Wasser oder Wischen: Was der Po wirklich braucht Von Alice Lanzke, dpa
Was tun mit der Handbrause neben dem Klo? Viele Deutsche sind im
Urlaub erst mal irritiert. Dabei gilt Wasser statt Papier in vielen
Ländern als hygienischer und gesünder. Was sagt die Wissenschaft?
Berlin/Lüdenscheid (dpa) - Wer in Deutschland aufwächst, kennt in der
Regel nur eine Art der Toilettenhygiene: Klopapier. Doch auf Reisen
erleben viele Urlauber eine Überraschung. In Thailand oder der Türkei
baumelt plötzlich eine kleine Handbrause neben der Toilette, in Japan
beginnt die Keramik-Schüssel auf Knopfdruck zu sprühen - und nicht
wenige fragen sich, was sie damit anfangen sollen.
Tatsächlich sind Bidetduschen und Dusch-WCs in zahlreichen Ländern
längst die Norm. Sie gelten als hygienischer und umweltfreundlicher
als das trockene Wischen mit Papier. Welche Wahl ist aus
wissenschaftlicher und ärztlicher Sicht besser?
Washlets, Bumguns und zusätzliche Bidets
Toilettenpapier in seiner heutigen perforierten Form auf einer Rolle
wird in westlichen Ländern seit dem späten 19. Jahrhundert als
Standard für die Reinigung nach dem Toilettengang genutzt. Doch
Studien zeigen, dass es nicht unbedingt die gründlichste Methode ist
- zumindest nicht allein. So ergab etwa eine 2021 im Fachblatt
«Journal of Water & Health» veröffentlichte Studie, dass die
Kombination aus Toilettenpapier und Dusch-WC die mikrobielle
Verunreinigung der Hände nach dem Stuhlgang im Vergleich zur
alleinigen Nutzung von Papier deutlich reduziert.
Ein solches Dusch-WC - auch Washlet genannt - ist eine Toilette mit
einer integrierten Wasserdüse im Sitzbereich, die nach dem
Toilettengang einen warmen Wasserstrahl zur Reinigung des
Intimbereichs verwendet. Sie ist besonders in Japan und Südkorea
verbreitet. In vielen Ländern Süd- und Südostasiens, sowie des Nahen
Ostens und Nordafrika sind hingegen Bidethandbrausen, auch als
Bumguns bekannt, neben der Toilette die Norm. Und in Italien,
Portugal, Spanien, Frankreich sowie einigen südamerikanischen Ländern
ist es üblich, ein Bidet zusätzlich zur Toilette für die
Wasserreinigung zu haben.
Vor allem in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien,
Skandinavien und eben in Deutschland wird hingegen mehrheitlich auf
Toilettenpapier gesetzt, 134 Rollen pro Jahr soll der
durchschnittliche Bundesbürger verbrauchen. Für Rose George nicht die
beste Methode: Für ihr Buch «The Big Necessity: Adventures In The
World Of Human Waste» beschäftigte sich die britische Autorin mit
unterschiedlichsten Aspekten menschlicher Ausscheidungen und ist
seither überzeugt, dass Toilettenpapier diese zwar entfernt, aber
nicht vollständig. Insgesamt sei die Wasserreinigung effektiver: Man
würde sich ja auch nicht mit einem trockenen Handtuch duschen, so ihr
Fazit.
Wer aggressiv wischt, riskiert Verletzungen
Zu rigoroses Hantieren mit trockenem Klopapier könne schmerzhafte
Folgen haben, meint George. Hautarzt Silas Soemantri bestätigt: «Es
stimmt, dass aggressives Wischen mit trockenem Toilettenpapier zu
mikrotraumatischen Verletzungen führen kann, die Analfissuren
begünstigen und Hämorrhoiden verschlimmern können.» Die mechanische
Reizung könne kleine Risse in der empfindlichen Haut verursachen, was
wiederum Entzündungen begünstige, so Soemantri, der Mitglied im
Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) ist.
Der Arzt empfiehlt eine sanfte Reinigung, vorzugsweise mit Wasser
oder feuchtem, unparfümiertem Toilettenpapier: «Diese Maßnahme hilft,
die Haut zu schonen und weiteren Irritationen vorzubeugen.»
Die Studienlage ist unklar
Wissenschaftliche Studien speziell zum Thema Bidet zeichnen ein
widersprüchliches Bild. So kamen verschiedene Analysen zu dem
Schluss, dass die Warmwasserdüsen von Bidets und ähnlichen
Vorrichtungen eine breite Palette von Bakterien enthalten können.
Andere beschreiben hingegen, dass Wasser Krankheitserreger im
Intimbereich gründlicher entferne.
2021 warnte wiederum ein Artikel im «Journal of the Anus, Rectum and
Colon» davor, dass übermäßiger Bidet-Gebrauch zu Juckreiz im
Analbereich und Stuhlinkontinenz führen könne. Ebenso wurde
vereinzelt über vermehrte Vaginalinfektionen bei Frauen berichtet.
Andere Studien legten nahe, dass die Wasserreinigung speziell für
Menschen mit Hämorrhoiden vorteilhaft sein könnte - zumindest wenn
der Wasserstrahl nicht zu stark sei.
Auch Hautarzt Soemantri rät Personen, die zu Hämorrhoiden oder
anderen Analbeschwerden neigen, auf eine schonende Reinigung zu
achten. «Aus dermatologischer Sicht bietet die Wasserreinigung in der
Regel die gründlichste und hautschonendste Möglichkeit, den
Intimbereich zu säubern, da sie Reizungen durch mechanische
Einwirkung minimiert.»
Dabei sollte das Wasser lauwarm und der Wasserdruck moderat
eingestellt sein, um Irritationen zu vermeiden. Feuchtes
Toilettenpapier stelle die zweite Wahl dar und könne eine akzeptable
Alternative sein, sofern es unparfümiert und sanft formuliert sei.
Soemantri betont: «Normales trockenes Toilettenpapier sollte nur in
Situationen ohne andere Möglichkeit verwendet werden, da es die Haut
durch die Reibung reizt und zu wunden Hautirritationen führen kann.»
Dermatologe: Trockenes Toilettenpapier nur in Ausnahmefällen
Der Hautarzt hat noch einen weiteren Tipp: «Eine Empfehlung ist es,
normales Toilettenpapier für die Reinigung anzufeuchten, wodurch die
Haut sanft und dennoch gründlich gereinigt werden kann. Hiernach ist
es jedoch essenziell vorsichtig trocken zu tupfen.»
Bei der Frage, ob Papier oder Wasser, gibt es zudem noch den
Umweltaspekt: So benötigen Dusch-WCs, Bidets und Bidethandbrausen
zwar Wasser für die Reinigung - allerdings vermutlich weniger, als
für die Produktion von Toilettenpapier nötig ist.
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