Pflege-Report: Regionale Unterschiede bei Pflegequalität im Heim
Mehr als jeder zehnte Bewohner eines Pflegeheims in NRW bekommt
Beruhigungsmittel über zu lange Zeit. In anderen Bundesländern wird
weniger verordnet. Das hat die AOK bei der Analyse von
Abrechnungsdaten herausgefunden.
Dortmund/Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei der Versorgung der Bewohner in
Pflegeheimen gibt es nach einer bundesweiten Auswertung deutliche
regionale Qualitätsunterschiede. Im untersuchten Jahr 2021 seien
problematische Dauerverordnungen von Schlaf- und Beruhigungsmitteln
in Heimen in Nordrhein-Westfalen festgestellt worden, erklärte der
Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) am Dienstag bei
Vorstellung des Pflege-Reports 2023. In 45 der 53 Kreise und
kreisfreien Städte in NRW habe es auffällige Ergebnisse gegeben.
In NRW erhalten demnach 12,8 Prozent der pflegebedürftigen
Heimbewohner bedenklich viele derartige Medikamente. Im Saarland sind
es sogar 14,9 Prozent. Die Bundesländer Brandenburg und Thüringen
haben mit 3,5 Prozent die bundesweit niedrigste Quote.
Nach AOK-Angaben sollten Pflegebedürftige höchstens vier Wochen mit
Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt werden. «Denn bei
Dauereinnahme drohen unter anderem Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr
und die Entstehung von Angstgefühlen, Depressionen und Aggressionen»,
sagte Antje Schwinger, die zuständige Forschungsbereichsleiterin beim
Wissenschaftlichen Institut der Krankenkasse.
Auch innerhalb von Westfalen-Lippe wurden erhebliche Unterschiede bei
der Dauerverordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln festgestellt.
Die geringsten Werte wurden in Bochum mit 9,2 Prozent und
Gelsenkirchen mit 10,4 Prozent ermittelt. Die höchsten Werte hätten
mit 19,9 Prozent in Olpe und 18,3 Prozent in Münster vorgelegen,
teilte die AOK NordWest in Dortmund mit. Die Auswertung mache
deutlich, dass «ein ernsthaftes Versorgungsproblem» bestehe.
Nach Ansicht von Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung
Patientenschutz, reicht eine Übersicht allein auf Kreisebene nicht.
Benötigt werde ein permanentes Monitoring des Einsatzes von
Psychopharmaka für jede Einrichtung in der Langzeitpflege. «Die
Menschen wollen wissen, wie die Situation vor Ort aussieht», sagte
Brysch. Transparenz sei die Voraussetzung für den Rückgang der
ruhigstellenden Medikamente.
In den Pflege-Report flossen die Abrechnungsdaten der Krankenkasse
ein. Insgesamt wurden Daten von rund 350 000 Pflegeheim-Bewohnern ab
60 Jahren untersucht. Das entspreche etwa der Hälfte aller stationär
versorgten Pflegebedürftigen in Deutschland.
Regionale Unterschiede ergab die Studie auch in weiteren Bereichen,
etwa bei Krankenhausaufenthalten von Demenzkranken wegen
Flüssigkeitsmangels.
Laut AOK soll der Qualitätsatlas Pflege zur Verbesserung der
Versorgung beitragen und sich vor allem an die Akteure vor Ort
richten. «Die Ergebnisse sind teilweise ernüchternd», meinte Thomas
Meertz, Bereichsleiter Pflege bei der AOK Rheinland/Hamburg in
Düsseldorf. Man wolle darüber mit Vertretern aus Pflege, Ärzte- und
Apothekerschaft sprechen.
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