Vatikan lässt täglichen Rosenkranz für den Papst beten Von Robert Messer, Doreen Garud und Christoph Sator, dpa
Mehr als zehn Tage liegt der Papst schon in Rom im Krankenhaus. Ein
beginnendes Nierenversagen schürt Ängste. Ein Intensivmediziner in
Deutschland schätzt die Situation als «hochkritisch» ein.
Rom (dpa) - Aus Sorge um den schwer erkrankten Papst Franziskus lässt
der Vatikan auf dem Petersplatz nun jeden Abend einen Rosenkranz
beten. Das Gebet steht Gläubigen aus aller Welt offen. Zum ersten
Rosenkranz unter der Leitung des italienischen
Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin, der Nummer Zwei des Vatikans,
wurden vor dem Petersdom auch zahlreiche Kardinäle erwartet.
Das 88 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche wird inzwischen
seit anderthalb Wochen im Gemelli-Krankenhaus in Rom behandelt. Die
Öffentlichkeit bekam Papst Franziskus seither nicht mehr zu Gesicht.
Sorge bereitet vor allem, dass nach Angaben der Ärzte neben der
bestehenden Lungenentzündung nun auch die Nieren nicht mehr voll
arbeiten. In einer Diagnose vom Sonntagabend war von einem
«beginnenden Nierenversagen» die Rede, das bislang aber unter
Kontrolle sei. Die folgende Nacht verlief nach Angaben von
Papstsprecher Matteo Bruni «gut». Weiter hieß es, der Pontifex sei
«guter Dinge» und habe derzeit keine größeren Schmerzen.
Franziskus wird in dem Universitätskrankenhaus im zehnten Stock in
einem streng abgeschirmten Trakt behandelt. Der Argentinier -
inzwischen zweitältester Papst der Geschichte - hat schon seit der
Vorweihnachtszeit Probleme mit den Atemwegen. In der Klinik stellten
die Ärzte eine Lungenentzündung fest. In einem so hohen Alter gilt
bereits diese Diagnose als sehr gefährlich.
«Hochkritische Situation»
Der Intensivmediziner Uwe Janssens spricht jetzt von einer
«hochkritischen Situation». «Für einen alten, gebrechlichen Patient
en
haben solche Erkrankungen ein hohes Risiko», sagte der frühere
Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv-
und Notfallmedizin der dpa. Für eine Genesung nannte er mehrere
Bedingungen.
«Wenn es gelingt, ihm eine geeignete Antibiose (medikamentöse
Behandlung mit Antibiotika) zu geben, wenn es gelingt, ihn zu
mobilisieren, wenn es gelingt, für ausreichende Atemunterstützung zu
sorgen, wenn es gelingt, dass er eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr
bekommt, dann hat er vielleicht eine Chance», sagte er. An der
Behandlung des Papstes in Rom ist Janssens nicht beteiligt.
Weitere Komplikationen schlossen Franziskus' Ärzte, Sergio Alfieri
und Luigi Carbone, am Freitag nicht aus. Aus ihrer Sicht wäre eine
Sepsis, also eine schwere Blutvergiftung, die größte Gefahr. Das
würde bedeuten, dass Erreger in den Blutkreislauf übergehen und sich
somit auf weitere Organe ausdehnen.
Papst-Zustand am Wochenende verschlechtert
Am Wochenende hatte sich Franziskus' Gesundheitszustand nach
anfänglich positiven Signalen verschlechtert. Er musste nach Angaben
des Vatikans mit Sauerstoff und mit Blutkonserven versorgt werden. Am
Samstag hatte er demnach eine «anhaltende asthmatische Atemkrise».
Inzwischen haben sich einige Blutwerte etwas stabilisiert.
Fast alle Beobachter gehen davon aus, dass sich der Klinikaufenthalt
hinziehen wird. Alle Termine wurden abgesagt. Die Anteilnahme unter
den weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken ist groß. An vielen Orten
beten Menschen für Franziskus' und dessen Genesung.
Spekulationen nehmen zu
Derweil kommen die Spekulationen über einen Rücktritt Franziskus' aus
gesundheitlichen Gründen oder eines baldigen Konklaves, also einer
Papst-Wahl, nicht mehr zur Ruhe. Für Vatikan-Kenner ist das in einer
solchen Situation nicht überraschend: Franziskus selbst schrieb in
seinen jüngst erschienen Memoiren («Hoffe»): «Immer wenn es einem
Papst schlecht geht, weht ein Hauch von Konklave durch die Welt.»
Einer seiner Vertrauten, der Luxemburger Kardinal Jean-Claude
Hollerich, sagte der italienischen Zeitung «La Stampa» jedoch: «Es
ist schrecklich, dass Priester, Bischöfe, Kardinäle und Ordensleute
über das Konklave nachdenken und daran arbeiten, während der Papst
noch lebt.» Der 66-Jährige bezeichnete dies als «zutiefst
respektlos». Die Namen Parolin und Hollerich wurden auch schon vor
der Erkrankung als «papabile» genannt, also als mögliche Nachfolger.
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