Ökonomen erwarten rund 50 Prozent Sozialbeiträge

255 Euro mehr müssen Durchschnittsverdiener in diesem Jahr mehr für
ihre Krankenkasse bezahlen. Forscher fürchten, dass sich die
Beitragsspirale unter Schwarz-Rot weiter dreht - mit schweren Folgen.

Berlin (dpa) - Die Sozialbeiträge in Deutschland könnten nach
übereinstimmender Erwartung von Experten bereits im kommenden Jahr
erneut spürbar steigen. «Ich erwarte, dass die Krankenkassenbeiträge

ohne Reformen in den kommenden zwei Jahren jeweils um rund 0,2
Beitragssatzpunkte steigen», sagte der Essener Gesundheitsökonom
Jürgen Wasem der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Institut rechnet mit Gesamtbeitrag zwischen 46 und 53 Prozent

Bereits zum Jahreswechsel musste ein Durchschnittsverdiener laut dem
Berliner Forschungsinstitut IGES «einen sprunghaften Anstieg der
Beitragsbelastung» verkraften. In diesem Jahr seien dann im Schnitt
255 Euro mehr für die Krankenkasse zu zahlen. Der Zusatzbeitrag zum
allgemeinen Satz von 14,6 Prozent war Anfang 2025 auf im Schnitt
2,9 Prozent gestiegen. «Ohne weitere Maßnahmen werden diese
Belastungen zunehmen», sagte IGES-Geschäftsführer Martin Albrecht der

dpa.

Innerhalb der kommenden zehn Jahre erwartet IGES einen Anstieg der
Belastung durch die gesamten Beiträge der einzelnen
Sozialversicherungen von gut 42 auf 49 Prozent - je nach genauer
Entwicklung werde der Wert dann zwischen 46 und 53 Prozent liegen.

Fratzscher: «Koalitionsvertrag verschärft Problem»

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW),
Marcel Fratzscher, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Der
Koalitionsvertrag verschärft das Problem: Anstelle von Vorschlägen zu
einer Begrenzung des künftigen Beitragsanstiegs gibt es hier teure
Versprechungen wie beispielsweise ein stabiles Rentenniveau und eine
ausgeweitete Mütterrente.»

Auch der Mannheimer Ökonom Nicolas Ziebarth erwartet keine
«strukturellen Reformen» zur Senkung des wachsenden Kostendrucks in
den Sozialversicherungen. «Die Sozialabgaben werden also ungebremst
steigen», sagte der Wissenschaftler am Zentrum für europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW). «Die steigenden Sozialbeiträge sind heute
eine der drängendsten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft.»


Abgaben behindern Konjunkturerholung

Die Abgabenbelastung gilt als eins der vordringlichen Hemmnisse für
ein stärkeres Anspringen der Konjunktur in Deutschland. «Die
Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir das dritte Jahr hintereinander
eine Rezession mit schrumpfender Wirtschaftsleistung erleben», sagte
Fratzscher.

Die Zölle von US-Präsident Donald Trump und die Folgen des russischen
Kriegs in der Ukraine verschärften die Lage. «Wir bräuchten aber auch

wieder mehr privaten Konsum in Deutschland», sagte Fratzscher. «Hohe
Sozialabgaben wirken hier deutlich dämpfend», so der DIW-Chef. «Wenn

die Menschen in Deutschland nicht wieder mehr ausgeben, wird
nachhaltige konjunkturelle Erholung kaum gelingen.»

IW: «Reformen werden verschoben»

Auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt
sich besorgt über die Ankündigungen von CDU/CSU und SPD. «Reformen
werden verschoben, weil sich die Koalitionspartner nicht einigen
können», kritisierte IW-Steuer- und Sozialexperte Jochen Pimpertz.
Stattdessen bringe die neue Koalition viele Kommissionen auf den Weg
- etwa für die Zukunft der Kranken- und der Pflegeversicherung.

«Den Kommissionen, die Reformen für die Koalition vorschlagen sollen,
fehlt ein klarer Auftrag», sagte Pimpertz der dpa. «Und sie kommen zu
spät.» So sollten Vorschläge für die Krankenversicherung erst 2027

vorliegen. Aus Sicht von Pimpertz reicht das nicht: «Diese werden
eher im nächsten Bundestagswahlkampf zerredet, als dass sie umgesetzt
werden.»

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