Aktionswoche: Keine Angst vor dem Demenztest Von Ute Wessels, dpa
Einen Demenztest zu machen erfordert durchaus ein wenig Mut,
schließlich werden Teilnehmer auf mögliche Schwächen hin geprüft. D
ie
Bayerische Demenzwoche will auf das Thema aufmerksam machen.
Grafenau/München (dpa/lby) - Habe ich Demenz? Die Frage bereitet
vielen Menschen Sorgen. Ein Demenztest mit Gedächtnisübungen sowie
kleinen Rechen- und Zeichenaufgaben kann Aufschluss über mögliche
kognitive Einschränkungen geben. Im Rahmen der Bayerischen
Demenzwoche, die noch bis 29. September dauert, finden in vielen
Kommunen Infoveranstaltungen statt. Dabei werden auch Demenztests
angeboten.
In Grafenau im Bayerischen Wald testeten Mitarbeiter des Digitalen
Demenzregisters Bayern einen Tag lang in der Pflegeakademie
Interessenten. Zielgruppe sind Menschen ab 65 Jahren. Etwa 20 Minuten
lang sitzt der Proband dem Prüfer unter vier Augen gegenüber.
Das Thema Demenz sei stark angstbesetzt, sagte Projektbetreuerin Lisa
Laininger. Wenn ältere Menschen vielleicht Namen oder Termine
vergessen, machten sie sich Sorgen, ob sie dement sein könnten. Um
einen Demenztest zu machen, müsse deshalb eine Hemmschwelle
überwunden werden, ergänzte sie. Niemand wolle ein positives
Testergebnis haben. Positiv bedeutet, dass es eine Auffälligkeit
gibt.
Was tun bei Demenzverdacht?
«Wir stellen hier keine Diagnose», betonte Laininger. Sollte bei
einer Testperson eine Auffälligkeit vorliegen, gäben die Mitarbeiter
Empfehlungen zu den weiteren Schritten - und der erste Schritt sei
ein Besuch beim Hausarzt. Der könnte zusätzliche Test machen oder den
Patienten zum Facharzt überweisen. Ein schlechtes Testergebnis
bedeute nicht automatisch, dass jemand dement sei. Schließlich könnte
es auch sein, dass jemand aus Nervosität Fehler gemacht habe, so
Laininger.
Am Aktionstag in Grafenau war reger Betrieb in der Pflegeakademie.
Mehrere Dutzend Senioren trauten sich und verschwanden in den
Testzimmern. Ein Mann stand im Gang und wartete auf seine Ehefrau.
Sie habe sich selbst angemeldet und nun sei er spontan mitgekommen
und habe sich auch testen lassen, erzählte der 66-Jährige.
Er könne sich Namen nicht mehr gut merken, sagte er. Das Angebot mit
den Demenztests findet er sinnvoll. «Wenn alles gut ist, geht man
beruhigt nach Hause.» Auch seine Frau machte einen entspannten
Eindruck, als sie aus dem Nebenzimmer kam. Sie habe in der Pflege
gearbeitet und sei deshalb für das Thema sensibilisiert, sagte die
65-Jährige.
Eine andere Dame berichtete, dass sie immer mal Termine vergesse.
Deshalb habe ihre Tochter sie ermutigt, den Demenztest zu machen. Die
80-Jährige habe nun ein «gutes Gefühl», sagte sie. Sie habe auch
keine Bedenken gehabt, an dem Test teilzunehmen. Zwar gebe es bei
Demenz keine Heilung, aber man könne sich darauf einstellen, falls
man mit einer schlechten Prognose aus dem Test herausgehe.
Kognitives Training, Tanz, Yoga
Man könne mit Medikamenten das Fortschreiten der Demenz unter
Umständen etwas verlangsamen, erläuterte Laininger. Möglichkeiten, um
sich geistig fit zu halten und einer Demenz vorzubeugen, seien
kognitives Training, Tanz, Yoga oder Tiertherapien.
Mit der Bayerischen Demenzwoche soll für einen empathischen Umgang
mit Demenzkranken geworben werden. «Menschen mit Demenz gehören in
die Mitte der Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, mehr Verständnis
für Menschen mit Demenz zu entwickeln», sagte Gesundheits- und
Pflegeministerin Judith Gerlach (CSU) zum Auftakt der Aktionswoche.
Rund 270.000 Menschen mit Demenz in Bayern
Aktuell leben dem Ministerium zufolge in Bayern rund 270.000 Menschen
mit Demenz. Prognosen gehen von steigenden Zahlen in den kommenden
Jahrzehnten aus. Bis in das Jahr 2030 rechnen Experten
voraussichtlich mit rund 300.000 Betroffenen im Freistaat, bis 2040
mit 380.000.
Die Demenzwoche ist Teil der Bayerischen Demenzstrategie, die die
Staatsregierung 2013 beschlossen hat. Neben bayerischen Ministerien
sind nun auch Kommunen, Kirchen, Kassen, Kammern, private Träger,
Wohlfahrts- und Betroffenenverbände Partner.
Auch Kliniken im Freistaat stellen sich verstärkt auf Patienten mit
Demenz ein. Der Ausbau von spezialisierten Demenzstationen oder die
Einführung von Demenzbeauftragten gewinne an Bedeutung, teilte die
Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) mit - und hat eine
Forderung.
Denn: Kliniken und Krankenkassen sollen über Qualitätsverträge
Standards für höherwertige Qualitätsanforderungen vereinbaren. Nicht
möglich seien solche Qualitätsverträge allerdings für die station
äre
Versorgung von Menschen mit Demenz. Aus Sicht der BKG ist dies ein
Fehler. Die BKG forderte deshalb den Gemeinsamen Bundesausschuss
(G-BA) - der die Themen für Qualitätsstandards festlegt - auf, die
Behandlung von Menschen mit Demenz als Themenfeld für
Qualitätsverträge zuzulassen.
In den kommenden Tagen finden in etlichen Kommunen Aktionstage für
Demenztests statt, etwa in Bayreuth, Garmisch-Partenkirchen, Lindau,
Kronach und Haßfurt. Informationen gibt es unter
www.digidem-bayern.de.
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