Forschung zum Mitmachen im neuen Biologikum Mittelhessen Von Michael Bauer, dpa

In Mittel- und Osthessen gibt es auffallend viele Einrichtungen, in
denen sich Besucher selbst durch Experimentieren und Spielen Wissen
aneignen können. Jetzt kommt eine weitere hinzu.

Homberg (dpa/lhe) - «Auch auf dem Land ist etwas los»: Das sagt
Harald Lesch über die neue Mitmach-Forschungsstätte Biologikum
Mittelhessen. Die Einrichtung zeigt nach seiner Ansicht, dass Hessen
auch abseits der große Städte in Sachen Bildung und Freizeit einiges
zu bieten hat. Der ZDF-Moderator, Astrophysiker und Naturphilosoph
ist Wissenschaftlicher Direktor des Biologikums, das heute im
Vogelsberg offiziell eröffnet wird. 

In Mittel- und Osthessen gibt es auffallend viele
Mitmach-Einrichtungen, in denen sich Besucher durch eigenständiges
Experimentieren oder Spielen Wissen aneignen können. Da gibt es zum
Beispiel das Mathematikum in Gießen, das Wortreich in Bad Hersfeld,
das Chemikum in Marburg, das Vulkaneum in Schotten und die
Kinder-Akademie in Fulda.

Schülerinnen und Schüler im Blickpunkt

Und in diese Liste reiht sich nun das Biologikum Mittelhessen in
Homberg (Ohm) im Vogelsbergkreis ein. Die Einrichtung soll zu einem
Ort des Entdeckens und Mitmachens werden. Schüler und Schülerinnen
von Gymnasien, Haupt-, Gesamt-, Berufs- und Realschulen sollen
gemeinsam mit Studierenden und Wissenschaftlern auf eine 
naturwissenschaftliche Entdeckungsreise gehen können. Im Vordergrund
soll dabei die wissenschaftliche Praxis stehen.

Schwerpunkte der künftigen Arbeit mit den Heranwachsenden sollen die
Themen Umweltverschmutzung, Artenvielfalt und Klimawandel sein. «Das
Biologikum ist ein sehr origineller und wichtiger Beitrag dafür, dass
Forschung zugänglich gemacht wird», sagt Lesch. Das Biologikum könne

Schüler aller Schulformen einen Anstoß bieten, die Welt einmal mit
anderen Augen zu sehen.

Lesch (64) unterstützt die ökologische Schwerpunktsetzung der neuen
Forschungsstätte. «Das sind die Themen, die uns umtreiben, die unsere
Gesundheit betreffen», sagt der in München lehrende Wissenschaftler.
Geboren wurde Lesch in Gießen, aufgewachsen ist er in Mücke
(Vogelsbergkreis). «Die Art und Weise, wie die Natur in Zukunft
aussehen wird, wird maßgeblich darüber entscheiden, ob wir ein
einigermaßen gutes Leben führen können oder nicht», betont er. 

Die Einrichtung wendet sich in erster Linie an Schulklassen sowie an
Fach- und Lehramtsstudierende. «Wie will die neue Generation mit den
auf uns zukommenden Problemen umgehen, wenn sie sie nicht kennt?»,
sagt Biologikum-Mitgründer Peter Ebke. «Das kann man nur durch
eigenes Handeln erfahren, erleben und erlernen.»

Es gebe viele Naturschutzprojekte, in denen ähnliche Dinge gemacht
werden, erklärt Lesch. Die Besonderheit am Biologikum sei die
Konzentration auf die Zusammenarbeit mit Schulen und die
Lehrerfortbildung, betont der Moderator. «Und wir sind mitten in
Hessen», fügt er hinzu. «Damit haben wir im Vogelsberg schon immer
geprahlt: Wir sind der Mittelpunkt.»

Labor auf der grünen Wiese

Ebke (58) leitet das von ihm gegründete und auf Umweltfragen
spezialisierte Forschungszentrum Neu-Ulrichstein (FNU) in Homberg
(Ohm), aus dem das privat getragene Biologikum entstanden ist. Das
Labor befindet sich buchstäblich auf der grünen Wiese rund um das
FNU: «Umweltforschung macht man in der Umwelt», betont Ebke. Ein
Großteil der wissenschaftlichen Entdeckungsreise wird also im Freien
stattfinden.

Die Besucher werden beispielsweise Erde ausgraben und Würmer
untersuchen oder Insekten zählen. Oder Bakterienkulturen unter dem
Mikroskop untersuchen, die von Abstrichen von Türklinken von Schulen
stammen. Oder aus großen Wassertanks Proben entnehmen und nach
Lebewesen suchen.

Betreut werden die Besucher unter anderem von Lehramtsstudierenden
der Uni Marburg. Beim Start mit dabei sind die beiden
Lehramtsstudentinnen Ronja Sauerwald und Angélique Stein. «Ich mag
das Konzept des Biologikums, da man hier auch Sachen machen kann, die
über den eigentlichen Unterricht hinausgehen», sagte Sauerwald (22).
Ähnlich sieht es Stein (23): «Ich finde das gut, dass man hier die
Möglichkeit hat, auch mal außerhalb des Klassenraums zu arbeiten.»

Feste Öffnungszeiten des noch im Aufbau stehenden Biologikums sind
Ebke zufolge zunächst nicht geplant. Besuche werden mit
Terminabsprachen möglich sein - auch um eine passende Betreuung der
Besuchergruppen sicherzustellen. «Forschung zum Anfassen muss geplant
und vorbereitet sein», sagt Ebke.

«Mitmachmuseen sind durch ihren interaktiven Ansatz besonders gut
geeignet, junge Menschen an Wissenschaft und das wissenschaftliche
Arbeiten heranzuführen», erklärt das hessische Bildungsministerium.
Durch Kooperationen von Schulen mit Theatern, Museen und anderen
Kultureinrichtungen könnten die regionale Bildungslandschaft vor Ort
gestärkt und Zugangsbarrieren für junge Menschen abgebaut werden.

Eine finanzielle Unterstützung im Rahmen der Museumsförderung erhält

das Biologikum nach Angaben des Ministeriums nicht. Eine derartige
Förderung komme bei Mitmachmuseen in der Regel nicht in Frage, da sie
über keine Sammlungen im Sinne materieller Kulturgüter verfügten.

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