Zwei-Klassen-Medizin? Patientenschützer fordert Daten zu Terminvergabe
Werden privat versicherte Patienten bei der Terminvergabe bevorzugt?
Immer wieder gibt es darüber Diskussionen. Doch verlässliche Daten
dazu fehlen.
Berlin (dpa) - Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert mit
Blick auf mögliche Unterschiede für gesetzlich und privat Versicherte
eine regelmäßige Datenerhebung zur Terminvergabe in Arztpraxen. Der
Gesundheitsminister müsse alle zwei Jahre einen Bericht darüber
vorlegen, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin. Der ambulanten Gesundheitsversorgung tue es nicht gut, wenn
der Vorwurf einer Bevorzugung von Privatpatienten im Raum stehen
bleibe.
Immer wieder wird darüber diskutiert, dass gesetzlich Versicherte
schwieriger an Termine etwa bei Fachärzten kommen als privat
Versicherte. Zudem behandeln Arztpraxen teils ausdrücklich nur privat
Versicherte oder Selbstzahler
Am Patientenschutztelefon der Stiftung häuften sich Rückmeldungen zu
langen Wartezeiten für Kassenpatienten bei Fach- und
Hausarztkonsultationen, sagte Brysch. «Zudem wird berichtet, dass
Kassenpatienten abgewiesen werden, weil die Praxen keine Neupatienten
aufnehmen.» Hilfesuchende würden abgelehnt, weil sie in den letzten
zwei Jahren nicht mehr vorstellig geworden seien. Dabei dürften
Behandlungen für gesetzlich Versicherte nur in begründeten Fällen
abgelehnt werden. «Zudem kommt es vor, dass privat Versicherte
Neupatienten trotzdem behandelt werden.» Gesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) sei deshalb gefordert, Licht ins Dunkel des
Praxismanagements zu bringen.
Die Chefin des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Michaela
Engelmeier, sagte: «Eine gerechte Vergabe von Arztterminen ist
unabdingbar. Gerade in Zeiten, in denen gesetzlich Versicherte oft
Monate oder gar Jahre auf einen Facharzttermin warten müssen, dürfen
sie nicht zu Patienten zweiter Klasse werden.» Eine nicht
unerhebliche Zahl von Arztpraxen vergebe Termine ausschließlich an
Privatversicherte oder Selbstzahler.
In Deutschland werden nach Angaben des Spitzenverbands der
gesetzlichen Krankenkassen (GKV) rund 73 Millionen Versicherte von
einer gesetzlichen Krankenkasse versorgt. Das entspreche rund 90
Prozent der Bevölkerung, heißt es dort. Die privaten
Krankenversicherungen hatten nach Angaben ihres Verbands (PKV) 2023
insgesamt gut 38 Millionen laufende Versicherungen im Bestand,
darunter 8,7 Millionen Voll- und 29,6 Millionen Zusatzversicherungen.
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