Mehr Schüler und Schülerinnen fehlen unentschuldigt Von Helen Hoffmann, dpa
Unentschuldigte Fehlzeiten in der Schule haben vielerorts zugenommen.
Einige Städte und Landkreise in Niedersachsen verzeichnen mehr
Bußgeldverfahren als früher. Doch eine Analyse ist schwierig.
Hannover (dpa/lni) - Zahlreiche Kinder und Jugendliche in
Niedersachsen gehen nicht regelmäßig zur Schule. Dies ist das
Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, an der sich rund
40 Landkreise und Städte beteiligten. Demnach ist sogenannter
Schulabsentismus vielerorts ein Problem.
Fachleute verwenden zunehmend das Wort Schulabsentismus statt
Schulverweigerung, um zu verdeutlichen, dass unentschuldigtes Fehlen
viele Gründe haben kann. Dazu zählen schulische und familiäre
Probleme sowie psychische Erkrankungen.
Keine vergleichbaren Zahlen zu Fehlzeiten
Die Zahl der schwänzenden Kinder und Jugendlichen ist in vielen
Landkreisen und Städten gestiegen. Wie groß der Anteil ist, bleibt
allerdings unklar. Daten über unentschuldigte Fehlzeiten werden zwar
von den Schulen erhoben, für das gesamte Bundesland gibt es dem
Kultusministerium zufolge aber keine Statistik. Die dpa-Umfrage zeigt
außerdem, dass in den Landkreisen und Städten keine vergleichbaren
Daten vorliegen.
Ein Großteil der Behörden teilt mit, dass der Anteil nicht ermittelt
werden könne, da nur die Zahl der Ordnungswidrigkeitsverfahren
dokumentiert werde und pro Schüler oder Schülerin mehrere Verfahren
möglich seien. Andere verweisen darauf, dass nur Fälle erfasst
würden, die ein Bußgeldverfahren nach sich zögen und es deshalb
wahrscheinlich eine hohe Dunkelziffer gebe.
Die Landkreise und Städte, die eine Quote nennen, nutzen verschiedene
Datengrundlagen. Sie sind darauf angewiesen, was Schulen erfassen und
melden. So kommt es, dass manche Behörden davon ausgehen, dass der
Anteil nicht zur Schule gehender Kinder und Jugendlicher bei rund
einem Prozent liegt, andere gehen von rund zwölf Prozent aus.
Vielerorts mehr Verfahren als früher
Seit dem Jahr 2022 verzeichnen einige Landkreise und Städte eine
Zunahme unentschuldigter Fehlzeiten. Die Zahl sei im Vergleich zu den
Vorjahren gestiegen, teilt der Sprecher des Landkreises Uelzen mit.
Sowohl die Zahl der Verfahren als auch die der unentschuldigt
fehlenden Kinder und Jugendlichen sei steigend, heißt es beim
Landkreis Ammerland.
Ähnliches melden die Stadt Oldenburg, die Landkreise Wesermarsch und
Lüchow-Dannenberg. Auch Hannover verzeichnet nach Angaben einer
Stadtsprecherin eine steigende Zahl von Schulschwänzer*innen. Der
Landkreis Cuxhaven verweist darauf, dass häufiger als früher auch
Grundschülerinnen und -schüler unentschuldigt fehlten.
Positive Beispiele gibt es auch
Neben Landkreisen und Städten, die Schulabsentismus als zunehmende
Herausforderung sehen, gibt es auch welche, in denen kaum oder
positive Veränderungen festgestellt werden. «Aus der Statistik der zu
bearbeitenden Bußgeldfälle ist bis 2022 ein deutlicher Anstieg
erkennbar, seither besteht ein gleichbleibendes Fallzahlniveau»,
heißt es beim Landkreis Cloppenburg.
Im Landkreis Lüneburg ist die Zahl der Bußgeldverfahren seit Jahren
leicht rückläufig. «Dies zeigt, dass präventive Maßnahmen und die
frühzeitige Zusammenarbeit mit Schülerinnen, Schülern und Eltern
Wirkung zeigen», sagt ein Sprecher.
Im Landkreis Grafschaft Bentheim hat sich die Zahl der erteilten
Bußgeldbescheide langjährig nicht wesentlich verändert. «Hartnäck
ige
Schulverweigerer, bei denen ein uneinbringliches Bußgeld nach
Androhung von Jugendarrest vom Amtsgericht vollstreckt werden muss,
sind in der Grafschaft Bentheim selten», so die Sprecherin. Im
Landkreis Gifhorn ist die Zahl seit 2022 relativ konstant.
Viele Bemühungen
Dem Kultusministerium zufolge gibt es viele Ansätze, um
Schulabstinenz zu vermeiden. Präventive Maßnahmen wie ein positives
Schulklima und individuelle Förderung sind demnach wichtig. Falls es
dennoch zu Verstößen gegen die Schulpflicht kommt, folgen Gespräche,
um die Gründe zu finden.
Bleiben die Bemühungen ohne Erfolg, wird ein
Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet - es droht eine Geldbuße.
Bis zum 14. Lebensjahr wird es gegen die Erziehungsberechtigten
verhängt, danach auch gegen den Betroffenen selbst.
Das Amtsgericht kann ein Bußgeld in eine gemeinnützige Tätigkeit
umwandeln, dann müssen Sozialstunden geleistet werden.
Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Schulabsentismus gab es in allen
Landkreisen und Städten, die an der Umfrage teilnahmen.
Jugendarrest als Strafe
Wenn Sozialstunden nicht geleistet werden, entscheidet das Gericht
über Jugendarrest. Im Schuljahr 2023/2024 kam es etwa im Landkreis
Friesland viermal zu Jugendarrest, danach wurde bis Ende des Jahres
2024 kein Fall registriert. Auch der Landkreis Wesermarsch verweist
darauf, dass für Jugendliche, die gemeinnützige Arbeitsstunden nicht
leisten, Arrest droht. Wie oft Jugendliche in Niedersachsen nach
Schulabsentismus im Jugendarrest landen, ist unbekannt. Landesweite
Zahlen werden nicht erhoben.
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