Pharmabranche erwartet Wachstum: Vorzieheffekt im Zollstreit
Die Arzneihersteller erwarten mehr Umsatz und mehr Jobs hierzulande.
Drohende Zölle von Donald Trump könnten die Branche hart treffen -
zugleich profitiert sie kurzfristig von dem Schreckensszenario.
Berlin (dpa) - Während die deutsche Wirtschaft in der Krise steckt,
erwartet die Pharmaindustrie deutlich mehr Umsatz und Arbeitsplätze
hierzulande. Dabei profitiert die Branche von einem anziehenden
Exportgeschäft, einer Stabilisierung im Heimatmarkt und
Vorzieheffekten wegen drohender US-Zölle, wie eine Prognose des
Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zeigt.
Insbesondere das wichtige Exportgeschäft sei zu Jahresbeginn in
Schwung gekommen, auch wegen der von US-Präsident Donald Trump
angedrohten Zölle auf Medizinprodukte, schreibt der VFA in dem
Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Unternehmen
dürften ihre Lagerbestände in den USA aufgebaut haben, um sich im
Fall von Zöllen abzusichern. Anzeichen dafür lieferten
US-Handelsdaten.
Medienberichten zufolge haben Pharmakonzerne zuletzt so viele
Medikamente wie möglich über den Atlantik fliegen lassen, um
drohenden Zöllen zu entgehen. Frachtdienstleister wie Lufthansa Cargo
und DHL berichteten von einem Anstieg der Nachfrage nach
Pharma-Sendungen in die USA.
In einem Gastbeitrag für die «Financial Times» forderten die Chefs
der Pharmakonzerne Novartis und Sanofi, Vas Narasimhan und Paul
Hudson, die EU-Kommission müsse Arzneimittelpreise auf das deutlich
höhere Niveau in den USA anheben, um Anreize für Innovationen zu
schaffen. Sie warnten, Europa müsse «dringend handeln, sonst setzt
ein Niedergang ein und der Wegzug von Unternehmen beschleunigt sich».
Mehr Jobs in Deutschland
Der VFA sieht aber auch eine rege Nachfrage nach deutschen
Medikamenten aus Europa und dem Rest der Welt. Er erwartet dieses
Jahr ein Umsatzplus von 2,5 Prozent und ein Produktionswachstum von
2,9 Prozent. Die Beschäftigung in der Pharmabranche dürfte um 1.100
auf etwa 132.000 Menschen steigen. Die deutsche Wirtschaft insgesamt
2025 werde dagegen wohl stagnieren.
Mögliche US-Zölle auf Medizinprodukte sind in der Prognose nicht
berücksichtigt. Kämen sie, erwartet VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen
«kurzfristig deutliche Einschnitte bei den Unternehmen und
mittelfristig erhebliche Herausforderungen für die Pharmabranche in
Europa». Zölle könnten dort, wo wegen bestehender Verträge keine
Preiserhöhungen möglich seien, die Profitabilität der
Arzneihersteller empfindlich treffen, so der Verband.
Von Trumps globalem Zollpaket sind Medikamente bisher ausgenommen.
Kommen US-Zölle auf Medizinprodukte, würden sie zu «teils zu höhere
n
Preisen für die amerikanische Bevölkerung führen», meint der VFA. D
ie
Nachfrage nach Arzneien der Amerikaner werde wohl wenig reagieren,
denn komplexe und patentgeschützte Waren seien nicht ohne Weiteres
austauschbar.
Sorgen um Gesundheitsversorgung
Für die deutsche Pharmabranche sind die USA ein unverzichtbarer
Absatzmarkt. 2024 gingen dem Statistischen Bundesamt zufolge Waren im
Wert von 27 Milliarden Euro in die USA - fast ein Viertel der
deutschen Pharmaexporte. Besonders gefragt waren immunologische
Erzeugnisse wie Antisera, Impfstoffe und Blut.
Drohende US-Zölle schüren zugleich Sorgen um die
Gesundheitsversorgung hierzulande. Denn Deutschland hat 2024
Pharmazeutika für 12,1 Milliarden Euro aus den USA importiert, knapp
17 Prozent der Brancheneinfuhren, sowie gut 12 Prozent der
Vorprodukte, darunter sterile Schläuche für die Arzneiproduktion. Bei
einem Handelskrieg könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder
zeitweise ganz fehlen, warnte der VFA bereits vor Monaten.
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