Drohungen in Corona-Zeiten: Prozess um Tod einer Ärztin
Eine österreichische Ärztin engagiert sich im Kampf gegen Corona und
wird angefeindet. Ein möglicher Schreiber von Drohnachrichten steht
nach ihrem Tod vor Gericht. Doch es gibt noch einen Verfasser.
Wels (dpa) - Im Prozess um den Tod einer österreichischen Ärztin und
Corona-Impfbefürworterin steht der Angeklagte aus seiner Sicht zu
Unrecht vor Gericht. Das Landesgericht Wels muss klären, ob
bedrohliche Nachrichten des 61-Jährigen aus Oberbayern die
Medizinerin mit in den Tod getrieben haben.
Die Staatsanwaltschaft hat den Mann wegen gefährlicher Drohung
angeklagt. Sie geht davon aus, dass er mitverantwortlich dafür war,
dass die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr im Juli 2022 im Alter von 36
Jahren Suizid verübte. Das ergebe sich aus einem psychiatrischen
Gutachten und aus Aufzeichnungen der Verstorbenen, hieß es.
«Wir beobachten Sie»
«Wir beobachten Sie», zitierte der Staatsanwalt aus einer der
Nachrichten an die Österreicherin. Der Angeklagte kündigte demnach
an, Kellermayr vor ein künftiges «Volkstribunal» zu stellen und sie
hinter Gitter zu bringen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Mit
einem Urteil wird am 9. April gerechnet.
Der 61-Jährige sieht sich selbst als Opfer. Vor Gericht wies er mit
einem «Nein» jede Schuld von sich. Sonst äußerte er sich nicht
selbst. Eine seiner Anwältinnen verlas jedoch seine Stellungnahme.
Darin bestätigt der mehrfach vorbestrafte Mann, dass er die zitierten
Nachrichten verfasst habe, weil er sich gegen eine Corona-Impfpflicht
eingesetzt habe.
Todesdrohungen von unbekanntem Absender
Er wies jedoch darauf hin, dass Kellermayr auch Todesdrohungen mit
extremen Gewaltfantasien erhalten hatte, die von einer bislang nicht
identifizierten Person stammen. Diese «widerlichen» E-Mails habe
nicht er geschrieben. «Ich bin nicht derjenige, den man gesucht hat,
aber derjenige, den man gefunden hat», las die Anwältin vor. Auch aus
Sicht der Staatsanwaltschaft stammen diese extremen Drohnachrichten
nicht von dem Angeklagten.
Er sei ein «Sündenbock», sagte die Anwältin im Namen des 61-Jähri
gen.
«Zugleich berührt mich das Schicksal von Frau Doktor Kellermayr»,
hieß es in seiner Stellungnahme.
Ärztin investierte in teure Sicherheitsmaßnahmen
Kellermayr hatte in ihrer Arbeit als Ärztin und in Medienauftritten
für die Sinnhaftigkeit der Corona-Impfung geworben. Sie hatte
daraufhin Anfeindungen und Drohungen erhalten. Deswegen investierte
Kellermayr in ihrer Praxis in teure Sicherheitsmaßnahmen und
engagierte einen Security-Mitarbeiter. Im Juni 2022 schloss sie die
Praxis aus finanziellen Gründen. Einen Monat später verübte sie
Suizid.
Das Anwaltsteam des Bayern stellte seine Email- und
Twitter-Nachrichten an Kellermayr als Teil der hitzigen Debatten um
Corona-Einschränkungen und Impfungen während der Pandemie dar. Die
Ärztin habe sich auf sozialen Medien wiederholt abfällig über
Maßnahmengegner und Impfskeptiker geäußert. Sie habe die Nachrichten
des 61-Jährigen nicht nur erhalten, sondern ihm auch selbstbewusst
und spöttisch geantwortet.
Die Verteidigung brachte auch Details zu langjährigen psychischen
Probleme der Ärztin vor. Damit stellten sie infrage, ob die
Nachrichten ihres Klienten wirklich mit zu ihrem Tod geführt hatten.
Vater Kellermayrs: Tochter wurde getötet
Der Vater Kellermayrs brachte als Zeuge vor Gericht unerwartet eine
neue Theorie zum Tod seiner Tochter vor: «Ich bin nicht der Meinung,
dass es ein Selbstmord war», sagte er. Wegen der technischen Umstände
des Todes gehe er von einer Tötung aus. Mit seinen Argumenten
überzeugte er aber vorerst weder die Richterin noch die
Staatsanwälte, die keine Nachfragen zu diesem Szenario stellten.
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