Nicht nur Hoenig: Warum Altersarmut bei Schauspielern so häufig ist Von Christof Bock, dpa
Im TV sind sie Schlossherren, im echten Leben fürchten sie die Bank:
Die Mehrheit in der Schauspielbranche hat Probleme mit Rente und
Versicherung - Heinz Hoenig steht für viele. Ein Experte erzählt.
Berlin (dpa) - Der Spendenaufruf für den schwer kranken Star Heinz
Hoenig (72, «Das Boot») hat es vielen Menschen nahegebracht: Einige
Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland sind nicht
ausreichend abgesichert. «Es ist ein typischer Verlauf. Die
Altersarmut ist, wenn man nicht wahnsinnig aufpasst, leider typisch»,
sagte der Schauspieler Heinrich Schafmeister (67, «Wilsberg») im
Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Schafmeister setzt sich als Vertreter des Bundesverbandes Schauspiel
BFFS für gerechte Bezahlung und Versicherung in der Film- und
Fernsehbranche ein. «Ich weiß von Kollegen, die sich oft beschämt
fühlen. Dann sprechen Leute sie an und sagen: «Ja, ich habe Sie
gestern im Fernsehen gesehen. Da haben Sie den Schlossbesitzer
gespielt.» Und man selbst als Schauspieler kann sich im echten Leben
bei der Bank nicht blicken lassen.»
Dass viele Menschen aus der Schauspielbranche im höheren Lebensalter
in Schwierigkeiten gerieten, habe auch strukturelle Gründe, sagt
Schafmeister. Neben schwierigen Beschäftigungsverhältnissen gehe es
häufig um Lücken in der Versicherung. Gerade wenn weitere große
Rollen ausbleiben, hat das häufig Folgen. Nicht nur für Schauspieler
gelte ja: «Wer in Altersarmut gerät, kann womöglich die
Privatversicherung nicht mehr bezahlen.» Das passiere häufiger, so
Schafmeister. «Altersarmut tritt bei sehr, sehr vielen Schauspielern
auf, nicht nur bei den unbekannten, auch durchaus bei vielen
namhaften. Viele wären überrascht, wenn sie wüssten, bei wem das
alles zutrifft», erläuterte der Gewerkschaftsvertreter.
Das Management von Heinz Hoenig hat auf dpa-Anfrage diese Woche einen
ähnlichen Teufelskreis geschildert: «Aufgrund von fehlenden Aufträgen
konnte Herr Hoenig schlussendlich die Krankenkassenbeiträge nicht
mehr begleichen. Da er durch verschiedene Aufträge unterschiedlich
versichert war, musste zunächst erst mal festgestellt werden, bei
welcher Krankenkasse er zuletzt versichert war. Da Herr Hoenig uber
55 Jahre alt ist, erschwerte auch das den Prozess, wieder in der
Krankenkasse aufgenommen zu werden.» Hoenigs Familie hat einen
Spendenaufruf gestartet, um die OP-Kosten zu decken.
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