Müller im VW-Dieselprozess: Winterkorn saß da wie ein «Häufchen Elend»

Mit Matthias Müller spricht nach Herbert Diess der zweite frühere
VW-Konzernchef vor Gericht über die Dieselaffäre. Die Botschaft: Er
wusste von nichts, und auch Winterkorn wirkte «völlig irritiert».

Braunschweig (dpa) - «Der saß da wie ein Häufchen Elend.» Der frü
here
Volkswagen-Chef Matthias Müller hat seinen Vorgänger Martin
Winterkorn im Investorenprozess zur Dieselaffäre in Schutz genommen
und jede eigene Verantwortung zurückgewiesen. «Mir war das ganze
Thema fremd», sagte der 70-Jährige am Mittwoch als Zeuge im
Oberlandesgericht Braunschweig. Winterkorn sei in den Tagen des
Auffliegens des Skandals im September 2015 «völlig irritiert» gewesen

und habe eine schnelle Reaktion gefordert.

Müller will erst nach dem öffentlichen Bekanntwerden der
Manipulationen richtig mit dem Thema konfrontiert worden sein. Der
Manager war damals Chef des Sportwagenbauers Porsche und wurde, wie
er selbst vor Gericht sagte, überraschend Nachfolger Winterkorns als
Konzernvorstand. Er habe nie daran gezweifelt, dass sich das
Unternehmen an gesetzliche Vorgaben halte, sagte Müller auch mit
Blick auf seine früheren Positionen im VW-Konzern.

In dem Prozess nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz ringen
Anleger seit Jahren um Schadenersatz, nachdem sie Kursverluste in
Milliardenhöhe erlitten hatten. Der Skandal flog am 18. September
2015 auf, als die US-Umweltbehörde EPA über Manipulationen bei
Abgastests von Dieselautos informierte. Die klagenden Investoren
fühlen sich von Volkswagen zu spät informiert.

In der Konzernvorstandssitzung am 22. September herrschte nach den
Worten Müllers «große Betroffenheit». Am Folgetag übernahm Winter
korn
mit seinem Rücktritt die «politische Verantwortung», wie Müller
sagte. In einem Vieraugengespräch an diesem Tag habe er wie «ein
Häufchen Elend» gewirkt. Winterkorn habe es sich einfach nicht
vorstellen können, dass so etwas in diesem Unternehmen passiere,
sagte Müller.

«Wenn der früher davon gewusst hätte, dann hätte er früher etwas

dagegen unternommen», sagte Müller. Das sei seine persönliche Meinung

über Winterkorn. Ihm selbst seien Begriffe wie Akustikfunktion oder
Defeat Device vor dem Skandal nicht bekannt gewesen. «Es tut mir
leid, ich hatte mit diesen Dingen nichts zu tun», sagte Müller etwa
mit Blick auf das Jahr 2007, in dem er als Leiter des
Produktmanagements zu VW kam.

In dieser Rolle habe man eher eine Vogelperspektive, sagte Müller.
«Ich glaube nicht, dass ich in die Tiefe der Aggregate abgetaucht
bin.» Mit diesen Details sei er nicht beschäftigt gewesen. Er sei
immer fest davon ausgegangen, dass alles im Rahmen der gesetzlichen
Vorgaben geschehe, sagte Müller zu Fragen nach den Jahren 2007 und
2012.

Nach mehreren Jahren Verfahrensdauer will das Gericht derzeit
insgesamt mehr als 80 Zeugen hören. Nach Ex-Konzernchef Herbert Diess
und Müller steht ab kommender Woche Mittwoch Winterkorn auf der
Zeugenliste.

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