Umfrage: Große Mehrheit für Bundeszuschuss zur Pflege

In der alternden Gesellschaft werden immer mehr Menschen
pflegebedürftig - und schon jetzt ist die Finanzierung schwierig. Bei
Ideen für neue Geldquellen gibt es einen klaren Umfrage-Favoriten.

Berlin (dpa) - Als Antwort auf weiter steigende Kosten für die Pflege
ist laut einer Umfrage eine große Mehrheit für eine zusätzliche
Finanzspritze des Bundes. Einen Zuschuss für die Pflegeversicherung
aus dem Bundeshaushalt befürworten 79 Prozent, wie die Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen
Presse-Agentur ergab. Voll und ganz dafür sind 33 Prozent und eher
dafür 46 Prozent. Voll und ganz oder eher ablehnend äußerten sich 12

Prozent. 

Die Debatte über eine stärkere finanzielle Stabilisierung der Pflege
hat wieder Fahrt aufgenommen, nachdem Gesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) auf einen «explosionsartigen» Anstieg der Zahl der
Pflegebedürftigen hingewiesen hatte. Kanzler Olaf Scholz (SPD) machte
danach deutlich, dass eine Pflegereform angegangen werden soll. Dabei
gehe es um gute Arbeitsbedingungen und die Gewinnung von Personal,
aber auch die Finanzierung und die Beitragshöhe. 

Der Sozialverband Deutschland erklärte mit Blick auf die Zustimmung
zu einem Bundeszuschuss, es sei systematisch völlig richtig, gerade
versicherungsfremde Leistungen ausschließlich über Steuermittel zu
finanzieren. «Hier dürfen nicht die Beitragszahlenden allein die
Zeche zahlen», sagte Verbandschefin Michaela Engelmeier. Klar sei
aber auch, dass die Länder endlich ihrer Verantwortung bei den
Investitionskosten in den Einrichtungen der Langzeitpflege nachkommen
müssten. 

Erhöhungen der Pflegebeiträge stoßen der Umfrage zufolge mehrheitlich

auf Ablehnung. Tendenziell zustimmend zu einer Erhöhung für alle
Beitragszahler äußerten sich 39 Prozent - 9 Prozent waren voll und
ganz dafür, weitere 30 Prozent würden es zumindest eher befürworten.

Dass sie dies voll und ganz ablehnen, sagten dagegen 21 Prozent, eher
ablehnend äußerten sich weitere 31 Prozent. 

Auch eine Erhöhung nur für Beitragszahler ohne Kinder lehnten 53
Prozent der Befragten tendenziell ab, tendenziell zustimmend äußerten
sich 37 Prozent. Einen größeren Anteil an finanzieller
Selbstbeteiligung für Pflegebedürftige befürworten der Umfrage
zufolge 21 Prozent, tendenziell ablehnend äußerten sich 68 Prozent.

Auf mehr private Vorsorge für die Pflege zu setzen, befürworteten in
der Umfrage 12 Prozent der Befragten voll und ganz, weitere 36
Prozent würden es zumindest eher befürworten. Eher ablehnend äußert
en
sich 24 Prozent, voll und ganz lehnten es demnach 14 Prozent ab. Mit
«weiß nicht/keine Angabe» antworteten 13 Prozent. Befragt wurden vom

31. Mai bis 5. Juni insgesamt 2295 Menschen ab 18 Jahren. 

Die gesetzlichen Krankenversicherungen erklärten, die Versorgung von
Pflegebedürftigen koste derzeit mehr, als die Pflegeversicherung über
Beiträge einnimmt. «Das kann auf Dauer nicht gutgehen», sagte der
Sprecher des Spitzenverbands, Florian Lanz. Es sei ein gutes Signal,
dass der große Handlungsbedarf in der Breite der Bevölkerung gesehen
werde. Dies müsste für die Politik Rückenwind sein, die offene
Finanzierungsfrage entschlossen zu klären. 

Der Verband der Privaten Krankenversicherung erklärte, immer mehr
Menschen erkennten, dass in der alternden Gesellschaft mehr
finanzielle Eigenvorsorge für die Pflege erforderlich sei. «Wir
können die Pflege in der Zukunft nur mit zusätzlicher
kapitalgedeckter Vorsorge sichern», sagte Direktor Florian Reuther.

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung hatte der Bundestag bereits
eine Reform der Ampel-Koalition beschlossen, die auch Entlastungen
für Pflegebedürftige einführte. Sie soll pro Jahr 6,6 Milliarden Euro

zusätzlich mobilisieren und die Finanzen eigentlich vorerst bis 2025
absichern. Dazu wurde auch der Pflegebeitrag erhöht. Ein von der
Vorgängerregierung eingeführter Bundeszuschuss von jährlich einer
Milliarde Euro war im Zuge der Etatsanierung 2024 gestrichen worden.