Mehr Nachschub bei Kinderarzneien - «Bitte keine Hamsterkäufe» Von Sascha Meyer, dpa

Die typische Erkältungszeit naht. Und viele Familien haben noch vor
Augen, wie schwierig manche Medikamente für Kinder im Herbst und
Winter 2022 zu bekommen waren. Sieht es damit jetzt besser aus?

Berlin (dpa) - Eltern können aus Sicht von Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach in diesem Winter auf eine stabilere Arzneiversorgung
für ihre Kinder zählen - auch mit gegenseitiger Rücksichtnahme. «Wi
r
sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr», sagte der
SPD-Politiker am Donnerstag nach einem Gespräch mit Vertretern von
Apotheken, Ärzten und Herstellern in Berlin. Die Produktion etwa von
Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika habe im Vergleich zum
Winter 2022 deutlich gesteigert werden können. Wenn nun keine große
Infektwelle komme, werde man dem Problem Herr werden können. Zugleich
appellierte Lauterbach an die Eltern: «Bitte keine Hamsterkäufe.» Die

Pharmabranche forderte auch generell bessere Produktionsbedingungen.

Lauterbach rief zu Solidarität beim Kauf von Kindermedikamenten auf:
«Ein kleiner Hausvorrat ist immer sinnvoll.» Horten sei es aber
nicht. «Wenn wir uns hier zusammennehmen, dann wird uns das Gleiche
gelingen, was uns auch in der Gaskrise im letzten Winter gelungen
ist», sagte der Minister. «Knappheit war angesagt. Die Menschen haben
sich vernünftig verhalten, und wir sind gut durchgekommen.»

In der vergangenen Erkältungssaison waren nach einer Infektwelle
Lieferprobleme etwa bei Fieber- und Hustensäften eskaliert. Um den
Nachschub von Medikamenten besonders für Kinder abzusichern, trat im
Juli bereits ein Anti-Engpass-Gesetz in Kraft. Als Sicherheitspuffer
macht es Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Mittel
zur Pflicht. Im Blick stehen nun aber schneller wirkende Maßnahmen.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel hat eine «Dringlichkeitsliste»
mit gut 30 Kinderpräparaten veröffentlicht, die derzeit mit höchster

Priorität zu besorgen sind. Darauf stehen verschiedene Antibiotika,
Nasentropfen, fieber- und schmerzlindernde Säfte und Zäpfchen.

- Die Pharmabranche: Die Produktion habe teils um bis zu 100 Prozent
gesteigert werden können, berichtete Lauterbach. Werke seien sieben
Tage die Woche rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb aktiv. «Wir
sind wirklich an das technische Maximum gegangen», sagte der
Deutschlandchef des Unternehmens Teva, Andreas Burkhardt, der auch
Vorsitzender des Verbands der Hersteller patentfreier Medikamente
(Pro Generika) ist. Es gelte aber, über nachhaltige Verbesserungen zu
sprechen, um nicht nächstes Jahr wieder genauso da zu stehen. Nötig
seien unter anderem Investitionsanreize für Kapazitätserweiterungen.

- Die Apotheken: Apotheken sollen mehr Flexibilität bekommen, um bei
fehlenden Mitteln ausweichen zu können. So soll es leichter werden,
die Darreichungsform etwa von Tropfen zu Tabletten zu wechseln, ohne
dass extra Rücksprache mit dem Arzt oder ein neues Rezept nötig sind.
Auch ein Ausweichen auf andere Packungsgrößen soll einfacher sein.

- Die Ärztinnen und Ärzte: Viele Praxen wappnen sich schon für die
Erkältungssaison. Man müsse sicher auch wieder von einer Infektwelle
ausgehen, machte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und
Jugendärzte, Thomas Fischbach, deutlich. Der Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, sprach von
einer wichtigen Nachricht für Familien, dass man vor einer
günstigeren Ausgangssituation stehe. Das sei aber zunächst «ein
Zwischenschritt».

- Die Familien: Was genau bedeutet der Appell, nicht zu horten? Das
sei eine Augenmaßentscheidung, sagte Lauterbach. Da Fieber oft über
Nacht auftrete, sei «eine kleine Reserve» Fiebersaft gut, um sofort
reagieren zu können. Fischbach erläuterte, es gehe darum, dass sich
Eltern helfen könnten, wenn das Kind nicht direkt zum Arzt müsse. Das
könne mit einer Flasche Ibuprofensaft gelingen. Die Präsidentin der
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina
Overwiening, sagte, es passe, 100 Milliliter Fiebersaft da zu haben.

Lauterbach sagte, wenn es nun eine starke Grippewelle und eine starke
Welle von Infektionen mit Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) geben
sollte, seien Engpässe nicht komplett auszuschließen. Sollte es dazu
kommen, würden zusätzliche Importe ermöglicht. Im Ministerium soll
zur Beobachtung und schnelleren Reaktion für Herbst und Winter ein
wöchentlich tagender Steuerungskreis eingerichtet werden. Von der
Opposition kam Kritik. Unions-Fachpolitiker Tino Sorge (CDU) sagte,
Lauterbach setze hektisch auf das Prinzip Hoffnung. Und Probleme
beträfen bei weitem nicht nur den Bereich der Kinderarzneimittel.

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