Detektivarbeit am Darm-Mikrobiom: Was Stuhlproben verraten Von Marco Krefting, dpa
Stuhlproben können viele Hinweise enthalten, wie gesund die Menschen
sind. In Laboren suchen Fachleute nach Viren, Bakterien und
Parasiten.
Ingelheim (dpa) - Was hier unter einer Art überdimensionaler
Dunstabzugshaube und weitgehend hinter einer Glasscheibe portioniert
wird, war mal Frühstück, Mittagessen oder Abendbrot. Wenn gegen
Mittag die aus Arztpraxen und Krankenhäusern angelieferten
Stuhlproben im Labor der Firma Bioscientia in Ingelheim ankommen,
wird das Material zunächst aufgeteilt. Mit einem Teil werden Kulturen
für Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter angelegt, der andere
wird für sogenannte PCR-Tests - Testverfahren zum Nachweis
spezifischer Gensequenzen - vorbereitet, wie Labormediziner Gergely
Bodis erklärt.
Was dann passiert, ist gewissermaßen Detektivarbeit: Viele Viren,
Bakterien und Parasiten können Magen-Darm-Probleme und
Durchfallerkrankungen verursachen. Zu den wohl bekanntesten Erregern
zählen Noroviren, von denen das Robert Koch-Institut (RKI) im Jahr
meist mehrere Zehntausend Fälle in Deutschland erfasst. Doch am Ende
sind auch die laut RKI nur für maximal etwa die Hälfte der
nicht-bakteriellen Infektionen des Magen-Darm-Traktes verantwortlich.
Es gilt also, aus einer Fülle von Möglichkeiten den tatsächlichen
Verursacher zu finden.
Die Technik ist inzwischen so weit, dass Proben mithilfe sogenannter
Multiplex-PCR-Analysen auf einen Schlag gleich auf gut zwei Dutzend
gängige Erreger hin untersucht werden können. Ein Team der
Frankfurter Uniklinik hat solche Analysen mit konventionellen
Methoden verglichen. Laut der im Februar veröffentlichten Studie war
die Nachweisrate höher und die Ergebnisse lagen schneller vor. Zudem
ermöglicht der breiter angelegte Ansatz Zufallstreffer - also weist
Erreger nach, auf die der Arzt womöglich gar nicht getippt hat.
PCR-Tests können keine Hinweise darauf liefern, ob Erreger gegen
Antibiotika resistent sind. «Wenn dies für eine gezielte Therapie
oder zur Ausbruchsüberwachung und -kontrolle erforderlich ist, müssen
die Proben daher weiterhin kultiviert werden», heißt es in der
Studie.
Auch im Bioscientia-Labor stehen die klassischen Petrischalen mit
meist bunten Nährböden stapelweise auf den Tischen. Hier wird
geschaut, ob sich lebensfähige Bakterien in einer Stuhlprobe
befinden, wie Mediziner Bodis erklärt. Inzwischen gebe es immer mehr
Menschen, die sich aus Interesse für ihren Körper mit dem Mikrobiom
ihres Darms auseinandersetzen - also der Zusammensetzung der
Mikroorganismen dort.
So mancher nutzt Testkits in der Hoffnung, mit den Ergebnissen
Problemen auf die Spur zu kommen oder die eigene Ernährung gezielt
anpassen zu können. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten rät von solchen Selbsttests
allerdings ab. Unter anderem, weil sie nicht standardisiert und für
Anwender schwer zu interpretieren seien.
Es mache etwa einen großen Unterschied, woher im Darm der Stuhlgang
stammt, erklärt die Bonner Fachärztin Birgit Terjung. Es gebe bis
dato auch keinen etablierten Standard, was etwa ein gesundes
Darmmikrobiom ausmache. Das Mikrobiom variiere zudem vergleichbar mit
einem Fingerabdruck. Daher sei es problematisch, aus Ergebnissen
solcher Testkits weiterführende Empfehlungen etwa zur
Ernährungsumstellung oder zur Einnahme von
Nahrungsergänzungsmitteln abzuleiten.
Für eine herkömmliche Analyse reiche eine geringe Menge Kot, sagt
Bodis: haselnussgroß. «In der Regel sind die Patienten großzügiger.
»
Stärker irritiere die Belegschaft, wenn die Menschen nicht das für
die Stuhlproben vorgesehene Equipment nutzen. Bioscientia-Fachärztin
Daniela ?a?ma, erzählt, dass manche Proben in Marmeladengläsern
kommen. «Die haben die Filmdöschen abgelöst. Die haben wir oft
gekriegt, bis sich die Digitalfotografie durchgesetzt hat.»
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