Lob und Kritik für Programm zu medizinischer Versorgung im Landtag
Trotz Gegenmaßnahmen fehlt es weiter nicht nur an Hausärzten in
Sachsen. Hunderte Stellen sind unbesetzt, vor allem auf dem Land -
bei zunehmenden Altersabgängen in der Ärzteschaft und wachsender
Patientenschaft.
Dresden (dpa/sn) - Die seit 2019 umgesetzten Maßnahmen zum Erhalt der
medizinischen Versorgung in Sachsen reichen aus Sicht des Landtages
nicht aus. Es brauche weitere Anstrengungen und innovative Ideen, um
den bestehenden Ärztemangel zu mindern und den wachsenden
Behandlungsbedarf im Zuge einer älter werdenden Gesellschaft künftig
zu bewältigen, stellten Vertreter aller Fraktionen am Mittwoch im
Parlament in einer Aktuellen Debatte fest. Daher müsse das
20-Punkte-Programm 2030 schneller umgesetzt und weiterentwickelt
werden. «Wir sind auf gutem Weg», sagte Gesundheitsministerin Petra
Köpping (SPD) und dankte «allen, die sich konstruktiv beteiligen».
Die Folgen des demografischen Wandels, weniger Fachkräfte und mehr
Patienten, erforderten, «dass wir neue Wege gehen müssen», bestätig
te
sie. Man wisse um die Lücken im Gesundheitssystem. Nach Angaben der
Ministerin ist der Ausbau der Studienkapazitäten im Bereich Human-
sowie Zahnmedizin bereits angemeldet, sondiert wird das auch im
pharmazeutischen Bereich, auch im Studien-Projekt an der Universität
Pécs (Ungarn). Und analog zu der 2022 etablierten Landarztquote werde
mit Kammern und Verbänden über eine Landzahnarztquote gesprochen.
«Aber es braucht alles Zeit.»
Zusätzliche Studienplätze, mehr Aus- und Weiterbildung
Zusätzliche Studienplätze auch mit erleichtertem Zugang sind Teil des
«20-Punkte-Programms - Medizinische Versorgung 2030», wie Lehrpraxen
im ländlichen Raum, mehr Angebote für Aus- und Weiterbildung oder
Unterstützung für Berufseinsteiger. «Es stimmt, die gestiegene
Ärztezahl hat nicht dazu geführt, dass der Mangel aufgehalten wurde»,
sagte Simone Lang von der SPD-Fraktion, die die Debatte beantragt
hatte. «Wir müssen die vorhandene Expertise mehr Menschen zuteil
werden lassen.»
Fehlende Fachkräfte, wachsende Patientenschaft, mehr Bürokratie und
komplizierte Prozesse durch Digitalisierung, veränderte Ansprüche an
Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Freizeit, so skizzierte
Alexander Dierks (CDU) die Lage. Seine Fraktion sieht Defizite nicht
bei der Ärztezahl - pro Jahr würden 100 ausgebildet, was für
medizinische Qualität spreche -, sondern bei der Infrastruktur, wo
auf eine Kombination von ambulantem und stationärem Sektor gesetzt
werden sollte.
Die AfD-Fraktion forderte mehr Tempo, die Unterversorgung sei
«schlimmer» geworden, konstatierte Dietmar Frank Schaufel unter
Verweis auf aktuell 522 unbesetzte Hausarztstellen. Die Linke sieht
Defizite beim Thema Digitalisierung. Zudem müssten Facharztbereich
und medizinische Fachangestellte in den Fokus genommen werden, sagte
Susanne Schaper.
Lange Medizinerausbildung, Arbeiten in eigener Praxis unattraktiver
Markus Scholz (Grüne) verlangte, dass die Zahnmedizin mitgedacht
werden muss, wo ebenso Altersabgänge drohten. Unter Verweis darauf,
dass die lange Medizinerausbildung erst mittel- und langfristig
wirke, «brauchen wir weiter Maßnahmen, die kurzfristig helfen». Es
gehe um gute Arbeits- und Lebensbedingungen in ländlichen Regionen
und Voraussetzungen dafür, dass junge Ärzte ihren Beruf angestellt,
im Team und in Work-Life-Balance ausüben könnten.
Der Schwerpunkt des Programms liege auf Personalgewinnung statt
modernen Versorgungsstrukturen, kritisierte Erik Bodendieck,
Präsident der Landesärztekammer, vor der Landtagssitzung. Obwohl die
Ärzteschaft deutlich gewachsen sei, «ist ärztliche Versorgung
insbesondere im ländlichen Raum immer weniger gesichert». Arbeiten in
eigener Praxis werde immer unattraktiver, Infrastrukturmaßnahmen
griffen nur schwer - wie die Digitalisierung - und die unmittelbare
und mittelbare bürokratische Belastung habe «ein unerträgliches Maß
»
erreicht. Die «innere Emigration» in der Ärzteschaft wachse - mit
negativer Auswirkung auf potenziellen Nachwuchs.
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