«Wir brauchen jeden Tag Blut» Von Mona Wenisch und Wolfgang Jung, dpa
Wer Blut spendet, rettet Leben. Dennoch ist es schwierig, genügend
Spenderinnen und Spender zu finden. Ein Mann erzählt, wie es ist,
plötzlich auf das Blut anderer angewiesen zu sein.
Mainz (dpa/lrs) - Dass Blutspenden Leben retten, weiß Kai Gänz aus
eigener Erfahrung. 2008 hatte er einen schweren Arbeitsunfall, eine
Maschine wird angeschaltet, während der damalige Betriebsschlosser
noch drin ist. «Ich war Kraut und Rüben», sagt der heute 39-Jährige
aus der Nähe von Bad Kreuznach. Notoperation, künstliches Koma - und
mehrere Blutkonserven retten sein Leben. «Dadurch habe ich auch erst
angefangen, mir Gedanken über Blutspenden zu machen», sagt Gänz. Zum
Weltblutspendetag am Freitag, appelliert er an alle Menschen, Blut zu
spenden.
Mittlerweile gehe es ihm besser, sagt er. «Ich bin 30 Prozent
erwerbsgemindert, stehe aber wieder mitten im Leben.» Bereits ein
Jahr nach seinem Unfall habe er das erste Mal Blut gespendet. Seitdem
mache er das regelmäßig - zunächst Blut, später dann Thrombozyten.
«Die Helden der Blutspende haben mir mein Leben gerettet und ich
versuche halt im Nachhinein was zurückzugeben», sagt er. «Es ist ein
kleiner Piecks, der mehrere Leben retten kann.»
Feiertage, Fußball-EM und Sommerferien machen Probleme
Beim DRK erschienen vergangenes Jahr 167 000 Menschen zur Blutspende,
sagt Stephan Küpper vom DRK-Blutspendedienst West. Das seien etwas
mehr als 2022 gewesen. An der Unimedizin in Mainz sei die
Blutversorgung derzeit zwar gesichert, sagt die Direktorin des
Instituts für Transfusionsmedizin-Transfusionszentrale, Daniela
Krause. «Aber wir müssen uns sehr anstrengen, Spender und
Spenderinnen zu finden.»
Je mobiler die Menschen seien, desto schwieriger werde es für die
Blutspende, erklärt Küpper vom DRK. «Und besonders unterwegs sind die
Menschen natürlich in Zeiten, in denen wir viele Feiertage hatten, wo
man Ferien hat und in den Urlaub fährt.» Im vergangenen Monat habe
man das sehr deutlich gespürt. «Im Mai wurde fast durchgängig weniger
Blut gespendet, als wir eigentlich geplant hatten», sagt Küpper. Noch
habe es zwar keinen Versorgungsengpass gegeben. «Aber wir schauen
schon einfach mit Sorge auf die nächsten Wochen und Monate. Da werden
viele dann auch einfach Fußball gucken wollen. Dann ist die EM dabei
und dann stehen wir mitten in den Sommerferien, unsere klassische
Problemphase.»
Doch was lässt sich gegen den Mangel tun? Krause ist überzeugt, dass
vor allem junge Menschen angesprochen werden müssen. «Die, die
regelmäßig Blut spenden, werden natürlich auch älter. Und wir
brauchen junge Leute, die nachkommen», sagt sie. Man muss jetzt ganz
neue Rekrutierungsmaßnahmen ergreifen, um die Jungspender zu
erreichen.» Zum diesjährigen Weltblutspendetag setzt das DRK deshalb
auf prominente Unterstützung: Werbung mit den Fußballern Toni Kroos
und Nader Jindaoui sowie Musikerin Shirin David solle vor allem junge
Menschen zu regelmäßigen Blutspenden animieren, heißt es.
Wer darf Blutspenden?
