Sieben neue Schweinepest-Fälle bei Mannheim entdeckt
Die Zahl der infizierten Wildschweine im Südwesten steigt an. Alle
kranken Tiere wurden allerdings nahe der Grenze zu Hessen gefunden.
Die Schutzmaßnahmen werden deswegen nicht verschärft.
Stuttgart/Mannheim (dpa) - Bei Mannheim sind sieben nachweislich mit
der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierte Wildschweine entdeckt
worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut habe die Infektionen
bestätigt, teilte die Stadt Mannheim mit. Damit wurden seit
vergangenen August insgesamt neun infizierte Wildschweine in
Baden-Württemberg entdeckt.
Alle wurden demnach wenige Hundert Meter von der Landesgrenze zu
Hessen gefunden. «Die Fälle fügen sich in das grassierende
Seuchengeschehen auf der hessischen Landesseite bei Lampertheim ein»,
teilte die Stadt weiter mit.
Maßnahmen sollen zunächst nicht verschärft werden
Insofern will Baden-Württemberg die bisher ergriffenen
Schutzmaßnahmen nicht verschärfen. Es gebe keine veränderte
Lagebeurteilung, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums.
Bisher sind nach Angaben der Behörden im Südwesten keine Bestände mit
Hausschweinen von dem Virus betroffen. Die Stadt Mannheim wies jedoch
darauf in, dass erweiterte Maßnahmen für die Zukunft nicht
ausgeschlossen seien. Die Ausbreitung sei nach wie vor dynamisch.
«Oberstes Ziel bleibt es, die Tierseuche auf ein möglichst kleines
Gebiet einzudämmen und einen Übertritt auf Hausschweinebestände zu
verhindern, auch wenn es keine 100-prozentige Garantie gibt», sagte
der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz,
Peter Hauk (CDU). Er appellierte auch an die Bevölkerung, etwa
Absperrungen nicht umzustoßen, Tore geschlossen zu halten und keine
Wurstreste in der Natur zu entsorgen.
Erstes infiziertes Wildschwein wurde im August 2024 entdeckt
Anfang August vergangenen Jahres hatte ein Jäger bei Hemsbach im
Rhein-Neckar-Kreis ein sichtbar erkranktes Wildschwein erlegt, bei
dem die ASP nachgewiesen wurde. Zuvor hatte es ASP-Ausbrüche in den
Nachbarbundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz gegeben. Der Fall im
Rhein-Neckar-Kreis war der erste in Baden-Württemberg seit dem
bislang einzigen Vorfall zwei Jahre zuvor im Kreis Emmendingen.
In Hessen sieht die Lage deutlich dramatischer aus: Dort wurden seit
Juni 2024 rund 1.600 infizierte Wildschweine entdeckt, wie das
Landwirtschafts- und Jagdministerium in Wiesbaden vor wenigen Tagen
mitteilte. In Baden-Württemberg war Anfang März das zweite infizierte
Wildschwein gefunden worden.
Sperrzone II betrifft Mannheim und Teile des Rhein-Neckar-Kreises
Nach dem Fund im August mussten die aufgrund der hessischen ASP-Fälle
bereits eingerichteten Sperrzonen erweitert werden, wie das
Landwirtschaftsministerium in Stuttgart mitteilte. Aktuell erstreckt
sich demnach die Sperrzone II auf den gesamten Stadtkreis Mannheim
sowie Teile des Rhein-Neckar-Kreises.
Dort dürften Hausschweine nur mit Genehmigung transportiert werden,
und nur wenn sie vorher auf das Virus getestet wurden, hieß es. Zudem
müssten Schweinehalter besondere Sicherheits- und Hygienemaßnahmen
einhalten. Eine erneute Anpassung der Sperrzonen sei derzeit nicht
notwendig, teilte das Ministerium mit. Das Land hat demnach seit 2021
einen sehr niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in Schutzmaßnahmen
investiert.
Jagdverbot weitgehend aufgehoben
Das zu Beginn erlassene Jagdverbot wurde inzwischen weitgehend
aufgehoben. Zunächst sei es wichtig gewesen, die Wildschweine im
betroffenen Gebiet zu halten, um eine weitere Verschleppung des Virus
durch eine Wanderung der Tiere zu vermeiden. Inzwischen wurden
zahlreiche Zaunanlagen zur Begrenzung der Seuche erstellt, wie es in
der Mitteilung hieß.
Ob Hobbyangler oder Erwerbsfischerei - die Menschen dürften
öffentliche Wege nur noch bis zu 15 Meter weit verlassen, um an
Gewässer zu gelangen. Auch wildes Campen bleibe weiter untersagt.
Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, hat der
Rhein-Neckar-Kreis zudem 90 Zentimeter hohe Elektrozäune entlang von
Bundes- und Landstraßen, Bahntrassen oder Feldwegen aufstellen
lassen. Sie werden durch Stromkästen mit Niedrigvolt-Batterien
versorgt.
Virus ist auf den Menschen nicht übertragbar
Die ASP ist eine schwere, hochansteckende und unheilbare
Virusinfektion, die ausschließlich Haus- und Wildschweine befällt und
fast immer zum Tod der betroffenen Tiere führt. Auf den Menschen ist
das Virus nicht übertragbar. Es ist nicht möglich, Schweine durch
eine Impfung zu schützen.
Das Virus wird über den direkten Kontakt zwischen infizierten und
gesunden Tieren übertragen, vor allem über Blutkontakt. Es kann aber
auch indirekt über verschmutzte Gegenstände wie Werkzeuge, Autos,
Schuhe, Lebensmittel oder über kontaminiertes Futter von einem Tier
aufs nächste übergehen.
Für Betriebe kann die Krankheit existenzbedrohend sein
Für schweinehaltende Betriebe gilt ein Ausbruch der Krankheit als
existenzbedrohendes Risiko. Neben der Tötung des Tierbestandes droht
auch ein Verlust der Genetik und eine Bestandssperre mit daraus
folgenden Platz- und Tierschutzproblemen.
Die ASP breitet sich nur vergleichsweise langsam aus, sie
verschwindet aber auch nicht von selbst wieder. Der Erreger ist in
der Umwelt und besonders im Blut extrem lange haltbar, weshalb sich
beispielsweise lebende Wildschweine sehr lange an Kadavern
infizierter Artgenossen anstecken können.
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