Geschäftsführerin weist im Lunapharm-Prozess alle Vorwürfe zurück
Der Medikamentenskandal um den Pharma-Großhändler Lunapharm führte
vor fünf Jahren zum Rücktritt von Brandenburgs Gesundheitsministerin
Diana Golze. Im Prozess wehrt sich nun die Geschäftsführerin gegen
die Vorwürfe.
Potsdam (dpa/bb) - Im Prozess zu dem Medikamenten-Skandal um den
brandenburgischen Pharma-Großhändler Lunapharm hat die angeklagte
Geschäftsführerin die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in vollem
Umfang zurückgewiesen. «Ich bin überzeugt, dass ich mich nicht
rechtswidrig verhalten habe», sagte die 56-jährige Susanne
Krautz-Zeitel am Freitag vor der 4. Strafkammer des Landgerichts
Potsdam.
In einer umfangreichen Erklärung schilderte die Geschäftsführerin,
dass sie nur mit den erforderlichen Genehmigungen Handel mit
günstigen Arzneimitteln aus dem EU-Ausland betrieben habe. «Aus
meiner Sicht ist hier nichts getäuscht worden», betonte
Krautz-Zeitel. Die Medikamente seien in allen Fällen vollkommen in
Ordnung und wirksam gewesen.
Laut Anklage soll die Geschäftsführerin zwischen 2015 und 2018
Medikamente über eine Apotheke in Griechenland bezogen und in
Deutschland vertrieben haben, obwohl diese Apotheke keine
Großhandelserlaubnis hatte. Zwar war dieser Handel vom
Landesgesundheitsamt im Mai 2017 verboten worden, trotzdem seien bis
Juli 2018 weitere Lieferungen aus dieser Apotheke über Rechnungen
eines Großhändlers aus Zypern verschleiert worden.
Die Anklage lautet auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz, weil der
Lieferweg bewusst falsch angegeben worden sei. Wegen falscher Angaben
zum Vertriebsweg gelten die Medikamente aus Sicht der
Staatsanwaltschaft als gefälscht. Dazu ist ein Rechtsanwalt aus
Hessen als mutmaßlicher Mittäter angeklagt. Die Staatsanwaltschaft
erhebt nicht den Vorwurf, dass die Krebsmedikamente unwirksam oder
schädlich gewesen wären.
Im Sommer 2018 hatte ein Bericht des ARD-Magazins «Kontraste» den
Fall öffentlich gemacht. Dabei wurde auch über Untersuchungen in
Griechenland wegen angeblichen Diebstahls und falscher Lagerung von
Krebsmedikamenten berichtet. Daraufhin habe ihr das
Landesgesundheitsamt den Handel und die Herstellung von Arzneien
verboten, klagte die Geschäftsführerin: «Nur aufgrund der Vorwürfe
in
einer Fernsehsendung.» Seitdem habe sie faktisch Berufsverbot und
müsse vom Einkommen ihres Ehemanns leben, sagte sie.
Krautz-Zeitel berief sich drauf, dass sie auf Wunsch des
Landesgesundheitsamts auf den Vertriebspartner in Zypern umgeschwenkt
sei. Wenn dieser die Medikamente wieder von der griechischen Apotheke
bezogen haben sollte, sei ihr das nicht vorzuwerfen. Das Unternehmen
«war mein Vertragspartner mit allen erforderlichen Genehmigungen und
ich muss nicht nachprüfen, woher dieser die Medikamente bezieht»,
sagte Krautz-Zeitel.
Auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft beteuerte die Angeklagte auch,
sie habe nicht gewusst, von welchem Ort aus die Medikamente
verschickt wurden: «Die Übergabe erfolgte bei uns im Haus», erklärt
e
Krautz-Zeitel dazu lediglich.
Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) musste im
August 2018 zurücktreten, weil das Landesgesundheitsamt angeblich
trotz frühzeitiger Hinweise auf einen illegalen Handel nicht
ausreichend eingeschritten sein soll. Dafür hatte Golze die
politische Verantwortung übernommen.
Für den Prozess sind noch 18 Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil
könnte dann Anfang März gesprochen werden.
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