«Wann ist ein Mann ein Mann?» - Grönemeyers Song unter der Lupe Von Oliwia Nowakowska, dpa

Schlau sind sie, Pfeife rauchen sie, es drohen Herzinfarkte und -
vielleicht am schlimmsten - «dünnes Haar». Stimmen die
«Männer»-Klischees Jahrzehnte nach Erscheinen des Grönemeyer-Songs

noch?

Berlin (dpa) - Im kommenden Jahr wird Herbert Grönemeyers Hit
«Männer» 40 Jahre alt - für (manche) Männer ein einschneidendes

Alter. Einige lassen sich ihre Geheimratsecken wegmachen, andere
hören auf zu rauchen. Zum Weltmännertag (19.11) einige Thesen aus
«Männer» mal genauer angeschaut.

«Männer kriegen dünnes Haar»

Egal, ob Jürgen Klopp, Elon Musk oder Christian Lindner: Männer
wollen schön sein und die mit «dünnem Haar» lassen sich auch desh
alb
immer häufiger die Haare transplantieren.

Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie
(DGÄPC) zufolge, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorliegen,
machten Haartransplantationen in diesem Jahr hierzulande etwa 7,1
Prozent unter allen ästhetisch-plastischen Behandlungen aus. Das
waren 5,3 Prozentpunkte mehr im Vergleich zu den beiden Vorjahren.
Offiziell wird die DGÄPC-Statistik für das Jahr 2023 am 30. November
veröffentlicht.

Demnach kletterten Haartransplantationen bei Männern von Rang 15 der
beliebtesten Eingriffe in Deutschland auf Rang 5 - ein Rekord. Ein
Blick in die verschiedenen Generationen zeigt außerdem: Die
Transplantationen sind vor allem bei Männern bis 50 beliebt.

Der Eingriff wurde zum ersten Mal bereits Anfang des 19. Jahrhunderts
von dem deutschen Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach beschrieben,
wie der Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische
Chirurgie und Präsident der DGÄPC, Alexander Hilpert, sagt.

Allerdings war die Haar-Nachhilfe in Deutschland lange mit viel Scham
behaftet. Erst vor rund zehn Jahren nahm es der Fußballtrainer Jürgen
Klopp als einer der ersten ganz locker: «Ja, es stimmt, ich habe mich
einer Haartransplantation unterzogen. Und ich finde, das Ergebnis ist
ganz cool geworden, oder?», sagte er 2013. In anderen Ländern
hingegen sei das schon länger kein allzu großes Thema, sagt Hilpert.

«Männer sind furchtbar schlau»

Schlausein kann vieles bedeuten. Blickt man zum Beispiel auf die
Studierendenstatistik, sieht man: Im Wintersemester 2022/23 gab es
nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr als 2,9 Millionen
Studierende in Deutschland. Demnach waren etwas weniger Männer (49,8
Prozent) als Frauen (50,2 Prozent) eingeschrieben.

Als Grönemeyers Lied «Männer» 1984 rauskam, sah das noch ganz ander
s
aus: Im Wintersemester 1983/1984 waren im damaligen West-Deutschland
knapp 1,27 Millionen Studierende eingeschrieben, so das Statistische
Bundesamt. Der Männeranteil lag damals bei mehr als 60 Prozent.

Allerdings zeigen die Zahlen, dass sich über die Jahre nicht weniger
Männer für eine akademische Laufbahn entschieden, sondern eher immer
mehr Frauen, sodass die Frauen die Männer heute sogar überholt haben.

«Männer kriegen 'nen Herzinfarkt»

An Herzinfarkten starben hierzulande 2021 dem Statistischen Bundesamt
zufolge rund 45 000 Menschen - 60 Prozent von ihnen Männer.

Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Zahl der Herzinfarkte in den
westlichen Ländern ein epidemisches Ausmaß an. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss in den 1980er Jahren
deshalb dagegen vorzugehen. Unter anderem mit der Überwachung von
etwa 13 Millionen betroffenen Menschen in 21 Ländern sollte geklärt
werden, ob Infarkt-Prävention tatsächlich zu niedrigeren Todeszahlen
führt.

Tatsächlich ist die Sterberate bei Männern in einigen der
untersuchten Länder etwas zurückgegangen, vor allem dank Prävention,

so die WHO. «Wenn man die Daten betrachtet, sieht man, dass der
größte Beitrag zum Rückgang der Herzinfarktmortalität bei
Männern vom Rückgang des Rauchens herrührt», heißt es in der Stud
ie.
Aber auch der medizinische Fortschritt habe zum Rückgang beigetragen.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge sterben in Deutschland immer noch
die meisten Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu denen auch
Herzinfarkte gehören. Allerdings ist die Chance, einen Infarkt zu
überleben, höher als in den 1980er Jahren.

«Männer rauchen (Pfeife)»

Generell rauchen heute weniger Menschen als noch vor 40 Jahren. «Etwa
seit den 1980er Jahren sind die Anteile der Raucher in der
erwachsenen Bevölkerung leicht rückläufig», so das
Bundesgesundheitsministerium. In Deutschland rauchen demnach 23,8
Prozent der Erwachsenen. Männer paffen mit rund 27 Prozent häufiger
als Frauen, die etwa zu 21 Prozent rauchen.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge war 2021 der größte Anteil der
Raucher in der Altersgruppe von 35 bis 40 Jahren. In dieser
Altersgruppe rauchten demnach rund 30 Prozent.