Tabakbranche im Wandel: Kippen-Nachfrage sinkt, E-Zigaretten im Trend
Sie schmecken nach Apfel oder Minze, und selbst Omas Vanillepudding
ist als Aromasorte zu haben: E-Zigaretten gewinnen in der Kundengunst
deutlich an Boden. Das merkt man auch auf dem Branchentreff
Intertabac, wo sogar Tabakriesen Alternativen zur Kippe bewerben.
Dortmund (dpa) - Deutschlands E-Zigarettenbranche setzt ihren Boom
fort. Der Umsatz mit Geräten, Flüssigkeiten und Zubehör wird in
diesem Jahr schätzungsweise bei 810 Millionen Euro liegen und damit
40 Prozent höher sein als 2022, wie der Verband Bündnis für
Tabakfreien Genuss (BfTG) am Donnerstag bei der Messe Intertabac
in Dortmund mitteilte. 2022 gab es ebenfalls ein Plus von 40 Prozent.
Bei Zigaretten geht es hingegen bergab. Zwar legte der Absatz in
diesem Jahr bisher etwas zu, bis Jahresende wird dieses Plus laut dem
Tabak-Branchenverband BVTE aber auf null schrumpfen. 2022 wurde
ein Rückgang von 8,3 Prozent verzeichnet. Auch für 2024 rechnet der
BVTE mit einem Minus.
Der Boom bei E-Zigaretten liegt auch daran, dass die Dampfgeräte
inzwischen an viel mehr Verkaufsstellen zu haben sind als früher - ob
Tankstellen, Supermärkte oder Kioske. «Fast überall, wo es
Tabakzigaretten gibt, gibt es auch E-Zigaretten», sagte BfTG-Chef
Dustin Dahlmann. «Das freut uns sehr, denn wir wollen die Raucher
dort erreichen, wo sie ihre Zigaretten kaufen.» E-Zigaretten
enthalten deutlich weniger Schadstoffe, was die Branche als
Verkaufsargument heranzieht - nach ihrer Darstellung können Raucher
das Gesundheitsrisiko erheblich reduzieren, wenn sie umsteigen.
Mediziner warnen aber vor den Folgen. «Das Aerosol von E-Zigaretten
ist zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich weniger schädlich als
der Rauch von Tabakzigaretten, aber es ist gesundheitlich
bedenklich», heißt es vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Für Kritik sorgen auch Einweg-E-Zigaretten, die im Müll landen und
nicht aufgeladen oder nachgefüllt werden können. Umweltschützer
werten das als Ressourcenverschwendung. Den Zahlen des BfTG zufolge
sind solche Wegwerfartikel noch immer ein Massengeschäft, ihr Anteil
am Verdampfer-Gesamtmarkt sank aber in einem Jahr von 40 auf 30
Prozent. Dahlmann wertet das als Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Allerdings sind Alternativprodukte, die noch recht neu auf dem Markt
sind und stark im Kommen sind, auch nicht wirklich
nachhaltig: Bei Mehrweg-E-Zigaretten wird das Elektrogerät behalten
und wieder aufgeladen, die Kartusche (Pod) mit der Flüssigkeit
(Liquid) hingegen weggeworfen - das verursacht Plastikmüll. Solche
Produkte machen 15 Prozent des Marktes aus. Der Rest entfällt auf
klassische E-Zigaretten, bei denen sowohl der Akku wieder aufgeladen
als auch das Flüssigkeitenbehältnis wiederbefüllt wird.
Der Boom der E-Zigarette ist auf der Dortmunder Messe, die als
weltgrößter Branchentreff gilt, deutlich zu sehen: Von den 680
Ausstellern sind schon 150 aus der Vaping-Branche, Tendenz steigend.
Auch andere Alternativen zum klassischen Glimmstängel sind im Kommen,
etwa Tabakerhitzer. Bei diesen von den Tabakriesen Philip Morris,
BAT und JTI hergestellten Produkten wird Tabak nur heiß gemacht und
nicht verbrannt, wodurch weniger Schadstoffe freigesetzt werden.
Die sinkende Nachfrage nach klassischen Tabakwaren bekommt auch der
Fachhandel zu spüren. Torsten Löffler vom Bundesverband des
Tabakwaren-Einzelhandels sagte aber, dass die Einbußen
überkompensiert würden durch die Alternativprodukte. «Wir müssen di
e
E-Zigarette voranbringen», sagte er. «Wir verdienen heute noch das
meiste Geld mit Zigarette und Co, aber wer morgen noch mitspielen
will, muss sich den risikoreduzierten Alternativen stellen.»
Und was machen deutsche Mittelständler, die trotz dieses Trends zu
schadstoffreduzierten Produkten voll auf Tabakwaren setzen? Michael
von Foerster vom Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR)
vertritt elf solcher Firmen, die zusammen insgesamt rund 5000
Beschäftigte haben und Pfeifentabak, Feinschnitt, Zigaretten und
Zigarren herstellen - darunter Pöschl (Bayern) und von Eicken
(Schleswig-Holstein). «Wir sind relativ stabil und werden in den
unterschiedlichen Bereichen nachhaltig weiterexistieren», sagte der
Hauptgeschäftsführer: «Wir sehen sehr positiv in die Zukunft.»
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