Spürhunde im Kampf gegen die Schweinepest gesucht Von Ira Schaible und Tom Frey , dpa
Wildschweinkadaver-Spürhunde werden im Kampf gegen die Ausbreitung
der Afrikanischen Schweinepest gebraucht. Aber es gibt zu wenige.
Dabei kommen erstmal alle Hunde infrage.
Gemünden/Mainz (dpa/lrs) - Brida, Maze und Fjällräven und die meisten
anderen Hunde haben bisher Schimmel, Sprengstoff, Bettwanzen,
Trüffel, Geld oder Schlagopfer an Windrädern (Vögel) gesucht. Jetzt
sollen sie auch als Wildschweinkadaver-Spürhunde im Kampf gegen die
Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Rheinland-Pfalz
helfen. «Das Land muss bei einem neuen Ausbruch handlungsfähig sein»,
beschreibt Hartmut Frohnweiler von Landesforsten das Ziel.
«Ein Impfstoff ist bisher nicht in Sicht.» Ein neuer ASP-Ausbruch
müsse vor allem wegen der Hausschweine schnell eingedämmt werden.
Neben Wärmebilddrohnen seien die Spürhunde die wichtigsten
Unterstützer bei der schnellen Suche von verendeten Wildschweinen.
Denn diese sind noch über Monate infektiös und werden gerne von
anderen Wildschweinen gefressen.
Es werde auch noch über eine dritte Säule nachgedacht: Kolkraben -
mit einem Sensor und einer speziellen KI ausgestattet - könnten
vielleicht eines Tages aus der Luft helfen, sagt Frohnweiler.
Rund 200 Gespanne - Teams von Hundeführer und Hund - sollen
landesweit als Kadaver-Spürhunde gewonnen werden. Dann seien im
akuten Fall erfahrungsgemäß immer 20 bis 30 einsatzbereit, erläutert
Förster Frohnweiler. Bisher seien es erst 97 Teams und die
Rheinland-Pfälzer stark auf Hilfe aus anderen Bundesländern
angewiesen.
Hunde müssen vor der Ausbildung einen Eignungstest bestehen
Bei der Ausbildung arbeiteten das Umweltministerium, Landesforsten,
der Landesjagdverband, der Malteser Hilfsdienst und der
Jagdgebrauchshundeverband zusammen. Im Wald von Gemünden im Hunsrück
testet Frohnweilers Team diesmal die Eignung von 17 Hunden an vier
Stationen. Mit dabei sind ein Tierarzt, Hundeführer und einige der
insgesamt 27 Mentoren des neuen Netzwerks für Kadaver-Spürhunde. Der
bestandene Eignungstest ist Voraussetzung für die Ausbildung.
Thorsten Blanke ist mit seiner belgischen Schäferhündin Brida sowie
zwei Kolleginnen mit Hunden beim Eignungstest dabei. Die Tiere suchen
normalerweise Luftfracht- und Luftpost am Frankfurter Flughafen nach
Sprengstoff ab. «Wenn Trump mit den Zöllen so weiter macht, geht uns
aber vielleicht die Arbeit aus», sagt Blanke von einem auf
Sprengstoffspürhunde spezialisierten Unternehmen.
Spürhundeführerin und Hundetrainerin Susanne Kautz aus dem
benachbarten Nordrhein-Westfalen will ihren jüngsten Hund Fjällräven,
einen Australian Kelpie, zum Kadaver-Spürhund ausbilden. Nina Kassel
aus Windhagen im Kreis Neuwied hat sieben Rettungs- und Spürhunde.
Ihr Lagotto Romagnolo Maze soll künftig bei toten Wildschweinen
anschlagen.
Nicht nur Vierbeiner mit Spürhund-Erfahrung sind geeignet. «Jeder
Hund in Rheinland-Pfalz kann als Kadaver-Spürhund angemeldet werden»,
heißt es im Umweltministerium. Nach den ersten Informationen nach der
Anmeldung sagten aber viele Interessenten ab, berichtet Frohnweiler.
Die «Wildschwein-Pendelsau» findet großes Interesse
«Wir müssen ausschließen, dass wir Hunde dabeihaben, die nicht
brauchbar sind.» Die, die nach Gemünden zum Eignungstest gekommen
sind, schneiden gut ab, ihre Herrchen und Frauchen sind zumeist
erfahrene Hundeführer.
An einer eigens für den Test gebastelten «Wildschwein-Pendelsau»
zeigen die Vierbeiner mit den exzellenten Nasen Interesse, bellen,
gehen aber auf Distanz und greifen nicht an - genau so soll es sein.
Das ist eine der Stationen. An einer Kiste mit Wildschweinresten sind
die Tiere sichtbar interessiert, aber zurückhaltend - sie zerkratzen
die Kiste nicht.
Die Ausbildung werde mindestens vier Monate dauern, sagt Frohnweiler.
Mindestens einmal in der Woche müsse trainiert werden. Es könne auch
mit Wildschwein-Geruchsproben zu Hause geübt werden. Die ersten
Prüfungen seien daher im August/September zu erwarten. Auch danach
müsse die Einsatztauglichkeit immer wieder überprüft und trainiert
werden.
«Die Hunde brauchen einen gewissen Antrieb, dass sie auch in die
Dornen gehen und Gestrüpp absuchen», sagt Frohnweiler. Anders als
andere Bundesländer gebe es in Rheinland-Pfalz viel Wildnis,
Brombeeren und Steillagen.
Hundeführer können gewerblich oder ehrenamtlich aktiv sein
«Der Hund muss durch ein Ritual lernen, dass es jetzt um diese Sache
geht», erklärt Frohnweiler. Das könne ein Halsband sein oder
bestimmte Schuhe des Hundeführers. Das Tier solle seine Aufgabe mit
einem freudigen Ereignis verknüpfen. «Man muss herausfinden, womit
man den Hund am besten motivieren kann.» Der eine bekomme daher ein
Leckerli, mit dem anderen werde gespielt.
Die Hunde müssten bei ihren Einsätzen auch ein GPS-Gerät am Körper
akzeptieren, welches den Track aufzeichne, den sie auf der Suche nach
Kadavern ablaufen, erläutert Frohnweiler. So schreibe es die EU vor.
Die Hundeführer könnten mit ihren ausgebildeten Vierbeinern
gewerblich oder ehrenamtlich einsteigen. GPS-Gerät und Kleidung
würden dann gestellt. Gewerbliche Hundeführer bekämen 650 Euro,
ehrenamtliche insgesamt 340. «Aber manche wollen das lieber
ehrenamtlich machen - und Rheinland-Pfalz lebt vom Ehrenamt», betont
der Förster.
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