Fränkischer Gasthof verzichtet komplett auf Alkohol Von Kathrin Zeilmann, dpa
Ein Biergarten, eine Gaststube - typisch fränkisch geht es zu im
Lokal «Zur Sägemühle» im Dorf Großenohe. Fast: Denn es gibt keine
Getränke mit Alkohol.
Hiltpoltstein (dpa) - Ein Bach plätschert vor sich hin, ringsum
thronen Felsen. Idylle pur in Großenohe, einem kleinen Dorf inmitten
der Fränkischen Schweiz bei Nürnberg. Ein Gasthof mit Biergarten
passt hier perfekt rein. Seit fünf Jahren betreiben Kerstin Gößl und
ihr Mann Vladimir die Gaststätte «Zur Sägemühle» in dem Ortsteil
von
Hiltpoltstein. Doch ihr Betrieb unterscheidet sich von den vielen
Biergärten, wie man sie in Franken kennt, wo Bier einheimischer
Brauereien gezapft und nach dem Essen schon mal ein Schnaps gereicht
wird. Seit einigen Wochen haben die Wirtsleute den Alkohol komplett
verbannt. Bier, Wein, Secco - alles ist nur noch alkoholfrei zu
haben.
Der Grund ist sehr persönlich. Offen erzählt Kerstin Gößl von der
Alkoholkrankheit ihres Partners. Der Stress in der Gastrobranche, der
immer verfügbare Alkohol - irgendwann sei es nicht mehr gegangen.
Anfang des Jahres machte er einen Cut, ging in die Entgiftung. Danach
war die Frage: Wie weitermachen? Für das Paar gab es nur eine Lösung
- die Gastwirtschaft weiter betreiben, aber ohne alkoholhaltige
Getränke. «Der Alkohol ist weg, wir arbeiten weiter. Wir hatten nur
diese Option.»
Muss ein Wirt «trinkfest» sein?
Jahrelang habe es ja geheißen: Ein Wirt müsse trinkfest sein, sagt
Gößl. Es werde so getan, als sei Alkoholkonsum normal - «ist es aber
nicht.» Ihr Mann ist mit seiner Erkrankung nicht allein. Beim
Bundesgesundheitsministerium heißt es: «7,9 Millionen Menschen der
18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland konsumieren Alkohol in
gesundheitlich riskanter Form.»
Die bisherigen Erfahrungen vor allem an den ersten Sonntagen mit
schönem Wetter in diesem Jahr geben Gößl recht - der Biergarten war
voll: «Vor allem viele junge Leute waren da.» Für die kommenden
Wochen hat sie Voranmeldungen für Familienfeiern wie Taufe,
Konfirmation, Kommunion.
Inzwischen bekommen die Wirtsleute aus vielen Regionen Kostproben
alkoholfreier Biere oder anderer Getränke ohne Alkohol zugeschickt.
Gerade packt Gößl ein Paket aus - alkoholfreies Weißbier, auch noch
glutenfrei. Denn nicht nur die Getränkekarte ohne Alkoholisches
unterscheidet den Gasthof von vielen anderen Wirtschaften der Region:
Hier gibt es auch glutenfreie und laktosefreie Gerichte. Und vegane
Alternativen wie Soja-Gulasch.
Vor allem in den sozialen Netzwerken kassieren die Wirtsleute
durchaus auch negative Kommentare für ihr Konzept, wie sie selbst
sagen. Die resolute Wirtin lässt sich davon aber nicht beirren, liest
die Kommentare laut vor, schüttelt den Kopf - und macht weiter.
Alkoholfreier Sekt ist gefragt
Aufsehen erregt das Konzept der «Sägemühle» vermutlich auch deshalb
,
weil in der Fränkischen Schweiz alkoholhaltige Getränke in der
Tourismuswerbung eine große Rolle spielen - die Tourismuszentrale
bewirbt auf ihrer Homepage offensiv die «Bierwochen» und die «300
Traditionsdestillerien»; Bierwanderwege führen von einer Brauerei zur
nächsten.
Doch Bier ohne Alkohol und auch alkoholfreier Sekt gewinnen in den
jeweiligen Branchen immer mehr an Bedeutung. Ende Februar teilte der
Verband Deutscher Sektkellereien mit, dass immer häufiger Varianten
ohne Alkohol gefragt sind bei der Kundschaft. 2023 kauften die
Deutschen demnach rund 18 Millionen Flaschen «schäumende Getränke aus
entalkoholisiertem Wein». Das waren etwa 1,5 Millionen Flaschen mehr
als im Jahr zuvor. Damit erreichten alkoholfreie Sparklingvarianten
nach Verbandsangaben einen Marktanteil von 7,4 Prozent und gegenüber
2022 einen Absatzzuwachs von 9,7 Prozent. Und der Deutsche
Brauer-Bund erwartet, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland
gebraute Bier alkoholfrei sein wird.
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