Grünen-Fraktionschefin: Corona-Politik hat Stimmen bei Jungen gekostet

Berlin (dpa) - Aus Sicht von Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann
hat ihre Partei junge Wählerinnen und Wähler auch wegen des Umgangs
mit der Corona-Pandemie verloren. In den vergangenen Jahren hätten
die Grünen sich wahrscheinlich zu wenig mit den Folgen der Pandemie
gerade für die junge Generation beschäftigt, sagte Haßelmann am
Dienstag in Berlin. «Was hat das eigentlich bedeutet, dieser
Situation ausgesetzt zu sein, für junge Menschen in ihrem
Lebensalltag, in Schule, Sport, Freizeit, Jugendclubs?» Viele Dinge,
die sonst normal seien, seien nicht mehr möglich gewesen. Das sei für
viele ihrer Einschätzung nach «sehr, sehr einschneidend» gewesen.

Als weiteres Thema nannte Haßelmann Fragen zur Finanzierbarkeit eines
Studiums in einer Großstadt mit knappem Bafög. «Und darauf brauchen
wir klarere, einfachere und überzeugende Antworten.» Sie kündigte
eine intensive Analyse des schlechten Europawahl-Ergebnisses an, bei
der es auch um wirtschaftliche Sorgen und die Bekämpfung der
Klimakrise gehen solle. 

Zur Aufarbeitung der Entscheidungen in der Corona-Pandemie brauche es
«eine parlamentarische Betrachtung». Die Grünen hatten als
Oppositionspartei den Kurs der damaligen großen Koalition aus Union
und SPD weitgehend mitgetragen. Sie sei aber nicht für einen
Untersuchungsausschuss, erklärte Haßelmann. Stattdessen plädierte sie

für eine Aufarbeitung in einem Ausschuss oder einer Kommission. Die
Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP wollten dazu bald einen Vorschlag
machen.