Tierärzteverband will weniger Bürokratie und flexiblere Arbeitszeiten

In Mecklenburg-Vorpommern geht die Zahl der Tierarztpraxen zurück.
Der Landesverband der Tiermediziner fordert, die Tierärzte in ihrem
Arbeitsalltag zu entlasten.

Schwerin (dpa/mv) - Zu viel Bürokratie, zu starre Arbeitszeiten - die
Tiermediziner in Mecklenburg-Vorpommern sind unzufrieden. Einen Grund
hierfür sieht der Landesverband praktizierender Tierärzte in dem seit
Januar 2022 geltenden Tierarzneimittelrecht. Dieses gehe weit über
die EU-Vorgaben hinaus und verursache einen immensen Arbeitsaufwand,
erklärte Landesverbandschef Holger Nietz am Dienstag. Der
bürokratische Aufwand sei kaum noch zu bewältigen. «Junge Kolleginnen

und Kollegen werden so von der Übernahme einer Praxis zusätzlich
abgeschreckt», beklagte Nietz.

Die Organisation der Arbeit werde zudem dadurch erschwert, dass
Notdiensteinsätze im Arbeitszeitgesetz nicht ausreichend
berücksichtigt würden. Verpflichtende Dienstpausen unmittelbar nach
einem Noteinsatz ließen sich kaum mit dem täglichen Arbeitsprogramm
vereinbaren. «Seit Jahren wurde seitens unserer Verbände in den
zuständigen Ministerien auf die eintretenden negativen Entwicklungen
bei der Versorgung der Tierbestände hingewiesen», betonte Nietz. Eine
Tierklinik im Nordosten haben den Klinikstatus bereits abgemeldet,
weil die Verpflichtung zur ständigen Dienstbereitschaft nicht mehr
habe eingehalten werden können.

Eine neue Notfalldienstordnung für die Versorgung von Kleintieren,
die die Landestierärztekammer im September beschloss, soll nach
Angaben des Berufsverbandes Versorgungslücken schließen. Tierhalter
sollen demnach künftig eine zentrale Notrufnummer wählen, über die
sie dann automatisch mit der nächsten diensthabenden Praxis verbunden
werden. Das Verfahren werde bereits in Schleswig-Holstein angewendet
und sei auch in Brandenburg beschlossen worden, berichtete Nietz.

Engpässe bei der Versorgung von Nutztieren ließen sich indes nur
durch den hohen Einsatz der Tierärzte ausgleichen. Dass sich die
Tierbestände in den letzten Jahren wieder schneller verringerten,
führe auch zu Unsicherheit in den Praxen. Neue Mitarbeiter
einzustellen sei dann eine schwierige Entscheidung - «wenn es denn
überhaupt Bewerbungen gibt», sagte Nietz.

Gerade im ländlichen Bereich sieht der Landesverband zwei Gründe für

personelle Engpässe: Ältere Tierärzte gehen in Rente und es sind
viele Frauen unter den Absolventen (85 bis 90 Prozent). Junge Frauen
arbeiteten häufiger in der Kleintierpraxis und in Teilzeit. Zudem
entschieden sich junge Familien «aus vollkommen nachvollziehbaren
Gründen» seltener für eine Niederlassung auf dem Land, sagte Nietz.