Expertin fordert Schmerzforschung für alle
Mannheim/Münster (dpa) - In der Schmerzforschung müssen nach Ansicht
einer Wissenschaftlerin die Bedürfnisse und biologischen
Voraussetzungen von Frauen stärker berücksichtigt werden. «Lange
wurden Frauen von Arzneimittelstudien ausgeschlossen, und das obwohl
sie häufiger von Schmerzerkrankungen betroffen sind als Männer»,
sagte die Schmerzforscherin Daniela Rosenberger von der Uniklinik in
Münster der Deutschen Presse-Agentur.
Manche Schmerzmittel wirkten bei Frauen anders, was zu
Unverträglichkeiten oder Fehldosierungen führen könne. «Der weiblic
he
Körper nimmt Medizin anders auf, verteilt sie anders und baut sie
auch anders ab als der männliche Organismus», erläuterte die
Anästhesiologin im Vorfeld des Kongresses der Deutschen
Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft in Mannheim vom 18. bis 21. Oktober.
Die unterschiedliche Wirksamkeit sei etwa beim gängigen Schmerzmittel
Paracetamol nachweisbar. Auch hormonelle Unterschiede können sich auf
die Schmerzwahrnehmung auswirken: Beim Mann dämpfe das Testosteron
die Schmerzempfindlichkeit, während nach Studien Progesteron und
Östrogen bei Frauen den Schmerz eher förderten. Auf diesem Gebiet
gebe es noch erheblichen Forschungsbedarf.
Viele Diagnosen orientierten sich eher an Merkmalen, wie sie bei
Männern in typischer Weise auftreten. Das gelte etwa für die
Anzeichen von Herzinfarkt, der oft mit starken Schmerzen hinter dem
Brustkorb samt Ausstrahlung in den linken Arm assoziiert wird.
Weniger bekannt sei allgemein, dass sich bei Frauen ein Herzinfarkt
auch mit Übelkeit und Oberbauchschmerzen ankündigen könne.
Rosenberger wünscht sich eine Schmerzforschung in Universitäten und
Pharmaunternehmen, die alle Geschlechter einschließt und individuelle
Risikoprofile wie den allgemeinen Gesundheitszustand, Alter, Gewicht
und Vorerkrankungen umfasst. «Die Standardfrage nach dem
individuellen Schmerzempfinden auf einer Skala von Null bis Zehn
greift viel zu kurz.»
Nach Angaben der beiden Fachgesellschaften leiden Millionen Menschen
in Deutschland an andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen. Zehn
Jahre vergingen im Schnitt, bis die richtige Diagnose gefunden werde.
Ob durch Bandscheibenvorfall oder Migräne, nach Operationen oder
Tumorerkrankungen, durch Verschleiß, seelische Belastungen oder
Nervenleiden - die Ursachen für Schmerzerkrankungen sind vielfältig.
Die Folgen können gravierend sein, wie Rosenberger betonte. Viele
Betroffene sind demnach in ihrer Bewegung eingeschränkt, schlafen
schlecht, können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen oder geraten in
soziale Isolation.
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