Schnupfen, Husten und Corona - Was tun in der Infektionswelle? Von Simone Humml, dpa
In Deutschland verbreiten sich Erkältungs- und Coronaviren gerade
sehr rasch. Wie es weitergeht, ist noch recht ungewiss. Experten
raten vor allem Menschen ab 60 Jahren eines.
Berlin (dpa) - Nahezu jeder kennt irgendjemanden, der gerade hustet
oder schnieft. Die Virenmenge in Deutschland ist nicht nur gefühlt
sehr groß, sondern auch statistisch belegt auf hohem Niveau. Tendenz
steigend. Nach einer Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) gab es
8500 Erkrankungen pro 100 000 Einwohner in der Woche vom 23. bis 29.
Oktober. Das ist für diese Kalenderwoche der höchste Wert seit Beginn
der Datenreihe im Jahr 2011. Allerdings schwanken die Zahlen im
Herbst und Winter meist stark. Ursache für den hohen Wert sind laut
RKI neben den für die Jahreszeit typischen Erkältungen auch die seit
Anfang Juli «kontinuierlich steigende Zahl» von Corona-Infektionen.
Die Atemwegserkrankungen führten laut RKI in der Oktoberwoche zu 1,4
Millionen Arztbesuchen (1700 pro 100 000 Einwohner). Diese Zahl ist
für Ende Oktober mit bei den höchsten in den vergangenen Jahren. In
den Proben von Atemwegspatienten, die von Ärzten zu Laboren geschickt
wurden, fanden sich vor allem Corona- und Erkältungserreger.
Eine Prognose für die weitere Saison ist laut RKI nicht möglich. Das
hänge unter anderem davon ab, ob und wann weitere Erreger wie das
Atemwegsvirus RSV oder Grippeviren dazu kommen und ob die bisher
zirkulierenden Viren dann bleiben oder eher ablöst werden.
«Die ersten kalten Wochen im Herbst sorgen erfahrungsgemäß immer fü
r
einen deutlichen Anstieg der Infekt-Fälle in unseren Praxen», sagte
Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und
Hausärzteverbandes. Diesmal scheine es aber besonders viele
Atemwegsinfektionen zu geben, darunter seien Covid-19-Fälle, aber
auch «klassische» Erkältungskrankheiten, bestätigte er.
Covid-Symptome
«Covid-19 beginnt oft wie andere Infektionen der Atemwege - etwa mit
Halsschmerzen, Schnupfen oder Heiserkeit», sagte Beier. «Häufig kommt
es auch zu Fieber, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit. Allerdings
kann man bei Covid-19 schwer einen typischen Verlauf beschreiben, da
die Krankheit von Fall zu Fall sehr unterschiedlich verlaufen kann.»
Geruchs- oder Geschmacksverlust wie zu Anfang der Pandemie wird laut
RKI nicht mehr häufig beobachtet. Es mahnt: «Infizierte können
bereits ein bis zwei Tage vor Symptombeginn ansteckend sein.»
Wichtig ist es laut Beier, umsichtig mit sich selbst und anderen
umzugehen und sich daheim zu schonen, «wenn man spürt, dass man krank
wird». Das RKI rät generell: «Wer Symptome einer akuten
Atemwegsinfektion hat, sollte drei bis fünf Tage und bis zur
deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause bleiben.»
Covid-Aussicht
Wird es wieder mehr und auch schwerere Corona-Fälle geben? «Alle
Einschätzungen gehen derzeit dahin, dass es zwar saison- und
variantenbedingt wieder mehr Infektionen gibt, dass es aber bei der
Erkrankungsschwere kaum zu Änderungen kommt», sagte Hajo Zeeb vom
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in
Bremen. «Dennoch gilt: mehr Infektionen, mehr schwere Erkrankungen,
weil es immer einen gewissen Anteil gibt, der nicht günstig
verläuft.»
«Corona ist derzeit nicht das Thema der Intensivstationen»,
berichtete Nina Meckel, Sprecherin der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). «Wir versorgen
derzeit mehr als 14 000 schwerstkranke Patienten, darunter 749
Patienten mit oder wegen Corona», sagte sie Anfang November. Im
Vorjahreszeitraum der vergangenen Jahre waren es wesentlich mehr,
doch auch hier steigt die Zahl derzeit.
Mit Blick auf den Winter verwies Meckel auf die relativ vielen
älteren Covid-Intensivpatienten. «Deshalb empfehlen wir auch dringend
allen Menschen über 60 Jahren eine Grippeschutzimpfung sowie eine
Auffrischung der Covid-Impfung in Absprache mit dem Hausarzt. Wir
denken, dass eine Mischung aus vielen Viruserkrankungen die
Intensivstationen in diesem Winter belasten wird.»
Impfen
Das RKI rät Menschen ab 60 Jahren, aber auch solchen mit Grundleiden,
zur Grippeschutzimpfung - und zwar von Oktober bis Mitte Dezember.
Eine Basisimmunität gegen Corona haben Erwachsene laut RKI in der
Regel nach zwei Impfungen und einer Erkrankung oder nach drei
Impfungen. Menschen ab 60 Jahren oder solche, die durch einen
schweren Covid-19-Verlauf gefährdet sind, empfiehlt das RKI weitere
Auffrischimpfungen jeweils zwölf Monate nach der letzten Impfung oder
Erkrankung - vorzugsweise im Herbst. Für gesunde Kinder und
Jugendliche seien derzeit keine Covid-19-Impfungen notwendig.
Ärzte impfen auch gegen Grippe und Covid gleichzeitig. «Es ist
möglich, dass es bei einer gemeinsamen Verimpfung der Influenza- und
Corona-Impfstoffe zu vermehrten vorübergehenden lokalen und
systemischen Impfreaktionen wie beispielsweise muskelkaterartige
Schmerzen an den Injektionsstellen oder etwas verstärkte Müdigkeit
kommt», sagte Hausarzt Beier und betonte: «Eine Impfreaktion ist
keine Nebenwirkung. In der Regel werden Impfreaktionen durch die
erwünschte Aktivierung des Immunsystems ausgelöst und klingen nach
wenigen Tagen folgenlos ab.»
Weiterer Schutz
Das RKI rät, stets in die Armbeuge zu husten, Hände vom Gesicht
fernzuhalten und sie regelmäßig zu waschen. Auch medizinische Masken
könnten Übertragungen reduzieren. Zeeb hebt das Maskentragen zum
Schutz anderer hervor: «Wenn man verhindern möchte, mit einem
möglichen oder vorhandenen Atemwegsinfekt Menschen um sich herum
anzustecken, kann dies gerade in engen Innenräumen sehr sinnvoll
sein.» Abstandsregeln seien allein schwer umsetzbar, so Zeeb. Besser
sei es, Menschenansammlungen zu meiden. Ansonsten bleibe: «Immunität
durch ordentliche Ernährung und Bewegung stärken, und auf die Psyche
achten - die hat während der intensiven Coronazeit bei vielen
gelitten.»
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