Neue Risikofaktoren für Demenz: Cholesterin und Sehkraft im Fokus Von Alice Lanzke, dpa
Fast die Hälfte der weltweiten Demenzfälle könnte verhindert werden,
würden 14 Risikofaktoren ausgeschaltet. Das berechnet ein neuer
Bericht der Lancet-Kommission. Experten sehen diese Zahl kritisch.
London/Berlin/Essen (dpa) - Ein neuer internationaler Bericht
erweitert die Liste der veränderbaren Risikofaktoren für Demenz um
einen hohen Cholesterinspiegel und nachlassende Sehkraft. Die
Eliminierung aller von der Lancet-Kommission benannten nun 14
Faktoren könnte laut dem Bericht knapp die Hälfte der weltweiten
Demenzfälle verhindern oder zumindest verzögern. Experten zufolge ist
das allerdings eine recht theoretische Rechnung.
Keine Heilung, aber Vorbeugung
Demenz umfasst verschiedene Krankheiten, darunter Alzheimer, die zu
einem Verlust geistiger Fähigkeiten führen. Eine Heilung gibt es
bislang nicht. Der neue Bericht der «Lancet Commission on dementia
prevention, intervention, and care» («Lancet-Kommission für
Demenzprävention, -intervention und -pflege») zeigt, dass fast die
Hälfte (45 Prozent) der Demenzerkrankungen vermieden oder verzögert
werden könnte, würden die 14 zumeist veränderbaren Risikofaktoren
ausgeschaltet.
Neben den neu als Risikofaktoren identifizierten hohen
LDL-Cholesterinwerten ab einem Alter von etwa 40 Jahren und dem
unbehandelten Sehverlust im späten Alter sind das: geringe Bildung,
Hörminderung, Bluthochdruck, Rauchen, Fettleibigkeit, Depression,
Bewegungsmangel, Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum, traumatische
Kopfprellungen, Luftverschmutzung und soziale Isolation.
Risikofaktoren beeinflussen sich gegenseitig
Laut Stefan Teipel vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative
Erkrankungen (DZNE) in Rostock sind die beiden neuen Risikofaktoren
sicherlich solide belegt, aber die Summe der verhinderbaren
Demenzfälle über alle Risikofaktoren hinweg werde nicht bei 45
Prozent liegen: «Die Studie addiert die einzelnen modifizierbaren
Risiken auf knapp 45 Prozent. Wenn man mehrere Risikofaktoren
beeinflusst, gibt es jedoch synergistische Effekte, man kann für
einzelne Individuen die Effekte der Risikoreduktion deswegen nicht
einfach aufsummieren.»
Noch dazu würden sich die verschiedenen Faktoren miteinander
verschränken, erklärt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen
Gesellschaft für Neurologie (DGN). So beeinflusse etwa eine nicht
rechtzeitige Korrektur von Hör- oder Sehkraftverlust die
Kommunikation der Betroffenen, was sich auf kognitive Fähigkeiten und
soziale Interaktionen auswirke: «Regelmäßiges kognitives Training und
Vereinsamung sind wiederum Faktoren, die ebenfalls bei der
Demenzentwicklung eine Rolle spielen.»
Prävention ist auch Aufgabe der Politik
Der Neurologe betont, dass neben geistigem Training - etwa durch
Kreuzworträtsel, das Erlernen einer Fremdsprache oder eines
Musikinstruments - auch eine gesunde Ernährung, möglichst wenig
Alkohol, ausreichend körperliche Bewegung und ein gesundes
Körpergewicht wichtig seien, um einer Demenz auf individueller Ebene
vorzubeugen.
Bei anderen Risikofaktoren wie etwa der Luftverschmutzung oder dem
Zugang zu Bildung sei hingegen die Politik gefragt. Darüber hinaus
werde in kommenden Lancet-Berichten sicherlich auch die Bekämpfung
der Klimakrise eine Rolle spielen, da Studien bereits die
Zusammenhänge zwischen deren Folgen und dem Demenzrisiko
untersuchten.
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