Krankenhäuser fordern Mindeststrafe für Gewalt in Kliniken
Mehrmals am Tag kommt es in einem Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen
zu einer Gewalttat. Die Zahlen sind deutlich gestiegen. Die
Krankenhaus-Gesellschaft sieht die Politik in der Pflicht.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Krankenhausgesellschaft
Nordrhein-Westfalen hat harte strafrechtliche Konsequenzen und eine
Mindeststrafe für die zunehmenden Angriffe auf Pflegekräfte und Ärzte
in den Kliniken gefordert. «Es muss klar sein, dass ein solcher
physischer Angriff die Freiheit kosten kann und nicht nur eine
Geldstrafe droht», sagte Matthias Ernst, Vizepräsident der
Krankenhausgesellschaft NRW, in Düsseldorf. Die Politik müsse mit
einem Mindeststrafmaß von sechs Monaten Haft für körperliche Gewalt
gegen Klinikpersonal reagieren.
Es sei nicht nur respektlos, sondern in jeder Hinsicht verachtend,
Pfleger oder Ärzte anzugreifen, die Menschen in Not behandeln und
helfen wollen. Dass diese in den vergangenen Jahren immer stärker von
körperlicher und psychischer Gewalt betroffen seien, sei nicht
hinnehmbar, sagte Ernst im NRW-Innenministerium, wo über Gewalt und
Gewaltprävention in Krankenhäusern gesprochen wurde.
Patienten mit «Ich-ich-ich-und-sofort»-Mentalität
Ein strenger, fordernder Ton von Patienten oder ihren Angehörigen
gehöre inzwischen schon fast zur Normalität, berichtete Simon Härtel
vom evangelischen Krankenhaus in Mülheim/Ruhr. «Vor 20 Jahren war das
nicht so», sagte er. «Wir sind es unseren Leuten schuldig, dass sie
in Ruhe und Sicherheit arbeiten können.» Deswegen habe man in der
Klinik diverse Maßnahmen ergriffen - wie zum Beispiel die Ansprache
von Patienten, die früher schon einmal auffällig geworden seien.
Oft könne schon ein Blauer Brief nach Hause Wirkung zeigen, sagte
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Er sprach von einem Egoismus,
der um sich greife, einer «Ich-ich-ich-und-sofort»-Mentalität.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, Angriffe auf
die Mitarbeiter des Gesundheitswesens seien Angriffe auf das
Gemeinwesen. Ein solches Verhalten gehe an die Substanz einer humanen
Gesellschaft.
Die Zahl der Gewalttaten in Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen ist
seit 2017 um mehr als 34 Prozent gestiegen. Im Jahr 2023 summierten
sich die Taten auf 1705 Fälle. Das sind vier bis fünf pro Tag. Vor
wenigen Tagen hatte ein Angriff auf Klinikpersonal in Essen für
breite Empörung gesorgt. Dabei war eine junge Ärztin von
vorbestraften Männern, die von der Polizei der Clan-Kriminalität
zugerechnet werden, schwer verletzt worden. Weitere
Klinik-Mitarbeiter erlitten ebenfalls Verletzungen.
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