zusammenspiel mit Praxen und Kliniken wurde
aber zunächst nur in drei Regionen getestet. 300 Praxen, Apotheken
und Kliniken in den drei Modellregionen Hamburg und Umland, Franken
und Teilen Nordrhein-Westfalens testen die ePA bereits im Alltag.
Können privat Versicherte die elektronischen Patientenakte nutzen?
In der privaten Krankenversicherung (PKV) ist die Einführung der ePA
freiwillig. Erste private Krankenversicherer bieten ihren
Versicherten die ePA laut Verband schon an. Bis Ende 2025 solle dann
die große Mehrheit der Privatversicherten die ePA nutzen können.
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