Prozess gegen Zverev: Heftige gegenseitige Beschuldigungen Von Anne Baum und Andreas Rabenstein, dpa

Tennisprofi Zverev wehrt sich gerichtlich gegen Vorwürfe seiner
Ex-Freundin. Seine Verteidiger sprechen zum Prozessauftakt von Lügen.
Ihr Anwalt sieht sie dagegen unter Druck gesetzt.

Berlin/Paris (dpa) - Während sich der beste deutsche Tennisprofi
Alexander Zverev bei den French Open in Paris auf sein
Drittrundenmatch vorbereitet, hat in Berlin ein Strafprozess gegen
ihn begonnen. Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung an seiner
damaligen Freundin vor vier Jahren. Die Verteidiger des 27-Jährigen
wiesen die Anschuldigungen zu Beginn der Verhandlung am Freitag vor
dem Amtsgericht Tiergarten vehement zurück und bezeichneten sie als
frei erfunden. Der Anwalt der Ex-Freundin Brenda Patea (30) konterte,
seiner Mandantin werde gedroht, der Verteidigung gehe es vor allem
darum, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern.

Zur ursprünglich geplanten Vernehmung der Frau kam es noch nicht,
weil die Verteidigung den Ausschluss der Öffentlichkeit während ihrer
Vernehmung beantragt hatte. Dies sei insbesondere zum Schutz der
gemeinsamen Tochter des einstigen Paares erforderlich, erklärten die
Anwälte. Die Entscheidung darüber wird am nächsten Prozesstag am
Montag bekanntgegeben. Zverev erschien selbst nicht vor Gericht. Er
spielt derzeit beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Paris.
Die frühere Freundin Patea, die 2017 in der TV-Show «Germany's Next
Topmodel» dabei war, tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. 

Laut Anklage, die sich auf die Aussagen von Patea stützt, soll Zverev
sie im Mai 2020 nachts im Flur ihrer gemieteten Airbnb-Wohnung in
Berlin bei einem Streit angeblich an die Wand gedrückt und gewürgt
haben. Sie habe anschließend unter Atemnot gelitten und heftige
Schmerzen gehabt, sagte der Staatsanwalt. Schmerzen und
Schluckbeschwerden hätten mehrere Tage angehalten. Ein sogenannter
Strafbefehl war ohne Prozess gegen Zverev verhängt worden, demnach
sollte er eine Geldstrafe von 450 000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000
Euro) wegen Körperverletzung zahlen. Dagegen legte er Einspruch ein.
Deshalb wird der Fall nun verhandelt.

«Letztendlich glaube ich an das deutsche Rechtssystem und ich glaube
auch an die Wahrheit», hatte der Olympiasieger bei einer
Pressekonferenz kurz vor dem Start der French Open gesagt: «Ich
glaube, dass ich dieses Verfahren nicht verlieren werde. Das ist
absolut ausgeschlossen. Deshalb kann ich beruhigt spielen, und ich
denke, meine Ergebnisse haben das gezeigt.»

Die Anzeige der Frau gegen Zverev etwa eineinhalb Jahre nach dem
angeblichen Vorfall im Mai 2020 stehe in engem Zusammenhang mit einem
Streit um Sorgerecht und Unterhalt für die gemeinsame Tochter, sagte
sein Verteidiger Alfred Dierlamm in einer Erklärung. Sie habe so ihre
Forderungen durchsetzen wollen. Fotos, Videos und Zeugenaussagen aus
den Tagen nach dem angeblichen Angriff Zverevs auf sie würden
eindeutig belegen, dass keine Verletzungen sichtbar gewesen seien und
das Paar sich bestens verstanden habe, gut gelaunt mit ihrer Mutter
in Hamburg essen gegangen sei. «Es gab keinerlei Anzeichen von
Disharmonie und Streit und keine Würgemale, und das zwei Tage nach
dem angeblichen Vorfall.»

Zverevs Verteidiger sagte, der damaligen Freundin sei es bei der
Beziehung vor allem darum gegangen, die Zahl ihrer Follower bei
Instagram und Tiktok zu erhöhen und ein Leben wie im Jetset mit
teuren Restaurants, angesagten Partys und «Shoppen ohne Limit» zu
führen. Dabei habe sie in Veröffentlichungen im Internet über ihr
Leben und Einkommen immer wieder gelogen.

Der Tennisprofi habe ihr die hohen Ausgaben für Reisen, Hotels,
Luxus-Einkäufe und die Wohnung in Berlin gezahlt. Man werde im
Prozess seine Kreditkartenabrechnungen vortragen. Patea habe erst
spät erkannt, dass ein Tennisprofi in Wirklichkeit ein anderes Leben
als das von ihr angestrebte führe: mit harter Disziplin, viel
Training, kontrollierter Ernährung und ohne Partys und Alkohol.

Die Verteidiger kündigten weitere Gutachter an - darunter einen
Rechtsmediziner, der zu angeblichen Verletzungen befragt werden soll
sowie eine Expertin, die sich mit einem vom Gericht in Auftrag
gegebenen Gutachten zur Glaubwürdigkeit der Zeugin Patea befasst
habe. Auch eine Vereidigung von Brenda Patea wollen die Anwälte von
Zverev beantragen. Ihre bisherigen Angaben zu den Vorwürfen seien
«widersprüchlich in sich und zu anderen Beweismitteln», sagte
Dierlamm.

Der Anwalt der wichtigsten Zeugin in dem Verfahren konterte nach dem
ersten Prozesstag vor der Saaltür. Die Verteidigung von Zverev wolle
Patea «zermürben, ruinieren und psychologisch Druck ausüben», sagte

Michael Nitschke. Sie würde ihr mit einer Vereidigung drohen. «Es ist
das Ziel, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern.» 

Der Vorwurf des Verteidigers, es gehe Patea nur um Geld, stimme
nicht, sagte Nitschke. «Sie fühlte sich verlassen, sie wollte
Gerechtigkeit.» Sie sei aber nicht verängstigt, ihr gehe es gut.
Allerdings koste so ein langer Prozess viel Geld, und «irgendwann ist
sie wirtschaftlich am Ende». Das Vorgehen der Verteidigung, lauter
Gutachter aufzufahren, sei nicht seriös und «absurd», es überrasche

ihn aber nicht. Die Gutachter hätten Patea nie gesehen.

 

 

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