Bereits ab 18 Jahren darf Blut gespendet werden. Die Menschen müssen
über 50 Kilogramm wiegen. Beim Spenden wird dann das Blut auf
verschiedene Krankheiten getestet. Für Frauen gilt innerhalb eines
Kalenderjahres eine Höchstgrenze von vier Spenden, für Männer sind es
sechs Spenden. Wer sich unsicher sei, ob er oder sie spenden könne,
sollte sich vorher informieren, sagt Küpper. Das gehe über den
Spendencheck auf der Homepage oder über die Hotline.
«Man sollte sich auf eine Blutspende auch gut vorbereiten», erklärt
der Sprecher des Blutspendediensts West. «Vorher 1,5 bis 2 Liter
Flüssigkeit zu sich nehmen. Wir nehmen auch einen halben Liter Blut
ab, das ist nicht wenig. Es hilft, auch schon mal was gegessen zu
haben.»
Was wird gespendet und was passiert mit dem Blut?
Plasma, Körperchen, Plättchen: Das Blut hat unterschiedliche
Bestandteile, die alle wichtigen Funktionen erfüllen. Beim Spenden
sind die Bestandteile unterschiedlich lange haltbar. «Plasma ist
unproblematisch, das können wir einfrieren», erklärt Küpper. Rote
Blutkörperchen hingegen seien 42 Tage lang haltbar. Thrombozyten -
also die Blutplättchen - müssten hingegen «gehegt und gepflegt»
werden. Sie sind nur vier Tage haltbar. «Die Thrombozyten sind auch
der Grund, weshalb wir an Tagen wie Ostermontag oder am 2.
Weihnachtsfeiertag zur Spende aufrufen. Weil wir den Nachschub an
Thrombozyten brauchen.»
Deshalb betont auch Krause: «Jeder Tag ist Weltblutspendetag. Wir
brauchen jeden Tag Blut, nicht nur diesen Freitag.» Die meisten
Blutspenden würden regelmäßig in der Onkologie und Hämatologie
benötigt. Dort werden etwa Patienten, die Blutkrebs oder andere
Krebserkrankungen haben, behandelt und erhalten etwa eine
Chemotherapie. «Hinzu kommen Patienten während oder nach großen
Operationen oder Unfallopfer», sagt Krause. «Da ist es meistens aber
nicht mit einer oder zwei Blutkonserven getan. Ein Unfallopfer von
der Autobahn mit schwersten Verletzungen braucht manchmal 50 oder 100
Blutkonserven.»
Die Transfusionszentrale der Unimedizin Mainz ist nach eigenen
Angaben der größte universitäre Blutspendedienst der Region. Im
vergangenen Jahr seien hier rund 54 000 Blutspenden und mehr als 10
000 Thrombozytenspenden abgegeben worden. Diese verteilten sich
demnach auf 30 000 Spenderinnen und Spender.
Gemeinsame Blutspende-Aktion
Dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium zufolge sind für
eine adäquate medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten
deutschlandweit etwa 15 000 Blutkonserven nötig - täglich. Am 3. Juni
veranstaltete das Ministerium gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz
demonstrativ eine Blutspende-Aktion für Mitarbeitende. «Wir alle
könnten jederzeit aus unterschiedlichen Gründen auf eine Blutspende
angewiesen sein», sagte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD)
anlässlich der Aktion. «Es ist mir daher ein besonders wichtiges
Anliegen, mit meiner Blutspende einen wertvollen Beitrag zu leisten
und Menschen zu helfen.»
Einer der vielen, die regelmäßig spenden, ist Marcus Klein aus
Ramstein-Miesenbach. «Wir alle können in eine missliche Lage kommen,
in der wir auf Blutprodukte angewiesen sind», erklärt der
Landtagsabgeordnete. Blutspenden sei nicht gefährlich. «Es tut nicht
weh, ein kleiner Piks, aber es hilft vielen Menschen.» Er habe seinen
Ausweis seit vielen Jahren und spende immer wieder. «Wenn ich das
kann», betont Klein, «können andere das auch.»
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