Deo-Mutprobe im Netz - Wenn Trends zur Gefahr werden Von Lilli Kleine und Gisela Gross, dpa
Wenn Jugendliche durch waghalsige Mutproben nach Anerkennung und
Zugehörigkeit streben, kann das auch schief gehen. Experten warnen
vor der steigenden Gefahr durch Selbstinszenierung in den sozialen
Medien.
Berlin (dpa) - Die schärfsten Chips der Welt essen, über Bahngleise
rennen oder sich selbst mit einem Sprühdeo Erfrierungen zufügen - was
klingt wie zusammenhanglose Spinnereien, sind tatsächlich Mutproben,
die in sozialen Medien die Runde machen. Sogar das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) warnt vor solchen mitunter lebensgefährlichen
Mutproben.
Von Verbrennungen bis hin zu Atemlähmungen
Denn bei der sogenannten Deo-Challenge sprühen sich Menschen - vor
allem Teenager - solange Deo auf die Haut, wie sie es aushalten. Im
Extremfall können innerhalb weniger Sekunden Temperaturabsenkungen
auf bis zu -30 Grad erreicht werden, hieß es. Neben Schmerzen drohten
massive Hautschädigungen, das betroffene Hautareal könne absterben.
Bei einer zweiten Version der Challenge werden Aerosole von Deospray
eingeatmet. Das kann laut dem Institut «unmittelbar zu
Bewusstseinsverlust, Herzversagen und Atemlähmung führen». Schwere
Verläufe könnten tödlich enden oder zu einem dauerhaften Hirnschaden
führen.
Der gefährliche Trend fließt auch in Ermittlungsarbeiten ein. So
sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft nach einem Unfall in
Oberhausen (NRW): «Wir prüfen auch, ob die Explosion im Zusammenhang
mit den aktuell im Umlauf befindlichen Deo-Challenges steht.» Eine
22-Jährige hatte sich Mitte September bei einer Explosion von
mutmaßlich einer großen Menge Deodorant schwer verletzt.
Sind soziale Medien schuld?
Die Challenge verbreitet sich durch Clips, in denen Menschen sie
unter den entsprechenden Hashtags ausführen, in sozialen Medien. Doch
Plattformen wie Tiktok sind laut Kommunikationswissenschaftler
Jan-Hinrik Schmidt auf keinen Fall ein alleiniger Auslöser für die
halsbrecherischen Tests. «Mutproben sind ein Phänomen, das vermutlich
schon seit Jahrhunderten existiert, um die anderen zu beeindrucken,
indem man über seine Grenzen hinausgeht», sagte Schmidt der Deutschen
Presse-Agentur am Freitag. Er forscht am Leibniz-Institut für
Medienforschung zu sozialen Medien.
In der Pubertät probieren sich Jugendliche demnach aus und testen
Grenzen aus. «Da geht es dann auch darum, sich mit bestimmten Gruppen
zu identifizieren», erklärt Schmidt weiter. Manchmal seien Mutproben
eine Art «rites de passage», also eine Aufnahmeprüfung. Besonders da
haben die Tests also eine gesonderte identitäts- und gruppenbildende
Funktion. Es ginge um Anerkennung, Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit.
Soziale Medien verstärken laut dem Kommunikationsforscher diesen
Effekt: «Man kann sich selber präsentieren und seine persönliche
Öffentlichkeit schaffen. Diese Möglichkeit gab es vorher nicht».
Besonders durch das ständige Teilen von Fotos und Videos bekräftigen
Jugendliche nicht nur ihre sozialen Beziehungen, sondern erhöhen auch
den Druck untereinander.
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