Die Sturmfeste: Queen Camilla führt durch die Krise Von Julia Kilian, dpa

Während König Charles wegen einer Krebserkrankung behandelt wird,
hält Queen Camilla das royale Spektakel am Laufen. Über eine Frau,
die schon einem anderen Wendepunkt im Leben mit Haltung begegnete.

London (dpa) - Camillas Worte schienen wohlüberlegt. Die
Krebsdiagnose ihres Mannes König Charles III. war erst wenige Tage
bekannt, da besuchte die Königin die südenglische Stadt Salisbury.
Der Auftritt wirkte, als wollten die britischen Royals die Welt
wissen lassen, dass auch in diesen Zeiten Verlass ist auf ihre
Monarchie.

Als ein Gesprächspartner sein Mitgefühl ausdrückte, führte Camilla

ihre Hände vor dem Körper zusammen und antwortete fast im gleichen
Moment, ohne dass danach gefragt worden wäre: «Also, es geht ihm den
Umständen entsprechend extrem gut.» 

Ein ähnliches Bild wollte das Paar offenbar auch am Sonntag
vermitteln, als es zu einem Gottesdienst in der St. Mary Magdalene
Church in Sandringham in der ostenglischen Grafschaft Norfolk eintraf
Charles lächelte und winkte, während Camilla dicht an seiner Seite
und streckenweise fast im Gleichschritt neben ihm her spazierte.

Camillas schwieriger Start

Während sich Charles (75) in nächster Zeit seinen Behandlungen
unterzieht, soll Camilla (76) weiter öffentliche Termine wahrnehmen.
Mit ihr kommt nun der Frau eine wichtige Rolle zu, von der manche
glaubten, sie sollte niemals Königin werden.

«Die Idee, dass Camilla eine so prominente Rolle im britischen Leben
spielen würde, wäre vor zwei Jahrzehnten noch undenkbar gewesen»,
meinte Autorin Kate Mansey in der Zeitung «Times». Und die BBC
schrieb mal über Camilla, nur wenige Frauen seien in der
Öffentlichkeit so gekreuzigt worden wie Camilla Parker Bowles.

Etliche hatten ihr eine Mitschuld daran gegeben, dass Charles' Ehe
mit Prinzessin Diana in die Brüche gegangen war. 1995 sagte Diana in
einem Fernsehinterview: «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen
war es ein bisschen eng.» 

Charles und Camilla aber kannten sich schon, bevor sie andere Partner
heirateten. Nach Charles' Scheidung dauerte es noch, bis sich die
beiden öffentlich als Liebespaar zeigten. Der erste gemeinsame
Auftritt liegt heute 25 Jahre zurück.

Am 28. Januar 1999 verließen Charles und Camilla gemeinsam eine Feier
im Londoner Hotel Ritz. Eine Aktion, die - wenn man Medienberichten
glaubt - aufwendig geplant war. 2005 heirateten die beiden, im
vergangenen Jahr wurde Camilla an Charles' Seite gekrönt. Die beiden
kennen einander schon ein halbes Jahrhundert.

«Sie ist eine große Stütze»

Nach Einschätzung von Beobachtern ist Camilla eine wichtige Hilfe in
Charles' Leben. «Sie ist in vielerlei Hinsicht eine große Stütze fü
r
ihren Ehemann», sagte Joe Little von der Zeitschrift «Majesty». Man
habe gesehen, dass sie die Stellung halte, während er sich auf dem
Landsitz in Sandringham erholt.

Denn noch vor Bekanntmachung von Charles' Krebsdiagnose war er wegen
einer gutartigen Prostatavergrößerung im Krankenhaus behandelt
worden. Camilla besuchte ihn mehrmals und verließ mit ihm gemeinsam
die private London Clinic.

Ihre Auftritte danach seien eine Oscar-reife Darbietung von
königlicher Stabilität gewesen, befand Mansey in der «Times». Camil
la
war nach dem Eingriff in Windsor, Bath, Cambridge. Und besuchte ein
Hilfszentrum für krebskranke Menschen in London. Alles, so legt es
die «Times» nahe, während sie von Charles' Diagnose schon gewusst
haben dürfte. Aber die royalen Pflichten gehen weiter.

Was Camillas Sohn über sie sagt

Dass Camilla Erfahrungen mit Krisen hat, zeigte sich, als früher
viele Menschen eine Meinung über sie hatten. Oft keine gute. «Meine
Mutter ist kugelsicher», schrieb ihr Sohn Tom Parker Bowles mal über
ihre Widerstandsfähigkeit. «Es gibt nichts, was jemand über unsere
Familie sagen könnte, was uns noch beleidigen würde.»

Camilla bezeichnete die Zeit in einem Interview mit der Zeitschrift
«Vogue» selbst mal als nicht einfach. Sie sei so lange hinterfragt
worden, dass sie einen Weg habe finden müssen, damit zu leben. «Ich
denke, am Ende stehe ich irgendwie darüber und mache weiter. Man muss
mit dem Leben weitermachen.»

In dem Gespräch erzählte sie auch von ihrer Ehe mit Charles. Einmal
am Tag versuchten sie, einander zu begegnen. Wenn sie mehr Zeit
füreinander hätten, würden sie gerne lesen, jeder in einer anderen
Ecke des Zimmers. Das sei sehr entspannend, weil man wisse, dass man
keine Unterhaltung führen müsse, sagte Camilla. «Man sitzt nur da und

ist zusammen.»

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