Heidelberger Klinikgelände: Heizungsausfall an Nikolaus Von Nico Pointner, René Priebe und Marco Krefting, dpa

Die Uniklinik Heidelberg ist eines der größten medizinischen Zentren
Deutschlands und zählt zu den besten Krankenhäusern der Welt. Nun
herrscht hier rund 24 Stunden Ausnahmezustand.

Heidelberg (dpa/lsw) - Heizlüfter in den Räumen, Feuerwehr und
Technisches Hilfswerk auf dem Gelände und geschlossene Fenster, um
kalte Luft tunlichst draußen zu halten: Rund 1.000 Patientinnen und
Patienten sowie etwa 2.000 Mitarbeitende am Uniklinikum Heidelberg
haben eine gravierende Störung des Heizwerks auf dem Campus
Neuenheimer Feld zu spüren bekommen. Betroffen war unter anderem das
Deutsche Krebsforschungszentrum.

«Wir wissen noch nicht, warum es zu dieser massiven Störung gekommen
ist», sagte Kliniksprecherin Stefanie Seltmann der Deutschen
Presse-Agentur. Es habe wohl einen technischen Zwischenfall gegeben.
Am Nachmittag war der Defekt laut Seltmann behoben. Da die Anlagen
ausgekühlt waren, sollte es bis zum frühen Abend dauern, bis wieder
alles auf Normaltemperatur läuft. 

Alles in allem bedeutete das in etwa 24 Stunden Ausnahmezustand. Die
Information, dass die gesamte Heizanlage ausgefallen sei, habe die
Klinik am Donnerstag gegen 17.00 Uhr erreicht, berichtete die
Kliniksprecherin. «Da waren wir dann natürlich schon etwas
alarmiert.»

Wolldecken und Heizlüfter gegen die Kälte

Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem
Roten Kreuz verteilten Wolldecken an Patientinnen und Patienten,
damit diese nicht frieren. Sie stellten mobile Heizgeräte vom Foyer
bis in die Krankenzimmer auf und kümmerten sich mit entsprechendem
Gerät um warmes Wasser. 

Nur Notfälle wurden operiert. Die Lüftung dürfe nicht betrieben
werden, erklärte Seltmann. Sonst werde es im OP zu kalt, da sie Luft
von außen anziehe. Die Lüftung sorge aber auch für Sterilisation in
den Operationsräumen. Deswegen habe man aus Sicherheitsgründen
planbare Eingriffe verschoben.

Auch ihre Zimmer sollten Patientinnen, Patienten und
Klinikmitarbeitende nicht lüften, sagte Seltmann. «Aber ansonsten ist
die Situation einigermaßen stabil.» Niemand sei verlegt worden.
Ambulanzen könnten weiterarbeiten. Auch die Essensversorgung der
Patientinnen und Patienten sei sichergestellt.

Frühchen liegen in Inkubatoren

Besonders in den Ambulanzbereichen sei es kühl geworden, da die Türen
dort häufig auf- und zugingen, sagte die Sprecherin. Deshalb habe man
gerade auch diese Einrichtungen mit mobilen Geräten beheizt. Auf den
Intensivstationen wiederum produzierten so viele Geräte Wärme, dass
es dort gar nicht so kalt werden könne. «Und die kleinen Frühchen
liegen in den Inkubatoren.» 

Die Uniklinik Heidelberg ist mit rund 2.500 Betten eines der größten
medizinischen Zentren Deutschlands und zählt zu den besten
Krankenhäusern der Welt. Betroffen von dem Heizungsausfall waren den
Angaben nach unter anderem die Chirurgie, die Kopfklinik, die
Kinderklinik, die Frauenklinik, die Innere Medizin sowie das
Nationale Zentrum für Tumorerkrankungen. Hinzu kommen die
Medizinische Fakultät und andere Einrichtungen auf dem Campus.

Am Deutschen Krebsforschungszentrum etwa gab es einer Sprecherin
zufolge nur minimale Einschränkungen: Um die Raumtemperatur nicht zu
sehr absinken zu lassen, sei die Lüftung gedrosselt worden. «In sehr
wenigen Laborbereichen, in denen aufgrund der biologischen Sicherheit
hundertprozentige Belüftung vorgeschrieben ist, darf daher nicht
gearbeitet werden», teilte sie mit. Und die Kantine habe nicht kochen
können, weil diese teilweise Dampf nutze. 

Eigentlich sehr hohe Versorgungssicherheit

Heizwerk-Betreiber Eon machte keine Angaben zu dem Vorfall und
verwies auf die Pressestelle des Klinikums. Im Internet beschreibt
der Energieversorger, wie exzellent ausgeklügelt die
Energieversorgung im Neuenheimer Feld den Worten zufolge ist: Eine
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungs-Anlage mit Gasturbine und
nachgeschalteten Abhitze- und Heißwasserkesseln liefere hocheffizient
Energie in Form von Strom und Wärme für Prozess- und Laboranwendungen
sowie Dampf für den Klinikbetrieb - und obendrein noch Kälte. 

«Die Spitzenforschung an der Universität Heidelberg erfordert eine
absolut zuverlässige Energieversorgung», heißt es weiter. 15
Mitarbeiter vor Ort sorgten dafür, dass alles reibungslos laufe.
Mitsamt digitalem Monitoring erreiche Eon «einen Spitzenwert von 99,9
Prozent Versorgungssicherheit».

Vorgaben zur Notstromversorgung 

Weder die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) noch
die beiden Landesministerien für Wissenschaft und Gesundheit machten
Angaben zu den baurechtlichen Vorgaben für Kliniken mit Blick auf die
Wärmeversorgung. «Bekannt ist uns, dass die Krankenhäuser über eine

Notstromversorgung verfügen müssen, mit der für 24 Stunden in
Kernbereichen der Betrieb essenzieller Systeme aufrechterhalten
werden kann», teilte eine BWKG-Sprecherin mit. Gemeint seien etwa
Intensivstationen und Beatmung. 

In einer Ergänzung zur Landesbauordnung zum baulichen Brandschutz
heißt es in Bezug auf die Stromversorgung: «Krankenhäuser müssen ei
ne
Sicherheitsstromversorgungsanlage haben, die bei Ausfall der
Stromversorgung den Betrieb der sicherheitstechnischen Anlagen und
Einrichtungen übernimmt.» Diese gelte vor allem etwa für die
Sicherheitsbeleuchtung, Feuerwehraufzüge, Feuerlöschanlagen,
Rauchabzugsanlagen und Alarmanlagen.

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