Krankenkasse: Pflegekräfte in Niedersachsen werden knapp Von Thomas Strünkelnberg, dpa
Die geburtenstarken Jahrgänge gehen bald in Rente. Das bedeutet für
Niedersachsen: Das Pflegepersonal wird knapp, während die Zahl der
Pflegebedürftigen steigt. Das hat Folgen.
Hannover (dpa/lni) - Die Babyboomer, also die geburtenstarken
Jahrgänge von 1955 bis 1970, gehen bald in Rente - das verschärft die
Personalnot in der Pflege in Niedersachsen massiv. In den kommenden
zehn Jahren müsse landesweit mehr als jede fünfte Pflegekraft (22,1
Prozent) ersetzt werden, ergab der Pflegereport der Krankenkasse
DAK-Gesundheit. Das sei etwas mehr als im bundesweiten Durchschnitt,
der bei 21,9 Prozent liege. In Bremen ist der Ersatzbedarf mit 26,5
Prozent am höchsten. Im vergangenen Jahr arbeiteten in Niedersachsen
rund 110.000 Menschen in Pflegeberufen.
Gleichzeitig schlagen die Wissenschaftler des Freiburger
Sozialforschungsinstituts AGP, die den Landespflegereport im Auftrag
der DAK erstellt haben, wegen der schrumpfenden sogenannten
Arbeitsmarktreserve Alarm. Das bedeutet: Für 2025 werden den Angaben
zufolge rund 900 Renteneintritte erwartet, denen etwa 3.600
Berufseinsteiger gegenüberstehen. 2027 dürften es der Untersuchung
zufolge gut 3.300 Berufseinsteiger bei erwarteten 2.150
Renteneintritten sein, rechnerisch gäbe es dann eine Reserve von
knapp 1.200 Arbeitskräften.
2030 schließlich wird sich diese Reserve demnach noch einmal
halbieren - dann sollen den gut 3.300 Berufseinsteigern über 2.700
Renteneintritte gegenüberstehen. Die Folge: Ein Ausbau der
Personalkapazität in der Pflege werde nicht gelingen, nicht einmal
mit Wiedereinsteigern, Zuwanderung und Qualifizierung, sagte
Studienleiter Professor Thomas Klie. Nach Angaben der DAK-Gesundheit
ist in Niedersachsen aber immerhin kein Kipppunkt absehbar, an dem
mehr Pflegekräfte in Rente gehen als neue nachkommen.
Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt
«Wir stehen in Niedersachsen vor einer großen Herausforderung beim
Personalbedarf an Pflegekräften», sagte DAK-Landeschef Dirk
Vennekold. «Trotz anderslautender Versprechen sehen wir keine
Entlastung für die Pflegenden und keine Reserven für den
demografischen Wandel.» Er forderte eine «grundlegende Reform der
Pflegeversicherung». Die DAK-Gesundheit gehört mit gut 5,5 Millionen
Versicherten zu den großen Krankenkassen in Deutschland.
Parallel wächst die Zahl der pflegebedürftigen Menschen
kontinuierlich, der tatsächliche Bedarf an Pflegekräften dürfte also
weitaus größer sein als der Ersatzbedarf, wie der Report ergab. In
den nächsten 25 Jahren dürften bundesweit rund 2,3 Millionen Menschen
mehr als heute auf Pflege angewiesen sein, warnte Klie. Bis 2050
dürften es der Studie zufolge rund 7,5 Millionen Menschen in
Deutschland sein - 2022 waren es etwa 5,2 Millionen Menschen.
Pflegepersonal gesundheitlich stark belastet
Auch gesundheitliche Belastungen des Pflegepersonals trieben das
System an Grenzen, mahnte Vennekold. Vor allem Erkrankungen des
Bewegungsapparates und psychische Belastungen sorgten dafür, dass
Beschäftigte in Pflegeberufen in der Altersgruppe ab 58 Jahren auf
durchschnittlich 53 Fehltage kämen. In den anderen Berufsgruppen
seien es in dem Alter durchschnittlich 33 Fehltage. Im vergangenen
Jahr lag der Krankenstand in der Pflege bei 7,2 Prozent - der
landesweite Durchschnitt über alle Berufsgruppen betrug demnach 5,6
Prozent.
Die Krankenkasse wies zudem auf Finanzierungslücken angesichts
steigender Kosten im Pflegesystem hin - damit dürfte den Versicherten
schon bald eine weitere Erhöhung der Pflegebeiträge bevorstehen. Das
sei möglicherweise noch vor der Bundestagswahl 2025 notwendig.
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