Forschungsreaktor darf mit hochangereichertem Uran weiterlaufen
Der Garchinger Forschungsreaktor soll ab 2025 wieder mit
hochangereichertem Uran betrieben werden. Umweltschützer halten das
für illegal - dennoch wird es wohl so kommen.
München (dpa/lby) - Der Forschungsreaktor FRM II der Technischen
Universität München darf auch in Zukunft mit hochangereichertem Uran
betrieben werden. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in
München wies mit einem am Mittwoch bekanntgegebenen Urteil eine Klage
des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) gegen den Weiterbetrieb ab. Die
detaillierten Urteilsgründe liegen nicht vor. Diese würden erst
später in den kommenden Monaten bekanntgegeben, sagte ein
VGH-Sprecher. Das Abfassen des schriftlichen Urteils dauere
angesichts der Komplexität des Klageverfahrens länger.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) begrüßte die
Entscheidung des Gerichts. «Das ist eine Entscheidung für die
Wissenschaft und gegen Ideologie», sagte er.
Der Forschungsreaktor in Garching bei München ist derzeit nicht in
Betrieb, seit mehreren Jahren steht er wegen fehlender Brennelemente,
der Corona-Pandemie sowie Reparaturarbeiten still. Im Jahr 2025 soll
der Reaktor wieder hochgefahren werden.
Der Streit dreht sich darum, dass der BN den Betrieb mit auf 93
Prozent angereichertem Uran seit dem Jahr 2011 für illegal hält.
Hintergrund ist, dass es einst eine Ankündigung gab, die Anlage zu
dem damaligen Zeitpunkt auf einen neuen Brennstoff mit deutlich
weniger angereichertem Uran umzustellen.
Dies wird sich nach heutigem Stand aber noch etliche Jahre hinziehen.
Die TU München betonte angesichts des Urteils allerdings erneut, dass
man den Weg, komplett auf niedrig angereichertes Uran 235 mit Werten
unter 20 Prozent umzusteigen, intensiv weiterverfolge.
Die Umweltschützer kritisieren, dass der Reaktor aktuell mit
waffenfähigem Material betrieben werde. Der FRM II erfülle weiter die
atom- und umweltrechtlichen Sicherheitsanforderungen, betont hingegen
das Umweltministerium.
Der Forschungsreaktor war im Jahr 2004 als eine der wichtigsten
Neutronenquellen Europas für Forschung, Medizin und Industrie in
Betrieb gegangen. Der Betrieb mit bis zu 93 Prozent angereichertem
Uran war bis Ende 2010 genehmigt, dann sollte auf maximal 50 Prozent
umgestellt werden. Mangels dieses Brennstoffs wurde der Betrieb bis
jetzt aber von den Behörden weiter genehmigt.
«Es geht hier um extrem wichtige Forschungsinfrastruktur für Bayern,
Deutschland und Europa», betonte Minister Blume. Die in Garching
gewonnene kerntechnische Expertise sei beispielsweise entscheidend
für medizinischen Fortschritt. Der Wissenschaftliche Direktor des FRM
II, Professor Christian Pfleiderer, sagte, dass es sich um eine «für
Wissenschaft und Medizin weltweit einzigartige Anlage» handele.
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